Der Flug zur Sonne - Eintrag 46-48

[Sonne-Playlist]


Eintrag 46, Tag 42


„Willkommen in Rata Sol....“, begrüßte Magisterin Nizpi die versammelten Sonnenforscher. „...der ersten Stadt auf der Sonne.“
Es war eine Stunde her, seit der letzte der sechzehn Wohnwürfel die Durmand verlassen hatte und in der gleißenden Lava des Sonnenmeeres gelandet war.
Alle Würfelmodule waren nun durch ausfahrbare Gänge miteinander verbunden. Zehn außen, vier in der Mitte. Diese vier hatten sich zusammengeschlossen und die inneren Wände hochgefahren, um uns als Versammlungsort zu dienen. Als Zentrum von Rata Sol – der kleinen, aber ambitionierten Stätte zur Erforschung der Sonne.
Die Expeditionsleiterin spann ihre Rede weiter.
„Kru der Durmand. Wachsame.Wir haben eine Menge Arbeit vor uns. Diese Expedition ist der Grundpfeiler für jegliche Forschung, die in den nächsten Jahrzehnten, Jahrhunderten hier und auf weiteren Welten betrieben wird.“
Es war nicht leicht, den Blick bei der Asura zu behalten, war doch an allen kraftfeldverstärkten Wänden ein atemberaubender, fremdweltlicher Ausblick auf die Sonnenoberfläche zu erhaschen. Bisher wussten wir nur, dass das Meer der Sonne aus Lava bestand. Dass das 'Land' der Sonne zähflüßige, gelbe Glut war und dass kristalline Türme kilometerweit in den Himmel ragten, in riesige Trichter überliefen. Waren sie natürlichen Ursprungs, wie Bäume oder Berge auf unser Welt? Hatte sie jemand oder etwas erschaffen? Das und vieles mehr galt es in den nächsten Wochen herauszufinden.
„Der Zweck unserer Orden endete nicht mit dem Tod der Drachen. Nicht mit dem Sieg über die zahlreichen Feinde unserer Zivilisationen... Wir haben unsere Welt vereint – und nun ist es an der Zeit, eine neue zu erschließen, ihre Mysterien und Geheimnisse zu entschlüsseln, so wie wir es seit Jahrhunderten tun.“ Die Magisterin sprach nicht ohne Pathos in der Stimme, trotz ihrer sonst pragmatischen Art.
Applaus brandete auf, ausgehend von Dr. Pynzos, dem da schon mal ein paar Tränen in die großen Augen liefen.
„Auch wenn wir bisher keine Anzeichen von Leben entdecken konnten...“ Sie schweifte mit dem Blick nach draußen, auf die friedliche Lava, die wie Meerwellen an gelb glühenden Inselstränden leckte. „....seid stets vorbereitet. Ihr seid auf Außeneinsätzen mit Eisstrahlern bewaffnet, aber setzt sie nur ein wenn ihr von irgendetwas dort draußen attackiert werdet. Alles ist möglich – dass es primitve Elementare sind, aber auch dass hier eine Zivilisation lebt. Vielleicht auch nur Tiere, die ihrem Instinkt folgen? Möglicherweise aber auch etwas, dass wir uns bis dahin nicht vorstellen können, mit keiner bekannten Lebensform, geschweige denn einer Zivilisation vergleichbar. Solltet Ihr etwas begegnen, das wie ein Lebewesen wirkt – haltet Euch an das Handbuch, haltet Abstand. Beobachtet es genau, studiert es. Wir wollen die Sonne nicht gegen uns aufbringen. Eure Golemanzüge halten die Hitze und somit auch mögliche Angriffe aus. Und nein, das Handbuch ist keineswegs in Stein gemeißelt wie Ventaris Weisheiten. Es wird vor jedem Außeneinsatz neu überarbeitet. Bei der Dokumentation neuer Beobachtungen richtet Euch an mich, Manooma und Exploratorin Muzyka.“
Exploratorin Vylo Muzyka. Deren Aufgabe es war, die Entdeckungen auf der Sonne in einem Reisebericht zu sammenzufassen. Nach einem aufregenden Flug fing meine wirkliche Arbeit also gerade erst an...



