MAD ROY: DRAGONKISS APOCALYPSE


MAD ROY: DRAGONKISS APOCALYPSE

Wie ein enthauptetes Pferd rannte der Zentaur noch zwanzig Meter weiter, nachdem er Roys Kettenschwert gespürt hatte, sein Menschentorso abgetrennt. Dann brach er zusammen in einer Wolke aus Schnee, Asche und Funken.
“HRAAH!”, brüllte sie vom Dach der rasenden, dampfbetriebenen Panzerkutsche in den feurigen Eissturm hinein, wischte sich die blutige Hand am nackten Bauch ab. Roy konnte sich nicht mehr erinnern wieso sie eine dieser albernen “Gladiatorinnenrüstungen” trug, die zwar Teile des Körpers mit dickem Metall bedeckten, vitale Bereiche aber gänzlich frei ließen.
Aber bisher hatten ihr weder Weißer Mantel, Zentauren oder die Untoten etwas anhaben können.
Die Dampfkutsche wurde durchgerüttelt, als Cranguz sie durch die Zentaurenherde schmettern ließ. Was die dicken runden Räder nicht plattdrückte, wurde von den Stacheln in Fetzen gerissen. Wellen aus Blut mischten sich mit Schnee und Funken.
“CRAANGUZ!”, brüllte der Charr seinen Namen, ballerte mit seiner riesigen Schrotflinte immer wieder einarmig aus dem Fenster.
“Beichtet!”, rief ein Zentaur mit Menschenkopf und dem Emblem des Weißen Mantels auf der Brust. Er stierte mit roten Augen zu Roy, als er neben der Kutsche herpreschte. Die schweren Panzerstiefel gabe ihr Halt, sie machte einen Ausfallschritt nach vorne, sägte ihm das Emblem aus dem Leib, mit bloßer Faust nagelte sie es neben den anderen viertausend Emblemen auf dem stählernen Kutschendach fest.
“K folgt uns, Sechs Uhr!”, rief Tzup von seiner Kanzel im Heck aus. Der Asura ballerte mit der hundertläufigen Maschinenkanone, die Zentauren reihenweise zerfetzend und verkrüppelnd.
Sie folgte seinem Blick.
Die Vulkane im Ödland von Ascalon leuchteten schwach in der Ferne, über hundert von ihnen mochten ausgebrochen sein. Die lilanen Blitze über der dunklen Wolkendecke wiesen darauf hin, dass einer von den Dreien den Köder geschluckt hatte.
Im Ödland von Kryta sah es nicht besser aus, wenn hier auch weniger Landstriche in lilanem Glühen gebrandmarkt waren. Doch der allgegenwärtige Schneesturm und die explodierenden Vulkane wüteten hier ebenso.
Ihr Gefährt raste auf eine gewaltige Front aus Zentauren des Weißen Mantels zu. Es mochten die letzten von ganz Kryta sein, angeführt von dem spitzbärtigen Kriegsfürst Zentdecus. Roy bereitete sich auf den Einschlag vor, da ertönten Geräusche, Rufe von den Seiten...
“Ioo!! Iooo! Hhhhm!! Hmhm!!! Io!!-Io!!”, ertönte es aus hundert Kehlen. Das konnte nur eins bedeuten... Wilde, blonde Reiter auf braunen Pferden preschten links und rechts an ihnen vorbei, mit erhobenen Speeren stürzten sie sich auf die Rotte.
Wilde Steppen-Iorgas. Die letzten ihrer Art.
Panzerkutsche und Iorgas, alles donnerte mit verheerender Macht in die Letzten der Zentauren hinein und rottete sie mit Stumpf und Stiel aus. Zentdecus fiel einem besonders stattlichen Exemplar der Iorgas zum Opfer, mit weißem Schild in der Linken und barfuß bis auf einen Lendenschurz, schleuderte er die leuchtende Lanze in den Leib des Kriegsfürsten. Als er in einer fleischig roten Explosion zersprang, waren die Zentauren für immer besiegt.
“Io-Io! Io-Io! Hm-hm!!!”, feierten die Iorgas ihren Sieg. Der größte der Iorgas ritt zu seiner Lanze, zog sie aus dem Oberkörper des zerfetzten Monsters und trabte feierlich auf Roy zu. Wie einer Prinzessin half sie ihm vom Pferd aufs Dach. Er kniete sich vor ihr nieder und bot ihr die Waffe auf beiden Handflächen dar.
