Fortsetzung von Reise reise, Seeman, reise
Gewaltdarstellung, Tod ect
„Feindkontakt! Piraten Steuerbord voraus!“
Rylans Stimme schepperte ihnen allen um die Ohren, so laut schrie er vom Krähennest herunter, als sich das Piratenschiff hinter einer der breiten Felsklippen hervor schob. Im Gegensatz zu ihnen hatten sie volle Fahrt und die Segel waren alle gesetzt, spannten sich unter einem Wind, der eigentlich so stark gar nicht sein sollte. „…. Windmagier....“ knurrte Vaas tief in sich hinein, anders war die plötzliche Geschwindigkeit des Schiffes, welches sich vorher hinter den Klippen versteckt hatte nicht zu erklären.
Seine Brauen zogen sich streng zusammen, so dass eine unfeine Falte zwischen diesen entstand und es ist der automatische Griff zum Dolch, den er gerade noch vollführen kann, ehe auch dem Rest leidlich klar wurde, dass sie in eine Falle getappt sind. Vor allem denen, die gerade noch dabei waren, die Schiffbrüchigen an Deck zu holen.
Die vermeintlichem Flüchtlinge griffen ruckartig unter die Sitze ihres Bootes und die Männer konnten so schnell gar nicht realisieren, was ihnen widerfuhr, als die schwarzen Steinschlosspistolen im Licht aufblitzen und in nächsten Moment der erste, unheilbringende Knall die Luft zerriss - ebenso wie den Schädel eines der Matrosen, der auf so kurze Distanz der Wucht der Kugel nichts entgegen zu setzen hatte. Blut spritzte, ebenso wie Knochensplitter und ein Teil seines Hirnes, ehe er einfach zusammensackte. Es folgten drei weitere Schüsse, ebenso präzise wie tödlich.
Hektik und Panik brach mit einem mal unter der Crew aus, was nur von der enorm lauten Stimme Nolens übertönt wurde, der begann Befehle übers Deck zu brüllen. Seine Männer bereit für ein Gefecht zu machen. Und seine Stimme klang mehr als nur erzürnt und wütend, während er zum Steuerrad eilte. Sie hatten den Nachteil, dass ein Teil ihrer Segel noch gerafft waren, aber die Angewiesenen befreiten diese schon und Nolen versuchte in seiner Entschlossenheit noch alles rauszureißen, was zu ihrem Vorteil sein könnte, während Vaas mit ein paar anderen nach vorn stürmten und nun ihrerseits auf die Piraten das Feuer eröffneten. Doch diese waren nicht dumm und hatten dieses Schauspiel gewiss nicht zum ersten Male gemacht, denn sie sprangen noch rechtzeitig von ihrer kleinen Nussschale hinein ins Meer und wollten unter dem Schiff hindurch tauchen. Der Nekromant verfehlte, aber da sich das blaue Wasser zum Teil rot verfärbte konnte man davon ausgehen, dass einer der anderen zumindest einen dieser Penner erwischt hatte. Er fluchte und steckte seine Waffe wieder weg. Es würde zulange dauern, sie wieder nachzuladen, die Zeit dafür fehlte in diesem Augenblick, da sie schon zurück beordert wurden, um mit am Schiff zu helfen und sie irgendwie vom Fleck zu kriegen.
Weiterhin brüllte der Kapitän Anweisungen und Befehle zu den Männern und auch wenn dies definitiv nicht zum Alltag der Mannschaft gehörte, schaffte er es einen durchaus routinierten Ton in der Stimme zu halten, als hätten sie das hier schon tausende Male durchgemacht, was die anderen dazu brachte, nicht den Kopf zu verlieren und strickt auf ihn zu hören. Geräuschvoll spannten sich wieder die Segel und Nolan versuchte, so schnell wie nur möglich bei zu drehen, als der nächste Knall durch die Luft schnitt, dieses Mal jedoch vom Schiff der Piraten aus, die sich schneller, als allen lieb war, genähert hatten.
