Sterne

Ihre Beine baumelten in der Luft, das Kinn hatte sie nach oben gereckt. Arlassia saß im Fenster, auf ihren Schoß der kleine Schrecken. Die Nacht war kühl und sternenklar, Rosalie reckte das Fingerchen und rief "Da! Mama!" als eine Sternschnuppe den Himmel etwas mehr erleuchtete und schließlich erlosch. Arlassia lächelte und gab ihrer Tochter einen dicken Kuss auf die Wange. " Eine Sternschnuppe, Röschen. Du darfst dir nun etwas wünschen." flüsterte sie dem Kind ins Ohr. Röschen sah zur Mama und die braunen Augen wurden groß. "Rosa mag Snee!" Arla musste leise auflachen und wieder folgte ein Kuss auf die Pausbacke des kleinen Lockenköpfchens. Rosalie würde ihren Schnee bekommen. Dieses im Herbst und Winter so seltene Phänomen einer Sternschnuppe würde dafür sorgen. Oder Arlassia. Oder Lucius. Seit dem Geburtstagsausflug nach Hoelbrak war Rosalie völlig besessen von den feinen weißen und kalten Kristallen.


Beide waren dick eingepackt und Rosalie kuschelte sich müde an ihre Mutter. Der kleine Daumen schob sich in den Mund und dann beobachtete das Mädchen wieder die Sterne, während Arlassia ihr kleine Geschichten in das Kinderohr flüsterte.


Sie erzählte von kleinen Sternwichteln, die dafür sorgten, dass die Sterne immer fein glänzten und somit in aller Pracht den Himmer erleuchten konnten. Sie erzählte von Sternen, die Verirrten den Weg nach Hause zeigten und sie erzählte von Sternen die kleine Mädchen beschützen und immer für sie da sind. Rosalie nuckelte an ihrem Daumen und immer wenn Arlassia das Wort Stern benutzte, zeigte das Kind mit der anderen Hand auf all die leuchtenden Sterne am Firmament. "Genau, mein kleiner Schatz. Alles Sterne. Möchtest du dir einen aussuchen? Mama schenkt ihn dir. Er wacht in der Nacht über dich und schickt dir schöne Träume." wisperte sie in das kleine Kinderohr und Rosalie streckte wieder den Zeigefinger in den Himmel um auf "ihren" Stern zu deuten. "Dann ist das nun dein Stern." Arlassias Stimme wurde immer leiser, schließlich sang sie dem Kind kaum hörbar ein Schlaflied. Die Haselnussäuglein fielen langsam zu, auch wenn sich das Lockenköpfchen sehr bemühte wach zu bleiben. Schließlich verrieten tiefe Atemzüge, daß die Kleine eingeschlafen war. Arlassia saß noch eine Weile im Fenster und sah versonnen in den Sternenhimmel, ein Lächeln auf den Lippen.


Sie war glücklich. Angekommen im Leben und glücklich. Neben ihr regte sich etwas und der Mann, der seinen Arm die ganze Zeit um sie gelegt und die beiden Mädchen beobachtet hatte, kletterte vom Fensterbrett in das gemütliche kleine Haus. "Gib sie mir." flüsterte er und nachdem sie ihm das Kind in die Arme gelegt hatte, kletterte auch sie zurück ins Haus. Ein letzter Blick in den Sternenhimmel, ehe sie das Fenster schloss und den Beiden folgte.

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