Roy grinste und nahm sie an sich. “Danke! Hoch mit dir.”
Er erhob sich, sie gab ihm einen Schmatzer auf die Wange.
“Hmhm!”, freute sich der Lendenschurzträger und zwinkerte ihr zu.
Sie besah sich ihre Waffen, entfernte den Griff vom Kettenschwert und steckte es an das Ende der Lanze. Zufrieden schwang sie die schreckliche Konstruktion.
Dann, ein Donnern hinter ihnen, nein, ein dumpfer Bestienschrei wie ein Donnern. Kralkatorrik stürzte aus der Wolkendecke herab, umgeben von hunderten Luftschiffen der Ätherpiraten.
Kralkatorrik kreiste über dem Geschehen. Die Luftschiffe neigten ihre stacheligen Nasen alle gen Roy und flogen direkt auf sie zu. Die Spitzen blitzten auf, bald hagelte es Mörsergranaten auf sie nieder, Cranguz wich mit dem Gefährt gekommt aus. Der barfüßige Iorga schwang seinen maskulinen Leib wieder auf sein Pferd, die Reiter waren in Aufruhr, preschten auseinander.
“Hrah!”, brüllte Roy und schwang ihren Stab gegen die anrückenden Luftschiffe, aber der Speer war zu kurz. Einige der Piraten sprangen jedoch ab, Dutzende von ihnen wurden von ihr mit der langen, weiß aufleuchtenden Kettensäge in Stücke geschnitten oder von Tzups Geschütz zerfetzt.
“Hier, das hilft sicher!”, rief jemand von links. Das war der Schermer! Er saß an Luc Seranor (von der gleichnamigen Rüstkammer) geschmiegt auf einem zweirädrigen Dampfpanzer, wedelte irre lachend mit einem Gewehr. Ein Schuß löste sich und pfiff um Haaresbreite über Cranguz Kopf hinweg. Luc ditschte ihm auf den Hinterkopf, dann warf er das Gewehr Roy zu.
Genau was sie brauchte! Es passte genau an den Kettensägenspeer, mit einem Klack! War die Waffe angebracht und wurde gleich am nächstbesten Luftschiff getestet. Ein Schuss und das Luftschiff leuchtete in der Ferne des eisigen Feuersturms auf und verging in Flammen, die Trümmer segelten nieder wie die Vulkanasche und die dicken Schneeflocken des Blizzards.
In dauerfeuerndem Stakkato wurden die Piraten beharkt. Bald zählte sie die getöteten Ätherpiraten nur noch in Luftschiffen, die zu Dutzenden brennend vom Himmel regneten.
Ein Luftschiff senkte sich neben die Kutsche und passte sich an ihr unglaubliches Tempo an.
“Das ist für mein Haus!!”, brüllte sie den Ätherpiraten zu und feuerte. Aber irgendwas an ihnen war anders. Lilane Kristalle steckten in ihren Schädeln.
Das waren gebrandmarkte Luftpiraten!
Sie erinnerte sich an eine Taktik gegen unbekannte Feinde, die ihre Mutter ihr einmal verraten hatte...
Irgendwas mit G....
Gewalt!
Und genau die bekam die Sylvari mit Augenklappe und lila leuchtendem Auge zu spüren. Und auch der Norn mit dem Holzbein und der Kristallfaust. Ebenso der Charr mit der Hakenhand und dem lilanen Splittergebiss. Und um alle Piratenklischees zu erfüllen, auch der kristallbärtige Kerl mit dem großen Dreispitz und dem festgewachsenen Kristallpapageien auf der Schulter. Alle wurden zerhackt, zerschossen, zersägt. Aber was hatte es mit den brennenden Körpern auf sich, die seit geraumer Zeit schreiend vom Himmel fielen? Sie knallten vor der Kutsche auf den Boden und wurden überrollt.
“....brennet!”, ertönte es von oben.
Und dann - über ihr explodierte ein Luftschiff, das sie übersehen hatte.


