Der neue Hausherr (Marie)

„Meinst du nicht, du musst mal etwas wegen deinen Händen unternehmen, Marie? Sie sind schon wieder ganz rot.“


Carla sitzt auf der Theke des Wäscheregals und lässt die Beine baumeln, während sie genüsslich in den Apfel beißt. Carla ist irgendwie immer am essen. Und ausgerechnet sie darf mit Oma Luise in der Küche arbeiten. Und unfairerweise wiegt sie nicht mal ein Gramm zu viel, wie Marie immer wieder neidvoll feststellen muss.
Sie selber hängt mit beiden Händen im Waschzuber, um die Tischdecke wieder sauber zu bekommen. Tatsächlich brennen ihre Hände sogar leicht vom Waschmittel.


„Das liegt nur an dem Teppichreinigungszeug. Wenn du nicht gestolpert wärst und die Marmelade fallen gelassen hättest…“ murrt sie leise und legt ihre Wut als Energie auf das Tischtuch.


„Du weißt, dass es keine Absicht war.“ Schmollt sie leise. Immerhin hat sie den Anstand Reue zu zeigen. Aber geschickt versucht sie mal wieder das Thema zu wechseln. „Hattest du nicht mal eine Creme für deine Hände?“


„Ja, hatte ich mal. Aber die ist mir inzwischen ausgegangen. Und neue kann ich nicht kaufen. Das Geld reicht ja so schon kaum noch zum Leben. Oma macht sich inzwischen richtig Sorgen.“


„Verstehst du denn, warum es so lange dauert, bis wir einen neuen Hausherrn bekommen? Sollte das nicht längst entschieden sein?“


„Nein, ich habe keine Ahnung, Carla.“ Weiter wird energisch das Tuch geschrubbt. Je eher sie damit fertig ist, umso eher kann sie ihrer gereizten Haut auf den Händen Ruhe gönnen.
„Wie kann das denn sein? Du bist doch ständig bei diesem Owen. Sagt er denn nichts dazu?“


„Hör auf, der Typ ist mir total unheimlich.“ Carla blickt zu ihrer Schwester Margarette rüber, die Marie beim Wäsche zusammenlegen hilft und leise vor sich hin schimpft. „Er schaut immer so böse, fast schon kriminell. Er weiß nicht einmal, was er hier soll. Der kann nie und nimmer Hausherr werden. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er wirklich der Sohn von dem alten Crovelt ist. Der sieht ihm überhaupt nicht ähnlich.“


„Naja stimmt schon. Eine Augenweide ist er nicht gerade.“ Carla seufzt leise und beißt wieder vom Apfel ab. „Reginald sieht da erheblich besser aus. Ich denke, ihn hätte ich gerne als Hausherren.“ Verschmitzt lächelt sie in sich hinein.


„Hmpf, typisch, Carla. Reginald hat doch nur seine Elementardingsmagie im Kopf. Sicher will er bald zurück auf die Universität, wo er den Frauen den Hof macht. Aber er wäre immer noch besser als Ronald. Auf einen weiteren Schläger kann ich gerne verzichten. Weißt du noch, wie er Marie mal als Junge ins Gesicht geboxt hat, weil sie ein Glas fallen ließ? Die Arme war doch damals erst neun Jahre alt.“


„Aber unsere Marie war damals auch wirklich tollpatschig.“ Carla lacht leise.


„Aber nicht so sehr wie du heute, Carla.“ Zischt Marie leise. „Seid ihr beiden jetzt eigentlich nur hier, um zu tratschen? Oder wollt ihr mir noch helfen, das hier fertig zu bekommen?“


„Jetzt schimpf doch nicht so, Mariechen.“ Carla schlägt die Beine übereinander und beißt wieder von ihrem Apfel ab.


„Doch, ich muss schimpfen. Owen scheint nun mal der erste in der Erbreihenfolge zu sein und meiner Meinung nach kommen wir mit ihm am besten weg. Er muss sich noch in seiner Rolle einfinden, aber er ist nicht grob, verlangt nicht zu viel und scheint tatsächlich für jede Hilfe dankbar zu sein. Außerdem scheinen seine Freunde auch nett zu sein. Nicht so wie die Kerle und die Weiber, die der Alte immer eingeladen hat. Das war einfach nur noch widerlich."


Carla und Margarette blicken sich einen Moment lang verdutzt an ehe sie beide anfangen zu grinsen.
„Marieeee~. Du scheinst Owen ja sehr zu mögen, wenn du ihn so verteidigst. Wusste gar nicht, dass du auf Säufer stehst. Naja, zu haben ist er ja wohl noch. Also halt dich mal ran.“


„So ein Blödsinn, Carla. Ich betrachte die Situation einfach nur logisch.“ Das Tischtuch wird aus dem Zuber genommen und grob mit ganzer Kraft ausgewrungen. „Bisher ist Owen einfach nur nicht so ein Arsch, wie seine Brüder.“


„Was nicht ist, kann noch werden, Mariechen. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“


„Das wird sich zeigen.“ Murmelt Marie nur leise. „Manche Äpfel kullern ein ganzes Stück weg vom Baum.“


„So oder so, ich hoffe, die Typen entscheiden sich bald mal, bevor Oma anfängt eigene kleine Blechmünzen herzustellen.“

Kommentare 4

  • Omas Münzfabrik, das hätte doch was. Würde so viele finanzielle Probleme lösen.

  • vielen lieben dank ihr Beiden. Ich freu mich einfach jedes mal über eure Kommentare <3

  • Endlich erkennt mal jemand Owens Potential! :thumbup: *g*
    Eine schöne Geschichte, die mich sehr gefreut hat, und die sich unglaublich angenehm lesen lässt - gerne mehr davon!

  • Du bist echt toll!
    Schön wie du alle Infos verwoben und benutzt hast. Hatte Spaß beim Lesen.
    Willkommen Marie im Chaos