Schneemonster

Mit einem festen Ruck, an den Schultergurten zog er den Rucksack etwas an ihrem Rücken hinauf. Was hatte das Reh bitte alles eingepackt, dass Luc beim Hinaufheben der lederverpackten Güter deutlich das Gewicht im Arm fühlte? Als hätte Arla seine Gedanken gelesen, murmelte sie ein verlegenes “Rosalies Spielsachen“. Amüsiert schnaubte der Löwensteiner aus, als er ihre dunklen, leicht lockigen Haare unter den Riehmen hervorzog und dabei wohl absichtlich über ihren Hals strich. “Stimmt. Sie brauch im Hoelbrak all ihre Malbücher, Bauklötze und Kuscheltiere“, brummte er neckend, als er kurz zum Kind hinüber sah. Zwei war sie jetzt. Zwei Jahre und im letzten so bedeutsam gewachsen, das ihr keins der alten Hemdchen mehr passte. Das er ein kleines gelbes Hemdchen, mit weißen Punkten drauf, für sich behalten hatte war nur ein Geheimnis des Kerls, welches Arla wohl gerade zu lüften versuchte. Der Blick ihrer meerblauen Augen lag auf ihm und obwohl er immernoch gen Rosalie sah, die ihr Laufrad aus dunklem Holz, mit den kleinen Blumenornamenten, hin und her schob, fühlte er Arlas Mustern.
Es war ein kleines Lächeln, welches sich von Verlegenheit begleitet, auf seine Lippen stahl. “Ich mag es sehr, wie du Sie ansiehst. Du liebst Sie“, murmelte das Reh und bettete ihre behandschuhten Finger auf des Löwens Brust.
Dieser nickte stumm und als seine Daumen über Arlas Wangen hinweg streichelten konnte er all ihre brennenden Fragen im Kopf tanzen sehen.


Der Wind in Hoelbrak war schneidig, für Körper die an Wärme und normal temperierte Luft gewöhnt waren. Lucius zog die Mütze tiefer auf die Ohren und den Schal über die Nase. Es erstaunte ihn selbst, wie empfindlich er im ersten Moment auf die Kälte reagierte und sehnte bereits den Moment herbei, wenn er sich daran gewöhnt hatte.
“Rosa, nicht! Nicht den am Portal! Hier laufen doch so viele Leute lang!“ Arlas tadelnde Stimme hielt das Mädchen, aber nicht davon ab sich eine zweite Hand Schnee in den Mund zu stecken. Weiß, das ganze Gesicht, bis der Schnee auf Rosas Gesicht zu tauen anfing. “Eis Mama! Hamham!“ Lucius lachte auf und zog damit den Blick von Reh und Kitz auf sich. “Luc auch Eis?“, und schon streckte ihm Röschen die Hand, mit dem plattgelatschten Schnee, entgegen. “Später. Erst suchen wir nach einem Schlafplatz für heute und morgen gibt es Schnee... auch für Ma...“ TOCK! Der Schneeball traf ihn mitten am Hinterkopf und Arlas amüsiertes aufquiecken, über ihren Treffer verriet sie sofort. Der erste Schreck Rosas wich augenblicklich, als sie ihre Mama lachen hörte. Gerade als er sich umdrehte kam ein zweiter Schneeball geflogen, welcher an der Brust des Löwensteiners in viele kleine Flocken zersprang.


Die Hütte der Bärin empfang die drei Schneemonster mit der wohligen Wärme eines Baus, dem Gefühl von Sicherheit und fragenden Blicken der Norn. Arla hatte immernoch Schnee in den Haaren während sie Röschen abklopfte und Luc auf den Bärenschamanen am Eingang zutrat.
“Wir... bräuchten eins eurer Lager...“


Rosalie schlummerte glücklich und tief in ihrer Fellmulde. Einzig ihr dunkles Haar lunzte unter dem Fellberg hinaus, als Luc die eigene Decke lupfte und ein bibberndes Reh darunter huschte.
„Eisfüße“, kommentierte er ihr ankuscheln und schlang dennoch die Arme um ihren zierlichen Körper, der schon bald nur noch von wohliger Wärme erfüllt war.

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