“...Ketzer!!!”, hörte sie es dumpf.
Ein schwelender Koloss in roter Rüstung landete mit mächtigen Panzerstiefeln auf dem Dach der Kutsche.
Kurz sah er zu Roy, dann er zuckte psychotisch mit den Augenlidern, als seine Iriden die aufgenagelten Symbole des Weißen Mantels traktierten.
Seine Filzlocken begannen zu Glühen.
“Was...ist das...für eine KETZEREI?!?” Er stampfte auf, alle Symbole des Mantels vergingen mit einem Mal in heiligstem Feuer.
Roy seufzte.
“Das...waren Trophäen.”
Er blinzelte. “Nichts darf von ihnen übrig bleiben....”, hauchte er düster.
Eine Wolke am Himmel explodierte. Primordus brach glühend vom Himmel herab, angelockt von dem Massaker, dass die Panzerkutsche angerichtet hatte.
Glühend schlossen sich die Priesterfäuste um den Stiel des Hammers.
“RAAAAHHHR....Ich...ertrage seinen....ANBLICK NICHT!!!”
Er schlug auf das Dach. “Bestie, fahr mich dort ran!! Fahr mich näher ran!”, brüllte er gen Cranguz und wedelte mit seinen Hammer gen Altdrachen.
Der Charr lachte nur und fuhr weiter. Primordus sah zu ihnen herüber, fletschte die Zähne, wippte mit den Brauen. Cranguz fuhr auf den Spalt zu, mit dem der Altdrache Götterfels in der Mitte geteilt und zum Einsturz gebracht hatte, nachdem Königin “The Drachenmutter” Jennah versucht hatte, einen Friedensvertrag mit den drei Drachen zu schließen. Logan Thackerey und Primordus sollten danach die einzigen Wesen bleiben die wussten, wie Königin schmeckte.
Die Panzerkutsche raste die Reste der Kormir-Hochstraße hinauf. Ein zerlumpter, rußverschmierter Mann mit einem ansteckenden Lächeln lief ihnen winkend aus Richtung Rurikton entgegen. “Roy! Nehmt mich mit!” Er wedelte mit einem Fass Dunkelbier. Sie packte es, er hielt sich am Zapfhahn fest und mit einem Schwung ihres Armes war er auf dem Dach.
“Ich kann helfen! Das ist ein...taktisches Fass!” Er grinste verschmitzt-charmant.
“Hrmpf....”, kam es entnervt vom Kriegspriester.
“Pfaffe...”, brummte der hübsche Harry nur.
Primordus kotzte Lava auf die letzten Reste von Rurikhalle und Maidenwhispern, streckte Harry eine glühende Zunge entgegen und machte unanständige Bewegungen damit.
“Geh lieber runter! Ab in die Badewanne mit dir!”, rief Roy mit einem Deut auf eine Luke im Dach.
Harry sah der Taverne noch einmal wehmütig nach, salutierte dann und verschwand in der Kutsche.
Der rote Koloss schüttelte den Kopf und stierte nach vorne, den Hammer umklammert. “Balthasar, ich bin bereit...”, murmelte er.
“Gut festhalten!”, rief Cranguz, als sie sich dem Ende der Kormir-Hochstraße rasant näherten. Die Rohre am Heck spien Flammen. Er würde die Hochstraße als Schanze nutzen um den glühenden Lavaspalt zu überqueren, der direkt durch den früheren Thronraum verlief. Roy hielt sich fest, der Priester nicht. Als sie in der Luft schwebten, auf halben Weg zur Balthasarhochstraße, wo die Statue des Kriegsgottes eine lockende Geste mit dem kleinen Finger machte, da sprang der Stahlkoloss vom Gefährt.
“BAAAAAAALTHAAAARRRRRRRRRSAAAAAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRGHHHH!!!!!!”, brüllte er so laut, dass er beinahe eine Zeile damit füllte und die gefallene Grenthstatue sich erhob und etwas von Ruhestörung rief.
Die Zeit verlangsamte sich nun bedeutend, als der Priester mit erhobenem Hammer, von erhabenen, heiligen Funken umsprüht auf Primordus zusprang, welcher mit weit geöffnetem Maul von der Seite herangeschossen war. Dumpfe Hörner und ein tiefer Männerchor erklangen.
Was nicht in den Geschichtsbüchern stehen würde, was nur Roy gesehen hatte, war die Tatsache, dass der Priester auf seinem heiligem Flug von zwei muskelbepackten Engelchen unterstützt wurde, die ihn ächzend an den Schulterpanzern packten. Die waren nämlich auch der wahre Grund für den dramatischen Zeitlupeneffekt, der alles langsamer erscheinen ließ.
Die Hörner und der Männerchor hatten ihren Ursprung außerdem in einem Luftschiff, das neben der Panzerkutsche aufgetaucht war. Es war bevölkert von einem Stamm musizierender Grawle, “Badassar!”, stand auf dem Gefährt geschrieben.
Der Falkenschnabel des Priesters fand Halt im Nasenloch des Altdrachen, dieser rotzte Lava, dann hatte sich der Diener Balthasars in den Rachen der Bestie geschwungen und verschwand brüllend in dessen Hals.
Worte wie “...brenne!”, “Ketzer!”, “Blut!”, “Herrlichkeit!” und “TOOOOD!” sowie natürlich der Name des Gottes waren noch eine Weile aus dem Hals des Drachen zu hören, bis das Ungeheuer mit einem gewaltigen Rülpser Flammen spie.
Aber das hatte ihnen genug Zeit erkauft um den Sprung auf die andere Seite zu vollführen. Die Balthasarstatue reckte noch einen Daumen, da er mit dem Tat des Priesters einverstanden war. Als sie die Statue passierten, hielt sie eine flammende Hand segnend über sie.
Aus Roys Kettenlanzengewehr schälte sich daraufhin eine Fackel, einem Flammenwerfer nicht unähnlich.
Genau das was sie brauchte, denn Jormag hatte alle Gewässer nördlich von Kryta in eine riesige Eisfläche verwandelt, die Söhne Svanirs hatten hier ihr Quartier aufgeschlagen.
Jormag kreiste über ihnen. Die ersten Svanir ließen nicht lange auf sich warten – als sie mit dem Gewehr das Feuer eröffnete, prallten die Kugel ab von den dicken Eispanzern der Norn und Eisbrut.
Aber dann schwang sie die Lanze erneut nach ihnen und ein heiliger Flammenstrahl fegte über sie hinweg, schmolz nicht nur das Eis um sie und unter ihnen, sondern auch die Haut von ihren Schädeln.
Die stachligen Räder der Panzerkutsche kamen gut mit dem Eis und Leibern der Svanir zurecht und so dauerte es nicht lange, bis die Svanir und Eisbrut ziemlich dezimiert waren, hunderte brennende Leiber schwammen in dem aufgetauten Meer.
Das machte Jormag wütend. In einem Hagelsturm stürzte der Eisdrache sich hinunter. Ein Blick nach hinten. Primordus war noch auf ihren Fersen und auch Kralkatorrik setzte nach.
Drei Drachen!
Das mache Roy hungrig.
Sie verschwand durch die Luke in der Kutsche.