Zwölf Pfund zerrissen die Luft, donnerten in ihre Richtung. Nur ein Schuss, mehr nicht. Mehr brauchten sie auch nicht, denn ihr Schütze traf mit einer durchaus beachtlichen Genauigkeit vom eigenen Deck aus. Das Geschoss schmetterte hart durch den Hauptmast hindurch. Es krachte. Holzsplitter flogen durch die Gegend, trafen den ein oder anderen im Körper oder Gesicht, die aufschrien und zu Boden gingen, oder wie der Großteil noch versuchten, sich irgendwie in Deckung zu begeben oder hinter einer Eiswand Schutz zu finden die Vaas in der Schnelle noch geistesgegenwärtig hochziehen konnte. Die Splitter hielt sie gerade so noch ab, auch wenn diese zur Hälfte schon auf der anderen Seite hervor traten und der Nekromant sich mit einigen dickeren Holzstücken konfrontiert sah, die vielleicht gerade mal zwei Handbreit vor seinem Gesicht fast ganz durch das rötliche Eis hindurch gedrungen waren und ihm ansonsten nun mit Sicherheit in der Visage und im Schädel stecken würden. Unfeiner Gedanke.
Der Hauptmast kippte und mit ihm auch Rylan, der im Krähennest einmal unsanft hin und her geschmissen wurde. Er schrie, laut und schmerzhaft und die blanke Panik in seiner Stimme verriet auch ohne hinzusehen, dass er selber wusste, dass er es nicht mehr rechtzeitig hinaus schaffte, als der ganze Mast letztendlich ins Meer stürzte und mit dem Ausguck als erstes versank. Wasser stob und spritzte auf, schwappte bis über die Reling und benetzte sie alle mehr oder weniger. Rylans Stimme verstarb, doch niemand hatte Zeit nach ihm zu sehen, niemand schrie die drei verdammten Worte 'Mann über Bord.'. Nicht, weil es sie nicht interessierte, sondern weil sie wussten, dass sie ihm nicht mehr helfen konnten und sich einem Kampf gegenüber sahen, dem sie nicht ausweichen konnten. Die Piraten hatten nicht vor jetzt schon den Rumpf des Schiffes zu zerreißen und es auf den Grund des Meeres zu schicken, weshalb sie alle vor der Versenkung noch verschont blieben – vorerst. Sie wollten plündern und hatten es durchaus nicht dumm angestellt, in dem sie die 'dicke Berta'fahruntüchtig gemacht hatten. Ohne Hauptmast, der einen Teil der Segel mit hinunter gerissen hatte bei seinem Absturz, saßen sie an Ort und Stelle fest. Und ihnen blieb nicht mal wirklich übrig sich zu ergeben, es würde so oder so ihren Tod oder vermutlich die Sklaverei bedeuten. Zähne knirschend musste sich der Silberschopf eingestehen, dass er, bei all seiner eigenen Hinterhältigkeit, solch eine Falle hatte tatsächlich nicht kommen sehen. Im Nachhinein betrachtet mehr als nur dumm. Fest schlangen sich die Finger um den Dolch, brachten das Leder um diese zum Knirschen, vor Wut, vor brodelndem Zorn und dem Bedürfnis jeden von diesen Missgeburten einzeln auszuweiden, wenn sie auch nur ansatzweise ins eine Reichweite kommen sollten.
„Bleibt stark Männer! Wir halten schon seit Jahren zusammen und werden es auch jetzt tun! Wir werden nicht kampflos zusehen, wie sie uns ausrauben und dann im Meer versenken! Wir kämpfen! Kämpfen um unser Leben und zeigen diesem Piratenpack, dass, nur weil wir ein Handelsschiff sind, keine leichte Beute sind! Die werden noch blöd schauen, wenn wir am Ende DEREN Schiff übernommen haben!“ Alle stimmten ein kurzes Gebrüll an, als Nolen übers Deck lief, selber schon ein Kurzschwert und eine Steinschlosspistole gezogen. Er befehligte keine Männer an die Kanonen, schickte keine Pulverjungen ins Magazin. Sie konnten nicht auf das Schiff schießen, da es ihre einzige Möglichkeit war, wieder an Land zu kommen, wenn sie den Kampf gewinnen würden. Dass wussten die Piraten, sie verließen sich darauf, dass die Handelsleute keinen Kampf mit Kanonen riskieren würden, sie standen auf dem Fleck und konnten weder beidrehen, noch sich sonst irgendwie in Schussposition bringen.
