Tage im Leben eines Bären - Part 8

Das Bärenmädchen trabt langsam vom Kloster aus auf den Wald zu. Es ist ruhig. Zu ruhig. Als sie sich umdreht, steht das Gebäude in Flammen. Alles brennt, Zentauren sind überall.
Das kann nicht sein, da war gerade alles ruhig!
Die Flammen wachsen, das Mädchen bekommt Angst. Sie rennt nicht weg, sondern auf die Hitze zu. Sie sucht ihre Freunde.
Sie findet Felicia. Von Pfeilen durchsiebt, von Lanzen durchbohrt, vom Feuer verkohlt.


Annah wachte auf. Sie schrie auch nach diesem Traum nicht, wenn auch sie schweißgebadet war. Es war dunkel, und um sie herum schlief alles. Zumindest nahm sie Niemanden wahr, der wach war.
Feli lag neben ihr, ruhig atmend. Keine Flammen. Keine Zentauren.


Scheiße, Scheiße, Scheiße. Das passiert, wenn du dich an Leute bindest! Irgendwann verschwindet jeder.


Annah sah sich in der Dunkelheit um. Man konnte nicht sagen, dass sie Tränen in den Augen hatte, aber sie war so nah dran, wie es für sie eben möglich war.
Feli war verletzt worden, fast gestorben, und nur wegen dieser dummen Reise in ein Dorf, das sie nicht interessierte.


Feli. Die bekloppte Feli. Die, die ihr einen Schlüssel zu ihrer Wohnung geben wollte. Die, die ihr ein eigenes Bett besorgt hatte. Die, die sich um sie sorgte.


Annah sorgte sich auch um Feli. Und das gefiel ihr nicht. Sie wollte, dass das aufhörte. Sie wollte, dass sie allein war. Wenn man allein war, verletzt einen wenigstens niemand. Und man verliert niemanden.


Und plötzlich waren überall diese Leute. Nette Leute. Leute, die für Annah mehr waren, als nur Bekannte. Nicht, dass sie sich das hätte eingestehen wollen.


Feli war verletzt worden. Fast gestorben. Und es war ihr nicht egal.


Nach ihrem Alptraum hing Annah diesem Gedanken noch eine Weile hinterher, bevor sie in den nächsten düsteren Traum abdriftete.


Annah schlief ein.