“Hi....”, hauchte eine maskierte, kurzhaarige Blonde ihr aus der Badewanne entgegen, mit einer Stimme wie vom Morgen nach der Apokalypse. Harry, den sie mit einem Schwamm wusch, grinste zufrieden. “Krieg ist schon was schönes...”, seufzte er wohlig.
“Ich hab Hunger...”, verkündete Roy. Harry nickte und holte einen Teller frisch bereiteter, warm dampfender Kutscherjause hinter der Wanne hervor und reichte ihn ihr. Sie verschlang ihn in rund einer halben Sekunde, runtergespült wurde mit einem Fass Dunkelbier. Sie rülpste zufrieden, ging dann grinsend auf die Wanne zu und begann die Blonde am Nacken zu kraulen.
Doch Ruby schubste sie von sich und lachte. “Hast du nicht was zu erledigen...?”, hauchte sie.
Ach ja, die drei Drachen.
Sie schlug sich an die Stirn, seufzte.
“Fangt...schon mal ohne mich an!”, rief sie und schwang sich wieder aufs Dach.
Die Drachen waren da ja noch. Also gut. Suchte sie sich ihr Opfer.
Ein lilaner Blitz riss die Gondel fort, in der Tzup mit seinem Geschütz war. Sie explodierte noch auf dem Weg zum Boden.
“Kralkatorrik zuerst....”, knurrte sie.
Cranguz fauchte. “Wheeeeeehhhaa!!!” Er steuerte den lilanen Kristalldrachen frontal an. Sie hatten das Eismeer durchquert und waren nun in einer brennenden, schneeumstürmten Kristallwüste gelandet.
Das Grawl-Zeppelin unterstützte sie musikalisch mit rhytmischen Kriegstrommeln.
Kralkatorrik wartete nur darauf, landete und öffnete sein Maul. Die Panzerkutsche fuhr seine Kristallzunge herauf. Der Drache lachte einmal und schloss seinen Mund krachend. Im Fackelschein ihres Stabes spiegelte sich das Licht an unzähligen Zähnen. Aber was war das? Ein einsamer, filzbelockter Barmann hinter einer Theke.
“Bel!”, rief Roy.
“Roy!”, rief Bel. “Was darf sein?”
“Drachentöter.....”, sagte sie nur, lehnte sich mit dem Rücken an den Tresen, warf den Kopf in den Nacken. Sie schnappte die Zigarre mit den Zähnen und Bel entzündete die Lunte mit seinem Feuerzeug.
Roy nahm einen tiefen Zug, dann feuerte sie das Ding in hohem Bogen in den Hals der Bestie.
Sie Stieß die Lanze des Iorgas gegen die Backentasche des Drachen und sie splitterte auf. Bel klammerte sich an sie und wie einen verstörten Hundewelpen schleppte sie ihn zur Kutsche und verfrachte ihn in die Badewanne. Die Kutsche raste aus dem Drachen hinaus.
Kralkatorrik lachte wieder und setzte ihnen nach, doch da explodierte sein Bauch in einem wunderbar duftenden, lilanen Rauchball. In hohem Bogen verteilten sich milliarden lila leuchtender Splitter über dem Land, regneten tagelang vom Himmel.
Sie jubelten und brüllten, Harry gab eine Runde aufs Haus, während man sich den restlichen Drachen näherte.
Da merkten sie, dass sie am Ende der Welt angelangt waren. Eine Abgrund, dahinter nichts mehr, nur Wolken und Himmel. Bis auf den lilanen Kristallregen hatten der Feuer- und Eissturm aufgehört, der Himmel leuchtete in einem blutorangeroten Abendrot, die Sonne sank genau vor ihnen nieder. Am Rande des Abgrundes hockten Jormag und Primordus und sahen verträumt dem wunderschönen Kristallregen zu. Sie sahen so friedlich aus...
“Es...ist wunderschön...”, bemerkte Cranguz und blickte auf den sanften lilanen Regen und die Silhouetten der Drachenhälse, die die Sonne herzförmig einrahmten. Die Grawle hatten ihre Streichinsturmente ausgepackt und spielten eine friedliche Melodie, ein Quaggan begeleitete mit Querflöte, rosane Quagganweibchen summten hell.
Bel, Ruby und Harry steckten ihre Köpfe aus dem Dach, doch der Anblick der Drachen war so fesselnd, dass Roy nicht mal nachsah ob die drei Handtücher um den Leib trugen trugen. Tzup schleppte sich zu ihnen, Cranguz verließ die Kutsche und staunte nur, denn....
Jormag begann mit einer sanften Frauenstimme einen Ton anzustimmen, ein melodisches “Mh..hmmmmhmmm!”, dass immer höher wurde, kristallklar und wunderschön.
Der letzte der Söhne Svanirs humpelte erschöpft heran, Richtung Jormag, dann sank er keuchend auf die Knie.
“Ich will immer bei dir sein...”, verkündete sie, also Jormag, ihrem feurigen Gefährten sanft.
“Ooooooohhh!”, entfuhr er der Besatzung der Panzerkutsche entzückt, auch die letzten Iorgas seufzten gerührt und der Schermer drückte seinen Luc fest an sich. Der letzte Itzel stimmte eine sanftes Liebeslied mit seiner Laute an, das wunderbar mit dem Luftschiffchor harmonierte.