Es dauerte nicht lange, da war das schlanke und wendige Piratenschiff nah genug an ihnen dran. Jetzt konnte man auch die zwei Magier entdecken, die die Segel blähen ließen, da, wo eigentlich kein Wind war. Das Piratenpack stand schon bereit, wetzte die Säbel, wartete nur darauf, dass sie fette Beute schlagen könnten. Allen voran stand der Piratenkapitän, der aus der Meute mehr als nur heraus stach. Nicht weil er sonderlich breit gebaut oder überdurchschnittlich riesig war, nein, es war der tiefschwarze Mantel, der einen einigermaßen stämmigen Körper bedeckte, dessen Haut so aschfahl war, dass man glaubte einem Toten gegenüber zu stehen. Der Silberschopf besaß schon eine kränklich wirkende Blässe, aber der Mann übertraf ihn durchaus. Der Bart und das lange Haar, welches unter dem ebenso schwarzen Dreispitz hervorlugte, schienen elfenbeinweiß, während ein paar Augen in stechendem blau über ihr Schiff und die Mannschaft schweifte. Vaas erinnerte sich irgendwo schon einmal von dem Kerl gehört zu haben, der in den Geschichten als wandelnder Geist beschrieben wurde, dessen Schiff ebenso plötzlich auftauchen, wie verschwinden konnte. Sein Name ist ihm zwar entfallen, aber den seines Schiffes hatte er sich durchaus eingeprägt. Die 'Geisterjäger' trug ihren Namen somit nicht umsonst. Ein Fuß am unteren Ende der Reling gestellt und den rechten Unterarm auf dem Oberschenkel konnte der Piratenkapitän nicht weniger vor Selbstbewusstsein und Arroganz strotzen, ein breites Grinsen zierte seine Totenvisage. „Ihr habt zwei Möglichkeiten: Ergebt euch oder sterbt, bei ersterer Option könnt ihr wenigstens noch auf dem nächsten Sklavenmarkt verscherbelt werden. Wenn ihr Glück habt, ist euer restlichen Leben dann wenigstens soviel Wert wie das eines räudigen Köters.“ Seine schrille Stimme war markant, unter hunderten definitiv mit Wiedererkennungswert, aber eine der unangenehmen Sorte, vor allen, wenn er, wie jetzt, sie einfach nur noch verhöhnt und den Worten ein kratziges Lachen folgte, in dass seine Männer direkt mit einstiegen. Knapp überflogen zählten sie ungefähr die doppelte Anzahl, vielleicht etwas mehr, nichts, was rein theoretisch unmöglich erschien zu bewältigen, aber Vaas wusste nicht, wie gut die anderen im Umgang mit den Waffen, oder allgemein im Kämpfen waren. Verteidigen konnten sie sich gewiss ganz gut, aber hier würde es um Leben und Tod gehen. Und bei Grenth, er würde hier eher draufgehen, als sich zu ergeben und in der Sklaverei zu enden.
Die Zeit, die die nun verstrich, ohne dass er selber direkt etwas machen konnte, nutzte der Nekromant, der sich ein Stück weiter nach hinten manövriert hatte, dafür aus seine Steinschlosspistole flink wieder schussbereit zu machen. Doch er bemerkte nicht, wie die abgetauchten Piraten am Achterdeck Kletterhaken hinauf warfen. Keiner bemerkte es, auch Darius nicht, obwohl dieser Idiot dort wieder stand, war er doch zu sehr auf das Schiff vor ihnen fokussiert.
„Wenn ihr glaubt, wir würden uns kampflos ergeben, habt ihr euch getäuscht !“ rief Nolen unbeirrt selbstbewusst zurück und gab seinen Männern nur ein Handzeichen, die darauf hin die Waffen erhoben und auf die Besatzung des Piratenschiffes ballerten.
