Geistertanz






Malvala Theme





Geistertanz


Malvala öffnete ihren Kasten. Ihre Finger suchten nach etwas in dem Ding. Sie griff viel tiefer in den hölzernen Ruckkasten als dies eigentlich möglich sein sollte und nach einer Weile förderten ihre Finger etwas zu Tage, das Aussah wie ein kleiner, etwa anderthalb Zentimeter hoher Rauchkegel. Sie stellt ihn auf eine kleine Schale die neben der bewusstlosen Cora auf der Liege stand. Mit einem Streichholz entzündete sie den Kegel von dem sich daraufhin eine dünne Rauchsäule nach oben kräuselte. Sie versuchte sich lediglich auf das zu konzentrieren das vor ihr Lag. Ihre Aufgabe. Ihr Versuch zu Cora durchzudringen die seit dem Vorfall an Deck der Rabes Weitsicht, ohnmächtig war. Ein nicht eben einfaches Unterfangen, besonders bei dem Lärm der draußen schon wieder losgebrochen war.


Malvala hasste es das es auf dem Schiff nur in der Nacht so richtig still wurde. Eigentlich mochte sie die Fahrt als solches über das Meer, doch ihr fehlte wirklich die Stille. Sie rang sich dazu durch alles um sich herum auszublenden. Die Augen geschlossen versuchte sie sich an ein Lied zu erinnern das sie im Hain immer gehört hatte. Es gelang ihr. Sie hob ein Stück Kreide an welches sie benutzte um Cora einige Symbole auf die Stirn zu zeichnen. Als nächstes holte sie eine weitere Schale hervor die mit einer bläulichen Flüssigkeit füllte. Langsam nahm sie ein Tuch, tupfte es in die Flüssigkeit und begann die Klinge ihres Dolches damit zu reinigen. Als sie gerade fertig war, merkte sie, dass sich die Stimmen draußen veränderten hatten. Sie glaubte vage so etwas wie Hektik wahrzunehmen. Aber wer weiß schon was diese Menschen jetzt schon wieder taten.


„Jetzt zählt nur Cora“ mahnte sie sich selbst und hob die Schale mit der Flüssigkeit an, um sie zurück in die Phiole zu geben. In diesem Moment flog die Tür auf und krachte in die Wand. Malvala war derart erschrocken, dass sie mit der Schale mit der blauen Flüssigkeit nach vorne ruckte, und einige Tropfen davon über Coras Gesicht verschüttete in dem sich nun ein bläulicher Streifen, bestehenden aus Spritzern und Sprenkeln befand. „Schimmliger Schössling! Das wird zwei Wochen nicht runtergehen!“ stieß sie aus und betupfte das Gesicht von Cora mit einem Lappen um das gröbste weg zu nehmen.


„Das ist jetzt egal Malvala, wir brauchen dich hier!“ schrie Willhelma und schubste die Sylvari unsanft in den Flur des Unterdecks. Das Bild welches sich ihr dort bot hätte schlimmer nicht sein können, erklärte jedoch sofort wieso draußen vor dem Zimmer so ein Stimmengewirr herrschte. Eine Planke schoss aus dem Schiffsboden und klatschte Elyra, einer der Heilerinnen und Elemtarmagierin auf den Hintern. Im nächsten Moment geriet ein Kistenstapel ins Rutschen und die oberste Kiste fiel Kersus entgegen und verfehlte diesen nur knapp. Nur Atemzüge darauf verbog sich eine Stange des Käfigs in dem Andra seit dem Vorfall an Deck festgehalten wurde.


Die Dinge die vor sich gingen waren so mannigfaltig das es Malvala gar nicht gelang alle mitzubekommen und überall war nichts zu sehen außer dem was eigentlich nicht sein konnte. Allerorten machten sich Dinge Selbstständig und entwickelten ein Eigenleben. Im nächsten Moment schoss ein Tau das zuvor noch auf einer Taurolle im Laderaum gelegen hatte nach vorne und umwickelte Kersus Leib. Er wurde daran empor gezogen und krachte mit dem Kopf gegen die Decke und wurde kurzer Hand wieder fallen gelassen als das Tau in sich zusammenfiel und ein ebenso totes Ding war wie zuvor.