Bei all dem Geklimper und Geseufzte verstand der letzte Svanir die Welt nicht mehr.
“Jormag...ist eine Frau...? Jormag...IST EINE FRAU?!?!” Sein Kopf zuckte hin und her, er hob seine Hände gen Himmel. “AAAAAAAAHAAAAAHHHHAARR-ARGGH-RRAGH-RRAAGH-GHHHH!”, rief er noch im Wahn, haute seinen Kopf immer wieder gegen Boden, ehe er seinen Helm fortschmiss, seine Axt griff und sie sich ins Hirn rammte.
Primordus wippte wieder mit seinen Brauen, fuhr mit seiner Schnauze Jormags Hals hoch, stupste sie an die Wange, die Drachen rieben ihre Köpfe aneinander. Wie zwei verliebte Schwäne.
Roy seufzte, lehnte sich schmunzelnd an den barfüßigen, verschwitzten Iorga, der nun neben ihr stand. Leider piekste sie ihn dabei mit ihrer stachelbewährten Schulterplatte, er erschrak und stürzte vom Kutschendach. Sofort kam sein braunes Pferd zu ihm und schleckte ihm das Gesicht ab, was ihm ein kicherndes "Heheha."
entlockte.
Harry lachte schadenfroh auf.
Die Drachen sahen sich derweil verliebt an.
“Kühh-ssen, Kühh-ssen!!”, riefen Hugh und Holger, die beiden Aushilfsbarmänner die irgenwie bis hier her überlebt hatten, in einem Chor. Ihre Blicke trafen sich...
Und da schlangen die Altdrachen wirklich ihre Mäuler zu einem Drachenkuss ineinander.
Ein kollektives “Aaaaaaaaaah!” ertönte, es wurde applaudiert, gejubelt und gepfiffen.
Gerade als die letzten Canthaner der Welt mit ihrem Boot im letzten Fluss der Welt vorbeifuhren und zur Feier des Ewigen Friedens das letzte Feuerwerk Tyrias zündeten, meldete sich Primordus Magen wieder...und zwar mit den Worten: “BRENNET! VERRECKET! KETZER! IM NAMEN BALTHASARS TILGE ICH DICH, KREATUR!!”
So musste Primordus während des Drachenkusses schwer aufstoßen. Der mächtigste Flammenschwall den man je sah zerschmolz die sanfte Jormag mit der süßen Zahnlücke in Windeseile zu einem drachenförmigen Berg aus Wasser, der als Wasserfall am Ende der Welt herunterstürzte, während ein großes rotes Metallstück von menschenähnlicher Form in Primordus Hals stecken blieb, worauf dieser in einer flammenden Druckwelle explodierte. Der abgetrennte Hals und Kopf des Drachen stürzten seiner Geliebten nach, während sich rote Rüstungssplitter zum lilanen Regen gesellten und der Körper des Drachen zu Boden stürzte.
Die Druckwelle ließ Grawlmusiker aus dem Luftschiff purzeln, wehte Handtücher und Lendenschutze fort, warf das Boot der Canthaner um, sandte das Feuerwerk direkt über die Köpfe der Kutschenbesatzung. Roy sprang in Deckung -


