Nochmal Kind sein - oder lieber auch nicht

Der Ärger war groß in dem sonst von Lächeln gezeichnetem Gesicht.
Was war ihm auch eingefallen, ihr solche eine schwere Aufgabe zu geben?! War das wirklich sein ernst? Und jetzt saß er da und trank seinen Kaffee, schwarz mit ein ganz klein wenig Zucker. Er hatte sich zurück gelehnt. Er hatte es sich richtig gemütlich gemacht in dem alten Ohrensessel, welcher wahrlich schon bessere Tage gesehen hatte. Das Buch hatte er längst bei Seite geleget. Das er lesen wollte, diese Tarnung hatte er aufgegeben und nun lag seine Konzentration doch komplett auf ihr.
Sie schnaubte leise und schielte aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber und sofort bildete sich ein sanftes Lächeln auf den Lippen des Mannes.
Warum machte er es denn nicht? Immerhin hatte er das Gerät ja auch mitgebracht! Er hatte das Ding angeschleppt und im ersten Moment hatte sie sich auch wirklich darüber gefreut. Es war bunt, handlich und es klapperte darin etwas - bestimmt Geschenke für sie.
Es war also wirklich keine Frage, das sie ohne große Mühe den Inhalt nach außen bekam - sie musste nur lange genug schütteln und wackeln, bis alles hinaus purzelte. Aber statt sich der Kerl freute, der sie sonst immer lob und bei dem sie sich wohl uns sicher fühlte, hockte er in seinem Sessel und beobachtete sie und lobte sie gar nicht!
"Du musst das wieder rein machen Röschen. In die Löcher wo es passt."
Da passte gar nichts!!! Röschen schnaubte hörbar auf und verdrehte die dunklen Kulleraugen mit den langen Wimpern, was den Löwensteiner ein Lachen entlockte.
Eigentlich liebte Röschen das Lachen ihres Papas, aber jetzt freute sie sich gar nicht über dieses Geräusch. Stattdessen wuchs der Frust in ihr.
Das doofe Dreieck wollte einfach nicht zurück in die Box und da war wohl das passende Loch!
"Das Andere Schatz. Das passt das nicht rein."
Sanft die Stimme des Kerls, der sich nicht vom Sessel erhob um ihr zu helfen und dessen Lächeln sich in ein Grinsen gewandelt hatte.
An ein Lächeln auf Rosas Zügen war nicht mehr zu denken, als sich die Stirn mit gemeinen Denkerfalten schmückte und die Unterlippe zu einer Schnute gezogen wurde.
"Nicht aufgeben. Ist doch gar nicht so schwer."
Eigentlich mochte Rosalie diese Spielboxen, mit den ganzen Förmchen, immerhin hatte sie die vier Grundformen längst verstanden und ihre alte Steckbox, war ihren Aussagen nach inzwischen etwas für Babys. Und dann brachte der Kerl einfach eine neue an, mit viel komplexeren Formen und die Farben stimmten auch nicht mehr überein! Da passte rot nicht in rot und grün in gelb - oh! Rosalie lachte auf und hob die kleine Steckbox hinauf. Sie hatte eine Form gefunden und das Leuchten des bunten Kastens belohnte sie nicht nur optisch sondern auch mit einer kleinen Melodie.
Das Mädchen stand auf und hopste auf und ab, so energisch, dass der große Hund in der Ecke den Kopf hob und ihn dann fragend etwas auf Seite neigte.
Tock... durch das ganze Gehopse und Gewackel fiel das Steinchen wieder raus und keinen Atemzug später flog die Steckbox dazu, begleitet vom tiefen Wutgrollen der Rosalie, die mit ihren Sockenfüßen nach den Steinchen trag und sie durchs Zimmer kickte.
Nachdem das Spielzeug nicht mehr Objekt der Wut der Zweijährigen war, drehte sich das Mädchen um und stapfte schniefend auf Lucius zu.
Sich ihr entgegen geneigt hob er sie auf den Schoss und sogleich liefen dicke Lindwurmtränen über die Pausbacken des Mädchens.
"Ach Schatz, war es wirklich so schwer?", fragte der Löwensteiner das Kind, welches sofort nickte.
"Slimm, für immer. So swer. Ich mag die Kiste nicht." Röschen vergrub das Gesicht an der Brust des Kerls, welcher sich zurück lehnte und beruhigend über den Rücken des Mädchens strich.
"Du lernst das schon noch. Das nächste Mal helf ich dir, oer Mama hilft dir heute Abend." Röschen hob das Gesicht und blickte zu Luc hinauf, schüttelte den Kopf.
"Mama muss die Kiste alleine machen", schlug Röschen vor und lächelte schon wieder.
"Und wir gucken zu? Uh, ob Mama das schafft?" Auch Luc grinste bei der Vorstellung, wie seine Verlobte auf dem Teppich saß und sich der Rätselbox widmen musste.
"Nis schaffen. So swer!"

Als Arla am Abend nach Hause kam fand sie im Wohnzimmer ihre zwei Lieben, aneinander gekuschelt im Sessel sitzend. Vor ihnen auf dem Fußboden die leuchtende Kiste.
"Was habt ihr Zwei schon wieder ausgeheckt?"
Doch bevor Luc antworten konnte lachte Rosalie hell auf - denn jetzt war Mama dran.