Ein Feierabend, wie viele andere auch.

"Jetzt habe ich die Sicht der Soldatin, des Korporals. Doch wie würde die Frau, wie würde Caprice die Frage beantworten?"


Sie hatte das Gesicht zum Fragesteller direkt vor Augen. Das so oftmals lustlose Gesicht des Obergefreiten, belebt von einem seltenen Moment der Neugier. Caprice hatte ehrlich geantwortet und doch, im Nachhinein, viel zu unzureichend. In dem Moment, wo Drew ihr die Frage stellte, hätten weit mehr Antworten erfolgen sollen. Antworten, die das Leben bejahten und die sie nicht wie eine Suizidgefährdete, kampfsüchtige Irre wirken ließ.


Ein Schweißtropfen viel ihr ins Gesicht, während der ruppige Atem der ihr entgegen stieß, die herbe Note billigigen Whiskys und Rauchkräuter in sich trug.


"Nehmt euren Hund an die Leine, Leutnant."


Wie gerne hätte sie in diesem Moment zugeschlagen. Nicht mal wegen der Worte, sondern der bloßen Art des Mannes. Feldwebel Sturm...der Mann der den Schutz des Volkes predigte und sich- zumindestens in ihren Augen- doch nur einen Scheiß darum scherte, wenn er seine Privilegien und Anerkennung in Gefahr sah.


Sie schnaubte leise, von dem Echo der Wut gepackt, die das Szenario in ihr wieder beschwor.
Über ihr raunte es entzückt, als Erwiderung aufs Schnauben, dessen Gefühl gänzlich fehlinterpretiert wurde.


"Man sagt, wer Grenth einmal von der Schippe gesprungen ist, fürchtet den Tod nicht mehr..."
Wüsste er nur, wie recht er hatte. Caprice hatte es ihm bestätigt und doch hatte etwas gefehlt. Aber was hatte sie erhofft zu erkennen? Erkenntnis, die aus seiner Mimik sprang? Verstehen?


Wieder tropfte ihr Schweiß ins Gesicht, dass fordernd von groben Fingern ausgerichtet wurde. Der hektische Atem der ihr entgegen brandete, war noch mal etwas schneller geworden und sie lächelte entrückt auf. Ganz automatisch. Ein Reflex, auf den Moment abgestimmt.


"...packst du das? Nicht das du plötzlich mitten in der Höhle kollabierst."
Irgendwie war es niedlich gewesen. Dieser eine, kleine Einwurf in der Besprechung. Sie hätte es für die einfache Sorge der Fehleinschätzung ihrerseits abgetan, wo der Leutnant noch mal nachfühlen wollte, aber sie wußte, dass in dem Augenblick ein Quäntchen ihres Bruders die Überhand gewonnen hatte, denn die Worte hatten sich in die Länge gezogen und waren leiser gesprochen worden. Natürlich hatte sie das Kollabieren verneint, denn ihre Kraft einzuschätzen, war das Mindeste das sie jeden Tag von sich selbst verlangte. Die Truppe brauchte keine Helden mit mehr Selbstüberschätzung, als Verstand, nur für einen Moment des Glanzes.
Helden zog raus ins Abenteuer und wurden bei der ersten Gelegenheit von irgendwem, oder irgendwas zerfetzt, oder erschlagen. Oder sie verliebten sich binnen dreier Tage unsterblich in eine Person wie sie- was in etwa gleich kam mit dem zerfetzt werden von einem Ungeheuer. Ob Gall manchmal noch an sie dachte? Und sich ihr Gesicht vorstellte, wenn er zuschlug?


Die Fingerspitzen, die ihr Gesicht eingefasst hatten, drückten sich zitternd mehr in die Wangen. Es begann weh zu tun- doch sie wehrte sich nicht. Nur das Lächeln entrückte etwas mehr und gab das Gefühl preis, zeigte sich gequälter.