Dann wurde etwas durch die Luft gewirbelt, traf Siddha am Kopf und warf sie hart auf die Schiffsplanken. Elyra huschte zu ihr hinüber und kümmerte sich um sie. Malvala geriet ins Grübeln, streckte aber instinktiv die Arme zu beiden Seiten aus und schloss die Augen, es dauerte nur einige Augenblicke der Konzentration bis sich sicher war. Etwas war hier. Etwas, dass nicht hier sein durfte. Die Aura einer mächtigen Präsenz floss wie dicker Sirup durch den Laderaum der Rabes Weitsicht und wurde beinahe körperlich greifbar. Sie investierte noch etwas mehr Kraft und da war es. Sie konnte es sehen. IhremGeist blieb nicht verborgen was hier geschah. Ein Geist war an Bord, und trieb sein Unwesen. Malvala wurde dem Schemen gewahr und verfolgte ihn und zusammen ergaben die beiden Bilder die sich hier abzeichneten einen Sinn. Sie streckte die Hand aus, brachte sie dem Schemen entgegen und konzentrierte sich. „Komm schon… komm schon…“ flüsterte sie und verkrampfte sich.


Je länger es dauerte desto mehr Kraft kostete es sie aber sie konnte nicht aufhören. Plötzlich geschah es. Auch für die anderen wurde Sichtbar was dort war. Ein Flackern und Flirren wurde gewann an Intensität an eben jener Stelle an der gerade ein Eimer Teer gegen eine der Charr geflogen war. Malvala gelang es für zwei, vielleicht drei Sekunden den Geist an Ort und Stelle zu binden. Gerade genug um zu erkennen das er nach einem Besen griff und diesen wie einen Speer auf Malvala richtete. Dann jedoch war der Moment vorüber und der Geist tauchte wieder in eine andere Sphäre wo er für die anderen nicht mehr zu sehen war. Der Besen beschleunigte und schoss auf Malvala zu die davon an der Schulter getroffen wurde und benommen nach hinten taumelte.


Die Gruppe im Laderaum rückte näher zusammen und Elyra robbte auf Knien zur Sylvari um ihr aufzuhelfen. Die Robe wieß an der Stelle, an welcher sie getroffen wurde, einen Riss auf und Malvalas Schulter schien im Flammen zu stehen. Einige Augenblicke der Orientierungslosigkeit, dann kam sie wieder auf die Beine.


„Ich brauche meinen Fokus!“ rief sie aus, wandte sich um und stürzte durch den Flur zurück zum Krankenabteil. Genau in diesem Moment erschien ihr entgegen am Aufgang zum Deck eine Wolke aus Teilen. Splitter, Scherben, Flaschen, Nägel, Schrauben und diverser anderer Kleinteile, die erst in der Luft vor ihr schwebte und die dann im nächsten Moment Schrappnellen gleich auf die im Laderaum versammelte Gruppe zuschoss. „Sofort runter!“ herrschte die Stimme der Sylvari durch den Raum und es gelang ihr im letzten Moment der Geschosssalve auszuweichen, indem sie sich flach auf den Boden warf und hinter einer geborstenen Planke Deckung suchte. Noch bevor sie etwas tun konnte hob Elyra hinter ihr den Arm und blies mit einem Windzauber die Geschosse zurück in die andere Richtung und noch einmal über die am Boden kauernde Malvala hinweg.


Sie konnte nur liegen bleiben und die Arme über den Kopf reißen um das schlimmste zu verhindern. Die Wolke aus Schutt wehte über sie hinweg und schlitzte ihre Robe der Abtei Durmand am Rücken an vielen Stellen auf, flog jedoch über sie hinweg ohne größeren Schaden an ihr anzurichten. Zumindest an ihr, denn in der Schottwand schlugen die Splitter ein und durchstießen hier und da das Schott in die andere Abteilung. Was auch immer sie mit ihrem Bindungsversuch zu erreichen gedachte, eines war sicher: Sie hatte dafür gesorgt das der Geist eine verdammte Wut bekam.


Als sie es irgendwie geschafft hatte auf beide Knie und einen Arm gestützt, den anderen konnte sie wegen dem Besenspeertreffer nur schwer benutzten, in das Krankenabteil zu kommen und damit zu ihrem Fokus, rannte sie mit jenem in der Hand zurück in den Flur. Die Gruppe war inzwischen noch dichter zusammen gerückt und bildete einen Kreis, versuchte lediglich sich den weiteren Angriffen zu erwehren. Als es den Eindruck machte, dass es gar nicht schlimmer kommen konnte, verbogen sich erneut die dicken Metallstangen von Andras Gefängniszelle. Sie richteten sich auf die umstehenden und wurden sogar völlig aus ihrer Verankerung gezogen. Andra drückte sich im ersten Moment gegen die Rückwand der Zelle. Einen Kampf hatte sie nie gescheut, doch ein Kampf gegen einen Gegner den man nicht erkennen konnte, sorgte im ersten Moment dafür, dass sie Respekt hatte.


