Versprochen!

Das laute, zittrige Wimmern der jungen Frau erfüllte den schummrig beleuchteten Raum, und trieb Mael eine mitleidig-besorgte Miene auf die, sonst so harten und strengen, Züge.
Sanft ergriff er die Hand seiner Frau.
"Ruhig, Maria, du hast es bald geschafft. Schön weiter atmen!"
Verkrampft schlossen die zittrigen Finger Marias sich um die Hand ihres Gatten, umklammerten sie fest, als würde dieser kleine Berührungspunkt sie einzig und allein bei Verstand halten.
"Du machst das gut, Maria, nur noch ein klein bisschen! Atmen!" - Diese Stimme gehörte Nelah, der Nachbarin und langjährigen Freundin der Familie Duron.
Da das Geld für eine Hebamme oder gar einen Arzt nicht ausreichte, hatte sie sich sofort bereit erklärt zu helfen als es hieß, dass die ersten Wehen einsetzen, und trotz ihrer Unerfahrenheit, schließlich war sie eine einfache Schneiderin, keine ausgebildete Schwester, tat sie ihr Bestes um dem Paar bei der Entbindung ihres zweiten Kindes zu helfen. "Immer weiter atmen!".
"Bei den Göttern, ich atme doch! Ich a-AAAAANHH!".


Die Schmerzenslaute seiner Mutter ließen den jungen, damals achtjährigen, Revyn unruhig vor dem Haus auf- und ablaufen.
"Die klingt ja als würde sie sterben.", kommentierte Caine, der junge, struppige Blondschopf und dato beste Freund Revyns, die Geräusche, welche aus der kleinen, windschiefen Hütte drangen, und fing sich einen bösen Blick Revyns ein.
"Ha Ha!", grummelte dieser nur und begann nervös an den abgekauten Fingernägeln seiner Rechten zu kauen. "Mal ehrlich, glaubst du, das ist normal?". Revyns Stimme klang beim Aussprechen dieser Frage unsicher, ängstlich. Doch ein einfaches, sicheres Abwinken Caines, nahm ihm diese Anspannung etwas. "Also meine Mama hat auch so rumgeschrien als Till und Theya gekommen sind...und wie man sieht, ist sie noch immer lebendig und munter!...Ansonsten hätte ich wohl kaum so oft Hausarrest, häh?", gluckste der junge Blonde mit den frechen Sommersprossen auf der Nase, und entlockte seinem Freund damit doch ein leises Lachen.
"Wie wahr!", kicherte Revyn amüsiert, blickte aber sofort auf, als die Laute aus dem Haus verstummten.
Für einen quälend langen Moment blieb es ruhig; keine Schreie, keine aufmunternden Zurufe...nichts.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit, und kurz schon verspürte er den Impuls, einfach reinzurennen...Doch dann öffnete sich langsam die hölzerne Tür, und offenbarte das, erleichtert lächelnde, Gesicht Nelah's.
"Du kannst jetzt reinkommen.", sagte diese nur mit ihrer, gewohnt warmen, sanften Stimme, und machte auch direkt Platz, als der junge Wuschelkopf hineineilte.


Das kleine Häuschen hatte nur einen, kleinen Raum - So erblickte er seine Eltern direkt.
Maria, seine Mutter, lag zugedeckt in dem großen Ehebett seiner Eltern und hielt ein, in ein Handtuch gewickeltes, weinendes Bündel in ihren Armen.
Voller Stolz betrachtete sie den kleinen Haufen Leben in ihren Armen, und blitzte ihren Sohn warm an, als dieser sich langsam dem Bett näherte .
"Sieh' nur Revyn..", hauchte die junge Frau glücklich und betrachtete das Baby in ihren Armen liebevoll, "Deine kleine Schwester...Mila."
Als Revyn den Bettrand endlich erreichte, erblickte er zum ersten Mal das Gesicht des kleinen Mädchens, und konnte nicht anders als breit zu Lächeln.
Sie hatte die selben, grünen Augen wie sein Vater und er!
"D-..darf ich?", fragte er leise und streckte seine Arme nach dem kleinen Bündel aus, welches seine Mutter ihm, unendlich sanft, reichte.
Große, grüne Augen blickten auf in das Gesicht des Jungen, und ließen sein Herz schneller schlagen.
Das hier war es, das kleine Geschwisterkind, welches er sich immer gewünscht hatte!
So unendlich glücklich beugte er sich zu der Stirn des kleinen Mädchens, welches mittlerweile aufgehört hatte zu schreien, und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
"Du musst vorsichtig mit ihr sein.", hörte er nun die Stimme seines Vaters, welcher ihm eine Hand auf die Schulter legte.
"Du wirst ein Vorbild für sie, also gib' dein Bestes, ja?"
Eifrig nickte Revyn, und vermochte es nicht, das breite Lächeln von seinen Lippen zu bannen.
"Ist doch klar! Du bist meine kleine Schwester, mh?"
schmunzelnd stubste Revyn ihr mit dem Zeigefinger gegen die Nase.
"Ich passe auf dich auf. Versprochen!"



(Geschrieben via Handy.)

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