Eintrag 47, Tag 42


Die Wohnwürfel waren sofort bezugsfertig gewesen und wir hatten begonnen uns einzurichten. Aus 'praktischen Gründen' waren die Wohnwürfel nicht nach Orden, sondern nach Völkern aufgeteilt. In Wahrheit waren diese 'praktischen Gründe' Nizpis Vorgehensweise, die acht Wachsamen auf Rata Sol mit den Abteilern zu durchmischen. Sie wollte verhindern, dass die Elitesoldaten unter sich waren. Ihr Misstrauen gegenüber dem Orden der Wachsamen war schon während der Planung der Mission zum Vorschein getreten.
Ich hatte jedoch wenig Lust auf diese Konflikte, waren wir doch eben erst auf einer fremden Welt gelandet, die es zu erforschen galt. Ich wollte wieder auf die Sonne. Unsere erste Oberflächenexpedition mit dem Sonnenfloß stand bevor.


Bevor der erste Außeneinsatz begann, überprüften Vooli, Fizz und Rollo die Golemanzüge. Wir übrigen versammelten uns derweil im Kantinenwürfel, über den nun Zina herrschte. Neben all den Kryptobotanikern, Golemanten, Xenobiologen und Astronomen war die Sylvari erfrischend normal. Ihr einzige Aufgabe war es, die Kantine zu leiten und uns Sonnenforschern Nahrung zu bereiten, auch wenn sie ohne Zweifel weitere Talente besaß.
Es war gemütlich hier, alles war einfacher gehalten als in Inkes pompöser Taverne auf der Durmand. Wer brauchte schon Dekoration, wenn man nur aus dem großen Fenster blicken musste und der Lava beim Fließen zusehen konnte?


Nelfain war ein viel jüngerer Sylvari, doch trug er große Verantwortung. Er verwaltete einen kompletten Wohnwürfel voller Pflanzen, mit einem kleinen Teich, Fischen und einem Hühnergehege darin. Der Würfel diente den Sylvari als Wohnwürfel. Er blickte stets neugierig über den Tresen, in Zinas Reich. In einer Kiste in der Ecke der Küche hatte die Köchin einen kleinen Gemüsegarten eingerichtet. Nelfain freute sich, noch woanders etwas wachsen zu sehen. Der Sylvari griff nach einer einzelnen Frucht, die irgendwie nach Mango aussah. „Hui, ist das eine -“
Wie ein aufgeschreckter Verschlinger sprang Zina ihm in den Weg - mit ausgetrecktem Zeigefinger brachte sie ihn zum Zurückweichen.
„Hände weg, ich töte jeden, der meinen Garten hier anfasst!!“, keifte sie ihn mit einem verstörend ernsten Blick an. Die Hand hatte sie an die Pistole an ihrem Gürtel gelegt. Nelfain erschrak, stolperte zurück, die Hände vor sich erhoben, stammelte. „Ich w-wollte nur-“
„Ich meine es ernst.“, sagte sie bestimmt. Die übrigen Kantinengäste blickten nun verwundert, erschrocken, erstarrt in ihre Richtung. Die Wachsamen hatten auch schon die Hände an den Waffen. Eine Weile blieb sie so vor ihm stehen, er wich weiter zurück.
Schließlich begann sie loszulachen, der Kopf im Nacken.
„Eure Gesichter!“, rief sie nur, ehe sie weiter lachte.
Die Stimmung entspannte sich wieder etwas, Kopfschütteln und Gelächter breitete sich aus. Nelfain stand immer noch mit erhobenen Händen da, bis auch er sich langsam beruhigte und verhalten lächelte, schließlich seufzte. Er hatte sich eigentlich darauf gefreut, seinen Gartenwürfel mit Zina zu teilen...
Ein fahles Gefühl blieb.
Die Gespräche wurden langsam wieder aufgenommen.
Ich sah zu dieser überaus gewöhnlichen Frucht, die Zina so vehement verteidigt hatte.
„Vylo!“, rief sie mit einem Lächeln und kam in großen Schritten um den Tresen gelaufen, lehnte schnell an ihrer Gartenkiste, bevor ich auch nur in die Nähe kommen konnte. „Gleich geht’s los, ja?“, fragte sie gut gelaunt, als hätte es beinahe eben keine Eskalation wegen einer Mango gegeben.
Ich nickte. „Die Golemtechniker sollten jeden Moment fertig sein...“