Eigentlich hatte es den Silberschopf schon vorher durchaus verwundert, dass sich ihre Feinde in solch einer provokativ überlegenen Position zeigten, die doch soviel an Eigenschutz vermissen lies, aber er hob auf den Befehl hin mit seine Waffe und zielte auf den Brustkorb des bleichen Kapitäns. Doch es zeigte sich schnell, dass deren absolute Sicherheit nicht von ungefähr kam, denn noch bevor sie alle abdrücken konnte, ließen die Magier Das Salzwasser in dichten Wellen zwischen den Schiffen aufstoben und die Gischt so stark aufwirbeln, dass die Sicht gänzlich behindert wurde. Aber dennoch knallten alle gezogenen Pistolen, auch die von Vaas, der zielsicher durch die Kameraden hindurch schoss. Es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit, als nach ihrem Erstangriff niemand aufschrie, das Wasser weiterhin den Blick blockierte, ehe die Antwort prompt folgte und aus der herabfallenden Gischt der Kugelhagel erwidert wurde. Im Gegensatz zu den Piraten sind die Männer nicht in Deckung gegangen, oder eher hatten sie nicht mehr die Gelegenheit dazu. Viele duckten sich zwar noch, oder versuchten weg zu springen, aber einige von ihnen riss es zu Boden, dienten dabei unfreiwillig den Hintermännern als lebendiges Schutzschild, während ihre Leiber von mehreren Geschossen durchsiebt wurden. Von qualvollem Schmerz gepeinigt schrien sie auf, röchelten und spuckten Blut, ehe sie leblos auf den Boden aufprallten und dabei das Deck begannen rot zu färben. Vaas hatte das Aufflackern von Magie gespürt, weshalb er sich rechtzeitig noch in Deckung bringen konnte, aber das half den anderen auch nicht mehr. Die Piraten verschwendeten keine Zeit mehr das Schiff zu kapern - Enterhaken flogen an die Reling und im nächsten Augenblick krachten die Schiffe auch schon aneinander und die Meute sprang auf die 'dicke Berta', bereit sich ihre Beute mit Gewalt zu holen.
Ein Kampf brach auf dem Deck aus, wobei sich Nolens Männer durchaus besser schlugen, als Anfangs von Vaas befürchtet und nicht direkt wie Schweine abgeschlachtet wurden. Dennoch waren sie in der Unterzahl und die Elonier, welche sich als Flüchtlinge ausgaben fielen ihnen zudem auch noch in den Rücken – wenn auch einer weniger. Darius sah sich zwei von ihnen gegenüber, nachdem er wie durch ein Wunder, sie aus dem Augenwinkel doch noch bemerkt hatte. Mit zwei Äxten bewaffnet gelang es ihm, den ersten abzuwehren und dann unerwartet schnell vor zu schnellen, um den überraschten Zweiten mit der linken Axt von den Füßen zu holen, während die Rechte wuchtig hinterher zog und dessen Schädel in zwei saubere Hälften teilte. Es knackte unfein, Schmodder und Blut spritzen, aber Ekel war etwas, das er nicht kannte und so riss er mit einem schmatzenden Ruck das Beil aus dem Kopf heraus, nur um direkt wieder herum zu wirbeln und sich seinem zweiten Gegner zu stellen.
Vaas nutzte das Getümmel, um sich selber flink in gute Positionen zu bringen, in derer er die Piraten seitlich oder hinterrücks angreifen konnte, schnell und wenig war er dafür und er wusste, dass er nicht die Statur und Kraft besaß um mehreren Gegnern frontal entgegen zu treten. Hier und da blieb für ihn sogar ein Moment Zeit, um mit Eismagie hier und da zu helfen. Da das Deck mehr und mehr mit Blut bedeckt wurde, konnte er dieses nutzen, um eiskristallene Stacheln hervor schießen zu lassen, die das Pack von unten her aufspießte. Zweimal gelang es ihm, doch das Getümmel wurde immer uneinsichtiger für ihn und es dauerte auch nicht lange, dass er dadurch viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich zog.
Nach kurzem Gerangel, dem Aufeinanderkrachen von Säbeln, Schwertern und Äxten, waren es jedoch fast nur Nolens Männer, die fielen, welche der Zahl der Piraten schlicht nicht gewachsen waren, auch wenn diese auf eine überraschend entschlossene und widerspenstige Crew trafen.
