In den Keller gehen

„Mh. Alles in Ordnung. Es sind nur ein paar Flaschen Medizin zu Bruch gegangen.“ antwortete die junge Frau murmelig auf die Frage des Seraphen. „Nein, ich habe sie noch nie gesehen. Ich weiß nicht genau... mh. Sie waren beide groß, nicht ganz 2 Meter vielleicht, und ziemlich breit. Nein, nicht dick, nur breit. Trainiert, ja.“ sie nickte. „Vielleicht 30 oder 40 Jahre alt, ich kann das nicht gut schätzen. Der eine hatte kurze braune Haare, der andere schwarze. Waren ziemlich ungepflegt und hatten verschlissene Kleidung an. Der Braunhaarige hatte ganz viele Pickel im Gesicht.“ Am Blick des Ordnungshüters konnte sie sehen, was er von ihrer Beschreibung hielt. Natürlich: Auf diese Beschreibung passten vermutlich dutzende, wenn nicht gar hunderte Männer. Sie wusste das genauso gut wie ihr Gegenüber. „Nein, keine Narben. Nein, auch keine Tätowierungen. Habe zumindest keine gesehen.“ sie zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. Der Seraph seufzte.




Nicht viel später fand sie sich in der erst vor kurzem ins Leben gerufenen „Medizinküche“ wieder, Handbesen und Schaufel in Händen, um die Spuren ihres ungeladenen Besuches zu beseitigen.
„Alles in Ordnung, es sind nur ein paar Flaschen Medizin zu Bruch gegangen.“ erzählte sie sich selbst murmelig. Sie musste ungewollt schmunzeln: Was für Trottel machten Ärger in einem Haus, das so zentral gelegen war wie dieses? Und dann noch in Zeiten des Aufruhrs, wo eine Seraphenpatrouille nach der nächsten vorbei kam? Jedem zum Denken fähigen Wesen musste doch klar sein, dass solcherart Geschrei und Geschepper sofort bemerkt werden würde.
Das Schmunzeln wurde zu einem Grinsen, bevor dieses von leisem Glucksen abgelöst wurde.
Menschen waren eben dumm. Was für Trottel.


„Du machst mit dieser Kaschemme ehrenhaften, schwer arbeitenden Menschen das Leben schwer, musst du wissen.“ hatten sie gesagt, bevor das erste Glas fiel. „Weißt du eigentlich, wie viel Geld so n Medizinzeug wert ist gerade?“


Hannahs Glucksen verstummte - Die Dummheit der anderen war wohl ihr größtes Glück gewesen. Einmal mehr ließ sie den Blick ruhig durch die Wohnküche schweifen, tapste dann gemächlich durch den kleinen Durchgangsraum und die Treppen zum Keller hinab, bevor ihre Beine abrupt unter ihr nachgaben.


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