Eintrag 48, Tag 42


Wir waren im Hafenwürfel, Vooli und Fizz befestigten die letzen Verschlüsse an unseren Golemanzügen.
Der Außeneinsatztrupp bestand aus folgenden Krumitgliedern:


Magisterin Nizpi – Expeditionsleitung, Elementarforschung


Rugo von Sternling - Steuermann des Sonnenfloßes


Explorator Rikken Kaltatem – Kartograph, Spurensucher, Eiswaffenexperte


Gelehrter Rollo Dampfkrug - Golemtechniker, Lava-Enthusiast


Exploratorin Hoshi Goldfeder – Navigatorin, Astronomin


Explorator Qecatl – Geologe, 'Sonnenleser', Spurensucher


Exploratorin Manooma, Biologin


Taktiker Silear Ordonos - Sicherheit


Recke Tukil – Sicherheit


Exploratorin Vylo Muzyka - Dokumentation


Rikken blickte grimmig drein, als sein Visier geschlossen wurde, den riesigen Eisstrahler in den gepanzerten Händen umklammert, als ziehe er in die Schlacht. Der Norn wollte noch immer seinen Sonnenbären jagen, oder was auch immer hier vielleicht lebte. Wir zwei hatten erneut über unsere seltsamen Träume gesprochen. Wie seine Legende darin 'heller strahlt als die Sonne'. Wie er 'eine Sonne selbst' sein werde. Wie seine Faust in Licht erstrahlen und die Leere zwischen den Sternen erhellen sollte. Er wirkte mit jedem Gespräch prophetischer, wirrer. Auch wenn man ihn so kannte und liebte, es verstörte mich etwas, hatte ich doch selbst seltsame Sonnenträume gehabt.
Rollo hingegen wirkte sehr erpicht darauf, endlich seinen Fuß auf die Sonnenoberfläche zu setzen, durch seine gebliebte Lava zu schreiten. Der Charr hatte schon den ersten Schritt auf einem der Kristalltrichter getan und wie ich wollte er wieder zurück.
Magisterin Nizpi war ruhig und konzentriert, erinnerte jeden, vor allem Rikken und die beiden Wachsamen, an Disziplin am Abzugsfinger.