„Es reicht! Zeigt diesen Maden, wo ihr Platz ist!“ die schrille Stimme peitscht durch die Massen, gefolgt von einem rollenden Kopf Nolens, der den Kämpfenden direkt vor die Füße geschmissen wurde. Vaas hatte keine Augen und Ohren dafür, er kämpfte noch immer, wie im Rausch und besessen davon bis zu seinem letzten Atemzug weiter zu machen, auch wenn es gegen die Meute kaum eine Chance gab. Es war noch nie ein Grund für ihn aufzugeben und immerhin lebte er bis heute noch. Gerade durchtrennte seine blutverschmierte Klinge die Kehle eines der Elonier, die sie vorher in die Falle gelockt hatten, da knallte ein Schuss in seiner direkten Nähe. Er konnte selber nicht so schnell reagieren, wie die Kugel ihn traf und aufächzen ließ. Schmerz durchzog seinen ganzen Brustkorb und raubte ihm für den Moment dem Atem, dass er in der Sekunde nicht einmal einschätzen konnte, wo es ihn getroffen hatte. Er taumelte kurz, als schon im nächsten Moment ein Schrank von einem nornischen Piraten auf ihn zu stürzte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Arme zur Verteidigung vor den Körper zu rucken, doch die Wucht, mit dem er ihn traf und die Unterarme aufriss, lies ihn so derbe gegen die Reling prallen, dass etwas laut in seinen Ohren knackte. Er stieß ein atemloses Keuchen aus, glaubte im ersten Moment, dass seine Wirbelsäule nachgegeben hatte, doch als sein Körper weiter nach hinten sackte, als einfach gen Boden, wurde ihm noch irgendwie bewusst, dass es das Holz war, ehe er ins kalte Meer stürzte.
Sein Körper streikte für einen Moment, als dass Meer ihn umhüllte, so dass er plump wie ein Stein nur hinab sank, bis sein Bewusstsein und Überlebensinstinkt wieder aufflammten. Ein paar Luftblasen verloren sich, als er unter Wasser zusammenzuckte und dann schnell eine Hand vor den Mund presste, um nicht noch mehr davon zu verlieren. Wenn er etwas hasste, dann war es das Element Wasser, er war immer noch kein guter Schwimmer, auch wenn es durch Roscoe wesentlich besser geworden war, weshalb er deutlich hektisch versuchte seine Orientierung wieder zu finden. Unterwasser fehlte einem die Einschätzung, wo oben und unten war, da war kein Gleichgewicht, da war keine Gravitation, die einem ein Gefühl gab, auf dem Kopf zu stehen oder nicht, da war einfach nichts, was seinem Körpergefühl, auf das er sich immer so gut verlasen konnte, einen Anhaltspunkt gab. Er hasste es. Es dauerte für ihn eine gefühlte Ewigkeit, auch wenn es vielleicht nur ein paar Sekunden waren, bis er die Oberfläche wiederfand, die sich in keinem schönen Blau präsentierte sondern rot gefärbt und von Holztrümmern und Leichen gezeichnet. Er musste sich beeilen, verlor auch keine weitere Sekunde, um wieder hinauf zu schwimmen, um nicht hier im Wasser zu ertrinken. Es gestaltete sich schwieriger als gedacht, denn der Ledermantel, den er trug zog schwer an ihm, das Schwert, was er noch bei sich trug, behinderte ihn mehr als gut war, aber die Zeit fehlte, sich all dem zu entledigen. Auf seinen Weg hinauf schwamm er an dem herabgestürzten Hauptmast vorbei. Rylans Leiche trieb immer noch am Krähennest vor sich hin, sein Bein verklemmt in einem der Streben des Ausgucks und auf eine unfeine Art und Weise verdreht, wie es bei intakten Knochen nicht der Fall gewesen wäre. Vaas hatte keinen Blick dafür, er kämpfte sich weiter zur Oberfläche hinauf.
Eine dicke Schicht an Blut, das auf dieser trieb verfärbte ihm das Gesicht zum Teil rot, als er den Kopf oberhalb des Wassers bekam. Er wollte seine Lungen tief mit Sauerstoff vollpumpen, doch er hatte eine mehr als ungünstige Position, denn gerade einmal einen halben Atemzug konnte er nehmen, als die Piraten Nolens letzte Männer samt ein paar Kisten über Bord gehen ließen. Er schwamm genau unter ihnen, als sie hinab gestoßen wurden und es riss ihn wieder mit hinab in die Tiefe, bevor er überhaupt richtig sah, was passierte. Es zog ihn weit mit hinab, aber irgendwie schaffte er es sich aus dem Sog der hinab sinkenden Kisten zu befreien - im Gegensatz zu den anderen...
