Gedankenkarussell

Müde und erschöpft lag sie in ihrem Bett. Rosalies gleichmäßige Atemzüge drangen an ihre Ohren und das ließ die Mutter auflächeln. Sie konnte mal wieder nicht schlafen. Obwohl sie müde war und Schlaf dringend von Nöten gewesen wäre.


Ihre Gedanken sprangen umher, drehten sich im Kreis, hüpften auf und ab. Es schien als hätten diese einzelnen Erinnerungsfetzen, die aktuellen Gedanken und alles was ihr noch im Kopf herum spukte nichts miteinander zu tun. Das machte sie wahnsinnig.


Da war Rosalie. Das Glück welches ihr dieses Kind jeden Tag schenkte, aber auch die Sorgen welche sich immer mal wieder in ihr Herz schlichen. Zudem der Blick in die haselnussbraunen Augen ihrer Tochter. Die Augen des Vaters. Wo auch immer der Kerl sich hin verzogen hatte. Groll stieg in ihr auf, brachte die Säure aus ihrem Magen mit nach oben. Arlassia brachte sich in eine aufrechte Position und atmete den Schmerz weg. Das Mittel aus der Apotheke hatte ihre Beschwerden gelindert, aber nicht geheilt. Von ihrer Seite aus sollte er bleiben wo der Pfeffer wächst, aber seine Versprechen sich um seine Tochter zu kümmern hätte er sich eben direkt sparen sollen.


Sie musste unweigerlich lächeln, als sie sich an die unbändige Freude ihres Kitz erinnerte. Das Mädchen hatte sich auf den Sandkasten, den Owen gebaut hatte, gestürzt wie ein hungriger Wolf auf seine Beute. Und nun war es an ihrer Mutter, sie jeden Abend aus diesem Ding zu zerren. Wenn sie könnte, würde sie sogar im Sand schlafen. Der kleine Schrecken. Oder wie sie sich an Ihren Luc geklammert hatte, als der Löwe neulich zu Besuch war. Sein Umgang mit ihrer Tochter war so liebevoll, es wärmte ihr Herz. Und er tat es aus freien Stücken. Das war das schönste daran.


Gesichter tauchten in ihrem Geist auf. Gesichter von Menschen, die alle ein Stück auf ihrem eigenen Lebensweg mit ihr gegangen waren. Viele waren fort, andere fremd geworden, manche noch da. Trauer, Freude, Dankbarkeit, Wut ... alle diese Emotionen spülten sich gleichzeitig in ihr Herz und ihren Geist. Da sollte mal jemand mit umgehen! Arlassia schnaufte genervt und schmiss sich auf die Seite, zog sich das Kissen über den dröhnenden Schädel und gab anschließend einen langgezogenen Brummton von sich.


Morgen gab es wieder viel zu tun für die Liese. Morgen war ein neuer Tag, der Neues bringen würde. Sie tastete nach dem Armreif mit dem Löwenkopf, dessen Augen kräftig grün aufleuchteten. Wärme, Liebe, Dankbarkeit... mit diesen Gefühlen fiel sie endlich in einen kurzen, aber erholsamen Schlaf.

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