Nur die Filter in unseren Visieren verhinderten, dass wir beim Verlassen des Wohnwürfels erblindeten. Die neun Golemanzüge in verschiedenen Größen stampften über das flache Deck des Lavafloßes und sammelten sich darauf wie auf einem Landungsboot. Rugo von Sternling war durch eine Schleuse direkt aus dem Hafenwürfel in die Steuerkanzel des Floßes eingetreten. Er war der einzige und somit auch der erste, der die Sonne ohne Schutzanzug aus solch einer Nähe erlebte.
Wir platzierten uns schließlich in einem Kreis, die Augen auf die Wunder um uns gerichtet, bereit zu erspähen, zu forschen oder aber auch zu kämpfen.
Wie ein Archipel ragten einzelne Glutinseln schwach aus dem Lavameer empor. Unser Floß ließ Rata Sol hinter uns, bald war die Stadt nur noch durch ein blaues Signallicht in der Ferne erkennbar. Unser Ziel war der Fuß des Kristalltrichters, den wir vorhin als erstes betreten hatten. In der Nähe dieser gewaltigen Kristallstämme waren die Glut-Archipele am dichtesten. Magisterin Nizpi beschloss, dass wir das Archipele sowie den Stamm zu Fuß untersuchen sollten - Qecatl meldete sich sogleich freiwillig, die Glutinseln auf Standfestigkeit zu prüfen. Als Rugo die Rampe des Floßes herunterließ, stampfte der Hylek in seinem gedrungenen Anzug los, dabei führte er einen Aanicarium-Stab wie einen Speer vor sich her, um die Oberfläche zunächst abzutasten und abzumessen. Ganz langsam gab die Glut nach, wie in nassem Sand sank der Stab einen Meter ein. Dann rührte er sich nicht mehr.
„Hart.“, verkündete Qecatls tiefe Stimme.
„Kristallin?“, fragte Nizpi.
Das kleine Hologramm am Ende des Messstabes leuchtete auf und gab Daten wieder.
„Verarbeitung läuft...“ Qecatl zog den Stab wieder aus der Glut. „Der Abgleich mit der Informationsbibliothek ergibt 94%ige Übereinstimmung mit dem kristallinen Material auf den Sonnentrichtern.“
Ich blickte nach oben. Der kilometerhohe Trichter wirkte wie eine Baumkrone im Dunst, schemenhaft erkennbar hinter gelborangen Rauch und dem dunklen Filter des Sonnenvisieres.
Qecatl war auf die Glutinsel vorgerückt. Die gewaltigen Stiefel des Anzuges sanken leicht ein, aber er konnte stehen. Dank der Gravitationsmodule würden wir auch über die Lava laufen können, wenn es auch mühsamer war als die härtere Glut. Qecatl drehte sich zu uns herum. Was ging in ihm vor, er, der die Sonne seit er denken konnte als Gottheit verehrte, sein Leben nach ihr richtete?
Richteten wir nicht alle unser Leben nach ihr?
Wie Statuen standen die übrigen Golemanzüge da, abwartend. Nizpi sprach schließlich blechern:
„In Formation bleiben und auf das Archipel begeben. Einer nach dem anderen. Exploratorin Goldfeder und Taktiker Ordonos verbleiben bei von Sternling auf dem Floß.“ Bewaffnet mit Messstäben und Eisstrahlern stapfte die Truppe los. Recke Tukil hatte bald zu seinem Artgenossen aufgeschlossen. Still stapften die beiden Hylek nebeneinander her, vielleicht flüsterten sie auch.
Das Archipel bestand aus neununvierzig Inseln, deren Größen leicht variierten, die Abstände zwischen ihnen waren gering. Im Durchschnitt waren die Inseln so groß wie der altehrwürdige Steinhummer in Löwenstein, von dem es hieß er sei ein schlafender Kampfgolem.
Wir waren etwa zwei Stunden unterwegs, bis die Messgeräte des Floßes und der Anzugträger den Kristallstamm komplett umrundet und untersucht hatten.
„Wurzeln.“, sprach Exploratorin Goldfeder schließlich. Die Tengu wirkte sicher. „Kristallwurzeln.“
„Sehr wahrscheinlich. Zumindest kapillarartig aufgebaut“, bestätigte Nizpi.
Rollo wirkte weniger gefasst, er war begeistert: „Womöglich besteht die Sonne aus dem Kristall und ist mit Lava überzogen, wie unsere Welt mit Ozeanen!“
„Möglich. Es-“
„Da war etwas.“, unterbrach sie Rikken.
„Bericht.“, bat sie.
„Etwas im Meer...“
„Spezifizieren.“
„Etwas wie ein Fisch, wie eine Meeresschlange.“
„Form, Beschaffenheit?“
„Wie ein glühendes Meerestier, wie ein Glutelementar.“
Die Lava hier blubberte beständig vor sich hin. Was die meisten als Hirngespinst abgetan hatten, wurde von Nizpi ernst genommen - sie hatte Rikken wegen seines Scharfsinnes in die Kru geholt, über seine Mystikervergangenheit sah sie dabei wohlwollend hinweg. Wir waren in Alarmbereitschaft.
Ich konnte mir vorstellen, wie die stechenden Augen hinter Rikkens Visier auf die Lava starrten, das Eisgewehr hatte er erhoben, den Eisspeer griffbereit auf dem Rücken.
Manooma hatte sich Rikken genähert. Die Quaggan in ihrem kleinen Anzug hob ihr Messgerät in Richtung Sonnenmeer.
„Duu bist dir sicher??“
Er starrte weiter, schwieg konzentriert.
„Wir sollten auf das Floß zurück.“, befand Nizpi.
Geordnet stiefelten wir also zurück auf das schwebende Floß.
„Er spinnt mal wieder rum.“, scherzte Rollo und seufzte. „Ich könnte hier für immer bleiben, wisst ihr? Ein Paradies.“
Ein krächzendes Lachen von der Tengu. „Das dachten Takuma und ich auch, als wir eine einsame Paradiesinsel entdeckten...bis uns die Vorräte ausgingen.“
„Pah, man darf doch träumen!“, brummelte er amüsiert.
Keiner antwortete darauf, sie verharrten viel mehr. Vielleicht bildete ich es mir aber auch ein.
Träumen.
Ob sie auch alle kryptische Sonnenträume wie Rikken und ich hatten?