Malvala rannte neben die Gruppe im Flur des Schiffes und baute sich auf mit dem Fokus in der Hand auf. Sie brachte die Hand gegen den Geist und schloss die Augen. Neuerlich begann sie sich zu konzentrieren, doch noch geschah nichts. Jetzt wurde auch deutlich was der Geist mit den beiden Gitterstäben vorhatte. Einer der beiden flog Malvala und der Charr neben ihr entgegen die gerade noch im letzten Moment ihr Schwert dazu nutzen konnte die Stange zu parieren die klappernd und krachend im Dunkel des Laderaums verschwand. Die Waffe der Kriegerin flog durch den Raum und blieb in einem Stützpfeiler des Oberdecks stecken. Nun wurde auch mit dem zweiten Stab ausgeholt doch bevor dieser in Richtung der Gruppe losfliegen konnte, hatte Andra ihn gepackt und hielt ihn am anderen Ende fest.


Malvalas Anstrengungen zeigten Früchte als der Geist ein zweites Mal gebunden wurde. Wieder entstand zunächst das Flirren in der Luft, dann jedoch hob ein goldenes Licht an. Ein leuchten breitete sich um die Gestalt aus und gab dem Geist nun für alle Sichtbare gespenstische Konturen. Einige Augenblicke lang geschah nichts außer das alle Schaudernd zu der gespenstischen Fratze blickten die dort im Laderaum, wie in der Bewegung geronnen, stand. Unfähig sich zu bewegen oder etwas zu tun, verharrte der Schemen.


„We-wer bist…?“ richtete Malvala ihre Worte an den Geist. Dann veränderte sich das Leuchten, wuchs oben und unten durch das Schiffsdeck und wurde heller und größer. „Ich bin der Sohn des Kapitäns, der gerne Streiche spielte und dafür von seinem Vater geprügelt wurde. Er schlug mich so schwer und so lange, dass ich im Krankenlager starb. Meine Leiche warfen sie einfach über Bord und nun bin ich hier gefangen. Ich war so lange allein. Ich fühle mich so einsam. Darum kam ich zu Euch! Ich wollte nicht mehr allein sein.“ Mehr kam nicht mehr vom Geist, denn das Leuchten das von ihm ausging wurde heller und dann kurz darauf begann es auszufaden. In gleichem Maße wie die Säule in ihrer Länge wuchs, blich auch das Leuchten immer mehr aus, bis es Schlussendlich nur noch ein kleiner Punkt war der dann verglomm.


Ruhe kehrte ein, einen Moment lang sprach niemand ein Wort und alle blickten auf den Punkt an dem nun offensichtlich gar nichts mehr war. Noch immer hatte Malvala ihren Fokus auf die Stelle gerichtet. „Es… es ist vorüber, glaube ich wenigstens.“ Schnarrte sie. Als erste fand Andra ins hier und jetzt zurück. Sie trat zurück in ihre Zelle, eine rein symbolische Geste, dort wo die Zelle einst war, befanden sich nur noch einige traurig aus dem Boden ragende Gitterstäbe. Sie war zerstört.


So langsam kam Leben in die übrige Gruppe zurück und die ersten erhoben sich vom Boden. Die Stille die nun herrschte war gerade zu gespenstisch im Vergleich zu dem heillosen Tumult der zuvor herrschte. Man brachte Siddha in das Krankenabteil und legte sie neben Cora, andere begonnen erneut damit die Schäden am Schiff zu reparieren und das eingedrungene Wasser aus dem Inneren zu befördern und langsam schwollen auch die Stimmen wieder an. Malvala blickte noch immer auf den Fleck an dem der Geist verschwunden war. „Ruhe nun, ich hoffe du bist nicht mehr allein!“ flüsterte sie.





Neugierig wie es weitergeht? Anderer Autor aber die Fortsetzung Der Blick ins Innere

Kommentare 4

  • Geht ja ab bei euch, viel Spaß in 'Cantha'... :p

    • Mal sehen mal sehen. Könnte sein das es doch woanders hingeht *zieht ein Augenlid etwas herunter und grinst*

  • Ihr braucht weder Sirenen, noch harpyien, noch Meerjungfrauen. Oo *grusel*

    • Falls du aber am Zielort Interesse an einer Umorientierung haben solltest... Ja, es ist gut was los auf der Gab es Weitsicht