- landete im Heu, rieb sich den Kopf, blickte hinauf zum Holzboden der Scheune. Sie lachte rau auf.
Mitten in der Nacht war es noch. Hatte sie sich schon wieder die Nase gebrochen? Sie gönnte sich einen Schluck Kartoffelschnaps zum Einschlafen und legte sich wieder auf ihren Strohwürfel, buddelte sich in der Wolldecke ein und drückte ihr Kuschelmäuschen an sich.

Kommentare 13

  • Danke, ich liebe euch alle. Und wer sagt ich bin bekloppt o.ä..."Selber Selber, sagen Quaggankälber!!"

  • Ich verbringe heute die erste Nacht in meiner neuen Wohnung. Wie man landläufig weiß, geht in Erfüllung, was man in der ersten Nacht in einem neuen Bett träumt. Du kannst dir ja vorstellen, wie das jetzt weitergeht...


    "I-OOOOOOOO!"



    ALTERWASISTMITDIRKAPUTT.
    #ViveLaRoy

  • Groß! XD <3

  • Im ersten Abschnitt dachte ich nur so: WTF? Spätestens ab den wilden blonden Männern mit braunen Pferden mußte ich teilweise so hart lachen das ich zwischendurch Pause machen mußte ein paar mal... top, einfach nur top! /thumpsup

  • Rofl. XD Mehr fällt mir dazu nicht ein!

  • Du bist doch verrückt! Das war herrlich! :D Diese muskelbepackten Engelchen... xD

  • Das liest sich wie ein Traum, den ich niemals haben möchte ;)

  • Waaah! Großartig! :D Du hast mir die Nachtschicht versüßt. Danke :D

    • Oh und das Lustige ist.... auch hier hast du mir wieder Bilder in den Kopf gemalt. Manche...werde ich nie wieder los :P

    • Zum Beispiel? :P Ich hoffe du konntest dir brennende Schneeflocken oder so vorstellen.

    • Lendenschurz...ich meine... LENDENSCHURZ!

  • Ahahaha....Ich finde es großartig. Hahaha. Oh Götter...das ist...so blöd...und so genial :D

  • Das ist so doof. Aber spätestens bei "hmhm", war ich nur noch am debil grinsen. XD