Ein seltener Anflug von Panik machte sich in seinem Körper breit, er hatte kaum Luft bekommen und schon jetzt verkrampfte sich sein Brustkorb, da der Silberschopf das instinktive Bedürfnis Luft zu schnappen hart unterdrücken musste. Er schwamm drauf los, ohne eigentlich darauf zu achten, wohin. Es war zum Glück die richtige Richtung, jedoch begann seine Lunge mit jeder Bewegung, die er tat, immer mehr zu brennen, zu schmerzen, als würde Balthasar persönlich mit feurigen Fingern darum greifen. Er presste die Lippen fest aufeinander, so dass sie nur noch einem verbissenen Strich glichen. Angst vorm Tod hatte der Nekromant nicht, war sich immer bewusst, dass er irgendwann im Kampf sterben würde. Und dennoch schlich sich ein Gefühl des Bedauerns in seinen Verstand wenn er daran dachte hier sein nasses Grab zu finden. Er hatte gerade das Gefühl gefunden angekommen zu sein, auf einem Weg von dem er selber nicht wusste, wo er hinführen würde. Er hatte alles dafür zurück gelassen... Er würde schon einen Weg finden, wie er wieder dahin zurück kommt, wenn er nur über Wasser käme. Er muss...!
Das helle Licht der Oberfläche begann vor seinem Auge zu flackern und immer mehr von schwarzen Punkten überlagert zu werden. Er konnte nicht mehr einschätzen wie weit es bis hinauf war, kämpfte weiter, während er eine Hand auf Mund und Nase pressen musste und Brustkorb sowie Lunge brannten wie Feuer. Sein Tunnelblick zog sich von Sekunde zu Sekunde mehr zusammen, bis schließlich...
… weniger Meter vor der Oberfläche sein Bewusstsein dem Sauerstoffmangel erlag und Vaas die Kontrolle über seinen Körper verlor. Nur noch die Hand konnte er Richtung Licht ausstrecken. Es war ja zum greifen nah und doch in dem Moment so weit entfernt, wie es nur sein könnte. Starr und fassungslos blickte er noch hoch, ehe sich ein dunkler Schatten über ihn legte. Ein starker Ruck an seinem Leib war da noch. Ein vom Blut angelockter Hai vielleicht, vielleicht aber auch nur Einbildung, denn weder Schmerz noch sonst etwas drangen noch zu ihm hervor. Es war egal. Nichts mehr drang zu ihm, nur noch die Schwärze und Kälte, die Grenths eisigen Griff mit sich bringt.
~ Yo-ho, haul together
Hoist the colours high
Heave-ho, thieves and beggars
Never shall we die... ~
Kommentare 11
Ovy
Hatte fast damit gerechnet, dass Geisterkapitän sagt: "Vaas, ich. bin. dein. Vater!"
Ansonsten ein guter Vorspann für einen Vaas Bond Film.
Mit Acapella Soundtrack.
Vaas Autor
DAS wäre eine Überraschung für alle :'D
Oh, Vaas wäre ein schlechter Bond, glaube ich x'D
Aber die Musik gefällt mir
Lianara
Pfh, als könnten ein paar Piraten, Haie und der Ozean Vaas kalt machen. Der hat schon viel schlimmeres überstanden. Z.B. Lia. *nickt*
Vaas Autor
Hehe, stimmt, wer Lia überlebt, überlebt sogar Grenth!
Nia!
Sehr toll! Ich habe schon die vorherigen Teile regelrecht verschlungen. *-* Mir gefällt das Feeling, das dabei rüberkommt.
Vaas Autor
Danke Ich bin leider nicht so ganz Fit, wie andere, was Schifffahrt und Seekämpfe angeht, deshalb freut es mich, wenn ich dennoch ein gewisses Feeling rüber bringen kann
Motte
Toll geschrieben aber wehe dir, WEHE DIR!
Vaas Autor
:x
Minna
Ich bin dagegen. Also so vollkommen dagegen, weißt du? Der wurde mir von Geschichte zu Geschichte sympathischer und so hoffe ich nun, dass der letzte Ruck mehr als nur so ein blöder Hai ist. Nicht sterben lassen den Mann, ja?! Grml.
Wieder eine wunderschöne Piratengeschichge - bei der ich kurz würgen musste.
Vaas Autor
Danke, dass sie dir immer noch gefallen
Und tut mir leid, aber vielleicht hat er dieses mal tatsächlich kein Glück gehabt, so oft, wie er in der Vergangenheit schon drauf gegangen wäre ^^'
Motte
Vergiss es!!