Lieber Käfer

Lieber Käfer,


ich hoffe, es geht dir gut, wo auch immer du bist, und du leidest weder Hunger, noch Durst, noch sonst irgendwas. Am besten tanzt du hinter den Nebeln munter herum.
Es ist schon eine ganze Weile her, das ich dir das letzte Mal geschrieben habe. (Ich hab direkt mal nachgesehen, und der letzte Brief an dich ist tatsächlich schon über 2 Monde her. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht!)
Vielleicht ist das auch gar nicht so schlimm, denn unsere Briefebox, die ich im Kleiderschrank oben links hinter den Mützen versteckt habe, die ist schon ziemlich voll. Ich hab sie damals, als die beiden Liesen eingezogen sind, vom Nachttisch aus da hin verfrachtet, weil ich nicht wollte, dass sie sie finden. Immerhin ist das ja unser kleines Geheimnis.
[Hier wurde ein lachendes Mondgesicht gemalt]


So, was wollte ich denn?
Ah, richtig. Ich habe dir vom Lük geschrieben, nicht?
Von früher müsstest du den noch kennen, so ein braun gebrannter, großer Löwensteiner, der vor ner Weile plötzlich wieder in Götterfels aufgetaucht war. Damals, da war er mit Ceci zusammen, und wir haben es nie geschafft, einen Termin zum gemeinsam Grillen zu finden, obwohl wir das doch wollten. Liese und Lük jedenfalls haben die letzten Monde ordentlich angebandelt, und wie es aussieht sind sie nun fest VERbandelt. Als der Mantel angriff ist Arla mit meiner Rosa-Nichte nach Löwenstein zu Lük geflüchtet, und jetzt mag sie nicht mehr da weg.
Ich hoffe, diesmal hat sie mehr Glück als mit Schweinchen oder Hut. Aber... mh. Also... Du weißt schon, da ist wieder mein Diarmai-Sinn, der anschlägt! Ich hab Arla nichts davon gesagt, sonst macht sie sich womöglich auch Sorgen, wie ich. Oder sie schimpft mich, weil ich schlechte Stimmung verbreite. In dieser Hinsicht ähnelt sie dir erschreckend – Sie kann ja SO GUT schimpfen und grollen! Evunt Ewi Vielleicht lieg ich ja auch falsch. Das wär gut.


Der Krieg ist zum Glück so gut wie vorbei, ohne das Götterfels kaputt gegangen ist. Die vielen schlimmen Kämpfe spielten sich alle im Doricgebiet ab, sodass hier in der Stadt fast Alltag herrschte. Du wärst sicher stolz und zufrieden mit mir, wenn du gesehen hättest, das ich mich aus allem gefährlichen raus gehalten habe! Ja wirklich! Ich habe gekocht und gebacken und Lieferungen an unsere Kämpfer geschickt, aber ich bin NICHT in das Kampfgebiet rein um vor Ort zu helfen.
Auch wenn ich zugeben muss, das nicht du der Grund für mein beispielhaft besonnenes Handeln warst, sondern vielmehr meine beiden schnuckeligen Patenkinder. Es hat mich gar schrecklich in den Beinen gejuckt, mich auf zu machen nach Doric, aber dann habe ich gedacht, das es einfach total doof wäre, wenn die Kinder ihre Patentante verlieren bevor die Eltern überhaupt gestorben sind. Der Sinn von Paten ist doch schließlich, das sie sich um die Wonneproppens kümmern, wenn die Eltern sterben, und nicht, das sie abnippeln ohne ein paar hundert Geschenke geschenkt, dutzende Male abends aufgepasst und tausend Essen für die Schnuckel gekocht zu haben. Ich muss doch leben, wenn den Eltern was passieren sollte. Deshalb bin ich wirklich ganz brav in der Stadt geblieben. Freust du dich? Deine Frau wird wohl endlich ein bisschen erwachsen.
[Hier wurde ein zwinkerndes Mondgesicht gemalt]