Eine Weile blieb Rikken noch am Strand der Glutinsel stehen. Dann folgt er den anderen zum Floß. Auf halbem Weg hielt er aber wieder inne – wandte sich dem Meer zu.
„Es war ganz nah.“
Tukil, der die Rückkehr der anderen überblickt hatte, schmatzte. „Da war definitv etwas.“
Rikken stellte einen Stiefel vorsichtig auf die Lava. Noch einen. Trotz Gravitationsmodulen waren die Schritte zunächst wackelig. Er balancierte aus, bis er in festerer Haltung weiter auf eine Stelle im Meer zulief.
„Rikken, keine Heldentaten. Auf das Floß zurück.“, rief Nizpi schließlich beherrscht aus.
Alle unsere Blicke waren bei Rikken, als etwas nach ihm peitschte. Ein dünner, gleißender Wurm oder ein Tentakel, der sofort wieder in der Lava verschwand. Rikken taumelte, hielt sich im Stand.
„Rikken, zurück!!“, rief Nizpi ungehaltener, wir bekräftigten sie dabei.
Rikken grunzte nur. Wartete. Die Wachsamen hoben die Eisstrahler, ebenso wie Rikken. „Rugo, über das Archipel vorsichtig nähern.“, befahl sie. Unser Floß schwebte in einer Kurve von hinten an Rikken heran. „Von der Lava fernbleiben.“
Was dann aus der Lava auftauchte, erinnerte manche an Lavaschleim, andere an einen Kraken oder Krebs - es leuchtete goldgelb, hatte mehrere Greifarme, eine Textur war in dem Licht nicht zu erkennen. Nur gleißende Sonne.
Erneut schlug es nach Rikken - er feuerte seinen Eisstrahler ab. Der grellblaue Strahl wurde sofort von einer Dampfwolke umhüllt,welche die Sicht auf Rikken erheblich erschwerte. Einer der Fangarme hatte sich in Stein verwandelt, der sofort wieder begann zu schmelzen. Mit einem „HA!“schlug Rikken die gepanzerte Faust hinein und brach den Fangarm ab, feuerte weiter!