"...Panther hat die Hand abgelegt. Hat sie zuvor nem Mantler abgeschlagen und sollte euch damit was zu tun geben, damit ich..."
Panther, Panther....er trug den Namen durchaus zurecht, wie sie erkennen musste. Sein Name eilte ihn weit voraus und irgendwie schaffte sie es nicht, dass Bild der Gerüchte mit jenem Exemplar von Mann zu einen, dass sich ihr auf der Exekution von Löwenstolz geboten hatte. Oh Löwenstolz...soviel Wehr, doch umsonst. Sie hatte kurzzeitig Mitleid mit ihm gehabt, doch dann hatte er den Fehler begannen, den Mund zu öffnen. Hiernach hatte er sie nur noch genervt. Bei der Verlesung der Anklageschrift, hätte sie gerne noch ein 'ich hoffe der Henker trifft erst deinen Rücken' nachgesetzt, aber es musste das Protokoll eingehalten werden. Jenes, auf das andere spuckten, wie Melandrin. Bisher war sie ihm noch nicht begegnet, aber die Dinge die er sich heraus nahm, hatten ihr Bild von ihm ziemlich geprägt. Eigentlich hätte sie wütend sein müssen für das Spielchen das er begonnen hatte, aber nachdem was Vectus ihr erzählt hatte, tat ihr der Verein nur noch leid. Ein Haufen unkoordinierter Böcke, die ohne hehres Ziel, nun stur ihre Hörner an ihnen abstoßen wollten.
Ob sie bedacht hatten, dass sie genau das mochte und mit offenen Armen entgegen nahm?


Die Finger die sich zuvor noch druckvoll um ihr Kinn geschlossen hatten, ruckten jäh tiefer und packten nach ihrem Hals. Wieder perlten fremde Schweißtropfen in ihr Gesicht, als stille Zeugen der Anstrengung. Ein Ruck ging durch ihren Leib, dann war es vorbei. Sie spürte es, noch bevor er kraftlos neben sie fiel und liegen blieb.
Die Hand an der Kehle, hatte all ihre Kraft eingebüßt und lag nur schlaff oben auf.


"...wenn es hilft, neue Rekruten ran zu schaffen, kann er sich meine Person auch gerne nackt und auf allen vieren vor sich vorstellen. Glücklicherweise habe ich hierbei für gewöhnlich das letzte Wort." Caprice erinnerte sich an das Schmunzeln Ellens hierzu, die zuvor noch die Absichten des Interessenten angemerkt hatte und diese Antwort von ihr bekam. Sie waren sich recht schnell einig gewesen in dieser Sache und doch hatte die Dienstälteste vielleicht recht. Sie musste vorsichtig sein, zumindestens am Anfang. Wenn er erst mal vereidigt war, würde er schon sehen was er davon hatte. Vorausgesetzt, er wagte den Schritt.


Gemächlich tastete sie den eigenen, nackten Leib seitwärts hinab und stoppte knapp unter dem Bauchnabel. Ein Vorwurfsvoller Blick ging zur Seite, wo der Kerl noch immer auf dem Bauch sein Dasein fristete und wahrscheinlich unlängst eingeschlafen war, wie es für Männer seines Kalibers üblich war.
Doch sie irrte, wie sein träges heben des Kopfes verriet, als sie versuchte, sich unbemerkt aus dem Bett zu stehlen."Haust schon ab?" Sie schwieg und raffte ihre Kleider zusammen.
"Wann kommst wieder?" - "später." - "...mmmhm. Bring Frühstück mit." Und damit war auch die höfliche Konversation danach erledigt.


Sie zog sich an,nachdem sie ihren Bauch mit seinem Hemd getrocknet hatte, richtete die Robe, steckte sich ein Krautröllchen an und verließ das fremde Schlafzimmer, weit weniger gut gelaunt und entspannt, als anfangs erhofft. ~

Kommentare 9

  • Also noch leidenschaftlicher bei der Sache kann man ja gar nicht mehr sein...oder so. :o

  • Ich glaub Panther ist der wahre Schuldige an allem!

    • Na, man kann zumindest mit Fug und Recht sagen: Caprice denkt beim Sex an Panther!

    • hey, am Anfang hat sie an ihre Einkaufsliste gedacht und dann daran, ob sie nicht das Waffenöl für ihr Schwert wechseln sollte. Also bitte!

  • Oh großartig! Haha, ich mag es wie man erst so Stückchenweise realisiert, was sie da eigentlich gerade tut, während ihr all das durch den Kopf geht. Saugut!

    • Ich dachte ich greif mal ein oft beschworenes Klischeé auf, dass Weiber hierbei nie ganz bei der Sache sind :D Und fands ganz passend es auch entsprechend zu stückeln. Freut mich, wenns auch genau so angekommen ist hehe

  • Ohh <3 Du hattest Mitleid mit Corni.. wie süß :D