Am Samstag war ich die Iorgas besuchen. Irgendwie ist es doch jedes Mal aufs Neue ein seltsames Gefühl den Laden zu betreten und weder Leon, noch Ilie oder den Unhold anzutreffen. Vor allem Leon vermisse ich sehr, er hat mir damals so sehr geholfen, als du plötzlich weg warst und ich so traurig. Oft bin ich immer noch traurig, aber die Zahl der guten Tage mehrt sich, und ab und zu geh ich auch wieder aus dem Haus. Manchmal denke ich mehr als eine ganze Woche lang einfach so gar nicht an dich!
Ich weiß, dir so etwas zu schreiben ist ein bisschen gemein, aber so ist das eben. Nach all der langen Zeit kann ich mich schon nicht mehr richtig daran erinnern wie gut du gerochen hast und wie warm deine Hände immer waren. Ich meine... ich weiß noch, wie sehr ich es geliebt habe meine Hand in deine zu schieben und die Wärme zu spüren – Aber ich kann das nicht mehr nachempfinden. Seit damals mag ich auch kein Minze-Zitrone-Badesalz mehr. Manchmal, wenn ich gerade dabei bin es herzustellen, dann möchte ich es am liebsten aus unserem Herzlichsortiment raus schmeißen. Aber das wäre wohl ein bisschen dumm. Außerdem gibt es ganz viele Leute, die das lieben und gerne kaufen. Und in letzter Zeit ist es auch gar nicht mehr so unerträglich, wie es einmal gewesen ist.
Liese erzählt mir schon seit einer ganzen Weile, das ich mir endlich und dringend einen anderen Mann suchen soll. Und weil sie da genauso hartnäckig und stur sein kann wie du gebe ich ihr dann recht – Ich mag auch nicht immer streiten. Manchmal sehe ich natürlich auch mal jemanden und denke „Oh, der sieht aber gut aus!“ oder „Das ist aber ein netter“ - Aber eigentlich kann ich auch ganz gut ohne Kerl. Es sieht also so aus, als müsstest du mich noch ein bisschen ertragen. !


Oh! Oh, weißt du was? Gestern ist etwas ganz abstiru  absru seltsames passiert.
Nämlich: Da war ein Dolyakmann!
Ich habe gehört, wenn Dolyaks merken das sie sterben müssen, dann gehen sie irgendwo hin wo sie niemand findet und sterben dann ganz alleine. So war das auch mit dem Mann. Stell dir das mal vor!
Ich war gerade dabei Keksproben zu verteilen, da ging da der Mann an mir vorbei, der sah irgendwie krank aus und konnte auch schon nicht mehr richtig laufen. An der Lampe ist der vorbei und schnurstracks irgendwo in eine Ecke! Und ich wusste sofort: Das ist ein Dolyakmann! Aber ich hab mich nicht getraut, allein hinterher zu gehen. Zum Glück war Tin, der Kapuzenmann, in der Nähe, und der hat ihn dann gerettet. Hoffe ich zumindest. Der Dolyakmann wurde nämlich ins Hospital gebracht. Ich glaube, ich gehe ihn mal besuchen und bringe ihm einen Korb mit Leckereien, dann möchte er vielleicht auch wieder leben. Tins Ley bekommt auch einen.


Morgen haben wir wieder Aktionsabend im Herzlich, wir haben unser Sortiment nun auf Frühling/Sommer umgestellt. Ich bin mal gespannt, ob unsere Ideen Anklang finden werden, und ob wir viel Besuch bekommen. Wir haben auch schon ein paar Bestellungen für Bömskes mit anderen Geschmacksrichtungen wie wir sonst anbieten, und für getrocknetes Suppengemüse. Das ist super, ich hab da Möhren und Lauch und Liebstöckel und Sellerie und Salz und so was alles drin, und dann muss man die nur ins Wasser kippen und kurz aufkochen, und schon hat man Suppe. Die hab ich für unsere Truppen im Krieg gemacht. Ich hoffe, sie hat die tapferen Recken im Krieg gestärkt und ihnen geschmeckt.


Übermorgen helfe ich denn wieder im Moa aus. Da freue ich mich schon drauf, ein bisschen Schankmaid spielen. Keine Angst, im Moa sind tatsächlich 95% der Gäste Frauen. Oder 90%. Ich habe das nicht so genau ausgerechnet, wenn ich ehrlich bin. Kann ich aber mal machen.



Lieber Käfer,
ich hoffe, es geht dir gut, wo auch immer du bist.
Mach dir keine Sorgen um mich, wie du liest geht es der starken, mutigen Dia mit jedem Tag ein Stückchen besser.
Bis zum nächsten Brief, ich freue mich schon auf dich.

<3

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