„Rikken – zurück! Alle - Feuerunterstützung! Niemand verlässt das Boot!“ , rief Nizpi.
Die Wachsamen und Rollo trugen Eisgewehre, und jeder hatte zumindest kleine Eisstrahler in Form einer Pistole dabei, die man aus dem Bein des Anzuges ziehen konnte. Wir feuerten auf das Geschöpft von der Größe zweier Dolyaks...zumindest auf den Teil, der aus dem Meer ragte. Wieder wurde der fremdartige Körper zum Teil in Lavastein verwandelt, während unser Floß in einer Dampfwolke verschwand. Unsere Helmfilter justierten sich, wir erkannten den Kampf schemenhaft. Rikken schlug mit der linken Faust auf das Wesen ein und zertrümmerte es Stück für Stück, doch gespeist vom Sonnenmeer selbst schienen die Fanarme direkt nachzuwachsen! Eine gleißende Schnur schlang sich um den Eisstrahler, entriss ihn. Rikken zögerte nicht, griff nach dem Eisspeer, aktivierte ihn - die Spitze leuchtete blau auf. „HA! KALTATEM!“ , rief er, stach auf das Wesen ein – die 'Haut' die er mit der Frostspitze durchstach wurde zu Stein, schloß den Speer ein. Er rüttelte daran, doch das Wesen zog sich in die Lava zurück, nahm den Speer mit sich.
Triumphierend stand er inmitten seines nun unsichtbaren, besiegten Feindes. „RIKKEN KALTATEM, Bezwinger des ersten Sonnenbären!“, spann er seine Legende direkt weiter, die Fäuste in den Himmel erhoben.
Nizpi war an den Rand des Floßes getreten. „Faszinierend – Und jetzt, Rikken, zum Floß zurück. Sonst war das Euer letzter Außeneinsatz!“
Ein weiteres Wesen ähnlicher Art tauchte hinter Rikken auf, riss an seinem rechten Arm. Wir feuerten sofort durch den Dampf, doch bald waren unsere Aufladungen verbraucht - da erschien auch schon ein weiterer Sonnenkraken – am lavaumflossenen Speer der in seinem Leib steckte, liefen gleißende Tropfen wie Blut herab. Das Wesen schien völlig regeneriert!
Eine weitere Glutschnur schoss aus der Lava, umwickelte Rikkens Beine. Das formlose Gewirr zogen ihn stetig nach unten, in die Tiefe. Doch der zähe Norn kämpfte nicht nur um sein Leben, sondern um seine Legende. Sein Golemanzug würde die Hitze aushalten, aber wie lange? Bis zur Hüfte hatten die Wesen ihn schon hinuntergezerrt. Doch er boxte auf sie ein!
„Speere.“, befahl Nizpi. „Rugo, näher!“
Höher – Abstand!“, warf Rollo ein.
Die Wachsamen, Qecatl und Rollo hatten die Eisspeere vom Rücken genommen und sie aktiviert. Wir waren zu weit weg für einen präzisen Speerwurf, Rugo beschleunigte stieg auf...
Auch als einer der Fangarme Rikkens Panzerhandschuh vom Anzug abriss, schlug er mehrmals irr lachend und mit bloßer Faust weiter, ein Wesen das völlig aus glühender Lava bestand! Seine brennende Faust schlug noch, als das Fleisch von ihr heruntergeschmolzen war. Wir wussten, dass Rikken verloren war. Er reagierte nicht mehr auf uns, sondern kämpfte seinen letzten, glorreichen Kampf, an dessen Ende die Sonne selbst ihn verschlang. Bis er selbst die Sonne wurde.

Kommentare 12

  • Ach Ovy. ;( aber dennoch mag ich deine Geschichten. Immer.

    • :D Danke! Aber es ist ja nuer eine Fantasiegeschichte, geschrieben in einer Fantasiewelt, also quasi doppelt halb so schlimm!

    • Das sagst du gerade jemanden, der bei Zeichentrickfilmen weint. Super :D

    • :p

  • Sehr dynamisch wieder mal durch die kurzen Sätze und Dialoge. Ich mags sehr. Gerade den Satz "Seine brennende Faust schlug noch, als das Fleisch von ihr heruntergeschmolzen war. Wir wussten, dass Rikken verloren war." Dieses Bild hat einfach so eine kraftvolle Tragik. <3

    • <3 Ein letztes Daumen hoch wie beim Terminator war mir dann doch zu cheesy, also Lava boxing!

  • Oh nein!
    Seine Legende!


    ... und der letzte Satz ist so toll: "... bis er selbst die Sonne wurde". Hachz.
    *seufzel*

    • Gibt ja noch genug Besatzungsmitglieder, die sie weiterschreiben können...danke!

  • Mir wurde ganz warm ums Herz. (Höhö!) --- Und dann wurde es dunkel - der arme Norn. :(

  • RIKKKKKKKEEEEEEEEN! NOIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!!!! Clara wird so weinen. :((((