Tagebuch einer Kammerzofe (1)

Jahr 1323 AE , 7. Tag des Zephyrs
Dem Herrn ist kalt, darum schüren wir stehts das Feuer. Aufgrund des sprunghaften Wetters verlässt kaum jemand das Anwesen, nur die Lieferanten treten ständig aus und ein, bringen so die eisige Luft von draussen mit sich. Dem Herrn geht es nicht gut. Seit Tagen hockt er in seinem Sessel vor dem Kamin und liest. Natürlich findet er zur Abendstunde seinen Weg in das Bett, doch Tagsüber findet man ihn nur dort vor. Ich glaube er ist einsam, fühlt sich ungebraucht und leer. Er war ein Witzbold, ein ungewöhnlich offenherziger Vertreter des Adels. Doch dann starb die Frau und nun versinkt er lieber in den Welten seiner Bücher.


Jahr 1323 AE , 16. Tag des Zephyrs
Der Herr ist gegangen. Eine Reise zu seinem eigenen Ich sagte er. Niemand durfte ihn begleiten, wenn gleich ich glaube, das einige Wachen ihm heimlich gefolgt sind. Hoffentlich werden die nicht erwischt. Sollte er mitbekommen, dass sie ihm nachstellen wird er sicher böse. Auch wenn ich nicht verstehe wieso, er wirkte Motiviert und ich denke, das ist ein gutes Zeichen nicht wahr? Hab ihn lange nicht mehr so feurig erlebt. Das Wetter hat sich kaum bessert, hoffentlich holt er sich keine Erkältung.

Jahr 1323 AE , 29. Tag des Zephyrs
Es ist nichts zu tun, hat er seine Dienerschaft doch alleine in diesem riesigen Anwesen zurückgelassen. Einige nutzen das aus. Sie sitzen in seinen Sesseln, lesen seine Bücher und trinken seinen Wein. Ich nicht. Ich bin anständig. Verraten werde ich sie wohl nicht, will ja hier in Ruhe Arbeiten können. Der Herr ist nun bereits eine Weile ausser Haus, das Wetter ist noch immer bescheiden und im Haus steht der Dreck. Ich tue mein möglichstes, doch ich kann nicht die Arbeit derer erledigen, die nun auf der Faulen Haut liegen. Ich kann nicht. Das ist einfach zu viel für mich.


Jahr 1323 AE , 37. Tag des Zephyrs
Der Herr ist zurückgekehrt. Hatte ihn sobald nicht erwartet. Noch immer herrschte das Chaos im Anwesen also rechnete ich mit dem Schlimmsten. Überraschenderweise schien es ihn jedoch nicht zu stören. Ob es an der Frau und dem kleinen Mädchen lag, welche er wohl aufgelesen und mit sich genommen hatte? Ich weiß es nicht, aber ich freue mich dennoch. Dem Herrn scheint es nach seiner Reise gut zu gehen, er lächelt und hat wieder eine gesunde Hautfarbe. Nun, ganz im Gegensatz zu den beiden.


Jahr 1323 AE , 42. Tag des Zephyrs
Der Herr lacht viel. Allerdings scheint er uns kaum noch zu benötigen oder gar war zu nehmen. Man bekommt das Gefühl, die Ältere der Beiden hat ihn gänzlich vereinnahmt. Seine Augen strahlen, doch irgendwas ist komisch. Nachts hört man jemanden durch die Gänge schleichen. Ich vermute, sie gibt sich ihm hin. So kurz nach dem Ableben seiner Frau, ein Schelm wer was böses dabei denkt. Die Kleine hingegen zeigt sich kaum. Verbringt die meißte Zeit damit in ihrem Zimmer zu sitzen. Ab und zu wirft sie einen Blick auf den Flur, sobald ich sie grüße fällt die Türe jedoch wieder in das Schloss. Etwas verstörend.

Kommentare 4

  • Alles voller Pizzaschachteln nun! Schöner Verlauf, hat sich ja doch noch zum happyend gemausert...? Bis auf diesen letzten Satz.... *walkingdeadintromusik o.ä. einfügen*

  • Oh! <3 Das finde ich wirklich sehr gut. Ungewohnter Blickwinkel, schön erzählt.