Historie des Sterbens: Exodus

Shmayuka Bahyrafi war eine stolze Widerstandskämpferin der 'Speerspitzen' unter Ajahlu Kwasafi, möge er in den Nebeln weiterstreiten. Jahrzehnte hatten sie versucht den Widerstand gegen Palawa Joko zu führen, aber wenn sie noch länger weiterkämpften, würde es sie und ihre Familien gänzlich vernichten. Ständige Angst vor Vergeltung, ein Leben im Untergrund, Verlust von Moral, Verrat aus den eigenen Reihen....das alles hatte Tribut gefordert. Wenn sie am Leben bleiben wollten, mussten sie in den Norden.Sie hatten es fast geschafft, fast König Jokos verfluchtes Wüstenreich hinter sich gelassen...der Scheinangriff auf den Grenzposten im Osten war geglückt, hatte genug untote Truppen abgelenkt, damit die Karawane durch die Schlucht nach Norden schlüpfen konnte.
Die Menschen und die Yaks, sie waren erschöpft, durstig und hungrig. Sie hatten so viele junge Kämpfer auf ihrem Weg zurückgelassen. Fast nur noch Kinder und Greise in ihrem Tross.


Yehduk, ihr eigener Sohn, war mit seiner Frau noch irgendwo dort drüben. Yehduk hatte einen Trupp beim Scheinangriff über die Klippen geführt...Sie hatten ihre eigenen Kinder in Obhut der Großmutter gelassen, bis die Mission erledigt war. Shmayuka hatte geschworen, bis zu ihrer Rückkehr stets bei ihnen zu sein. Aber sie kamen nicht.
Neben ihr stand Chamil, eine junge Priesterin Kormirs. Sie hatte die Sanduhr vier mal durchlaufen lassen. Nach dem zweiten Mal sollten die Trupps wieder zurück sein.
„Wir können nicht länger warten. Wenn die Erwachten uns einholen, war alles umsonst...“, stellte sie ruhig fest.
„Na dann los...“, brummte Shmayuka entschlossen, nickte gen Karawane. „...nach Amnoon mit euch. Ich hole unsere jungen Krieger zurück...“
Chamil sah sie einen Moment lang an. Sie widersprach nicht, drückte sie an sich und segnete sie. Dann eilte sie zum Karawanenführer.


Shmayuka umklammerte ihren Dolch, eine ehemalige Speerspitze. Alles was von dem Schaft des alten Speeres übrig war, diente ihr nun als Gehstock. Ihr Knie war zertrümmert und sie ging auf die siebzig zu, hatte jahrzehntelang Erfahrung, Weisheit, Wissen an die jungen weitergegeben.
Aber für was lebten die Alten, wenn ihre Söhne und Töchter starben? Sollten sie sich opfern, um einer alten Frau wie ihr noch ein paar Jahre zu schenken?
Irgendwann musste ihre Zeit gekommen sein. Sie würde den Jungen die Zeit verschaffen zu ihren Familien zurückzukehren und den Außenposten der Kavaliere, den letzten Wegpunkt zu erreichen, die Freiheit Amnoons.
Heute würden die Jungen leben und die Alten sterben. Palawa sollte nicht ihren letzten Sohn bekommen.
Ein Gebet zu Kormir. Ein letzter Blick zur Karawane. Shmayuka ließ den Dolch zwischen den Fingern kreisen und schritt los in die Schlucht.

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