Tagebuch einer Kammerzofe (2)

Jahr 1323 AE , 89. Tag des Zephyrs
Hatte wenig Zeit zum schreiben. Der Herr gibt keine Anweisungen mehr, dafür die ältere der Beiden Besucher. Sie kommandiert uns rum. Sie tut so, als wäre sie die Herrin des Hauses. Der Herr selbst hüllt sich in Schweigen, scheint also damit einverstanden zu sein. Heute hat sie bei Tisch davon geschwärmt, wie gerne sie sich mit Alchemie die Zeit vertreiben würde. Der Herr ließ sogleich Messer und Gabel fallen um ein entsprechendes Schreiben aufzusetzen. Inventar und Arbeitsmaterial sind geordert. Fühlte sich irgendwie so an, als wollte sie uns zeigen welche Macht sie über ihn hat. Abwarten.


Jahr 1323 AE , 4. Tag des Phönix
Die Kleine hat schreckliche Albträume, schreit und weint Nächte hindurch. Traurig das ganze. Ihre Schwester scheint sich nicht zu scheren, darum versuche ich ihr zu helfen. Sie lässt mich nicht in ihr Zimmer, also setze ich mich vor ihre Türe und rede ihr gut zu. Mehr oder minder erfolgreich. Was für Bilder spuken dem Mädchen nur im Kopf herum das sie derart wehklagt? Ich werde weiter versuchen ein zartes Band mit ihr zu knüpfen, vielleicht offenbart sie es mir eines Tages.


Jahr 1323 AE , 11. Tag des Phönix
Habe schwer geschuftet. Die ersten Teile der Einrichtung sind eingetroffen. Haben den ganzen Tag damit verbracht das Zimmer zu gestalten. Die Dame wollte es düster und schlicht. Grelle Farben und unnötige Dekoration würden nur ihre Konzentration stören. Scheinbar habe ich mich verhoben, liege nun mit Rückenschmerzen im Bett und werde morgen wohl nicht arbeiten können. Sollen die Anderen meine Arbeit erledigen. Hab sowieso noch was gut bei denen. Die Kleine kann noch immer nicht schlafen. Liegt vielleicht auch an den schwülen Abenden.


Jahr 1323 AE , 19. Tag des Phönix
Dem Rücken geht es besser. Kann inzwischen wieder leichtere Aufgaben erledigen. Die Dame ist nun vollständig ausgerüstet und verbringt die meißte Zeit damit, durch Bücher zu blättern und komische Experimente zu machen. Ich habe davon keine Ahnung, kann also nicht deuten was ich beobachte aber es riecht gelegentlich sehr streng. Der Herr schläft ungewöhnlich lange und auch, wenn er wach zu sein scheint wirkt er müde. Das nächtliche Treiben muss kräftezehrend und schweißtreibend sein. Anders kann ich mir das nicht erklären. Das Mädchen, Lineth heißt sie. Scheint als würde ich langsam ihr Vertrauen gewinnen.


Jahr 1323 AE , 25. Tag des Phönix
Sie Schreit und schreit und schreit. Langsam wird die Belegschaft unruhig, denn auch sie können in den Abendstunden kein Auge mehr zu machen. Habe heute die Dame um Hilfe ersucht. Sie schaute mich so komisch an. Eine Mischung aus Gleichgültigkeit und Abneigung, ganz sicher. Ich befürchte es missfällt ihr, wenn sich jemand in ihre Angelegenheiten einmischt. "Sie ist ein kleines Mädchen, das ist normal." waren ihre Worte, dann schloß sie sich in ihr Arbeitszimmer ein. Ein kleines Mädchen ist sie vielleicht, aber sie ist ganz sicher kein Kleinkind mehr. Irgendwas ist hier faul.

Kommentare 4

  • Es wird spookiger. Die Tagebuchform erinnert mich bisschen an einen lovecraftigen Ich-Erzähler.

    • hab nie was von lovecraft gelesen :x lese tatsächlich sehr wenig. Solang ich nich an nen Kinderbuchautor erinner ist alles gut :D

    • Bei Lovecraft gab es oft einen Ich-Erzähler, der zunächst rational berichtet und nach und nach schreckliche, unaussprechlichen Geheimnisse aufdeckt, die ihn schließlich Stück für Stück in den Wahnsinn treiben! O.O

    • au backe. beeinflusse mich nicht xD