Ausflug ins Tal I

Denn wo Wut herrscht...


Hannah brummte – ein Tribut an ihre schlechte Laune – und versuchte im Halbdunkel eines spärlich beleuchteten Raumes weiterhin erfolglos, den großen braunen Fleck auf ihrem Oberteil zu entfernen.
„Das darf doch nicht wahr sein.“ schimpfte sie so leise, wie sie sonst sprach; „Wieso muss das ausgerechnet MIR passieren? Schau dir das an! Solche Bauerntölpel!“. Der angesprochene hob schläfrig den Kopf, blinzelte ihr aus kleinen Schlafäuglein entgegen und drehte sich kurzerhand auf die andere Seite. „Ja. Na danke schön!“ fauchte Hannah daraufhin auf. „Ist dir egal, ne? Hauptsache du liegst warm und bequem. Während ich nach einem Abend… nein, noch nicht einmal. Nach ein, zwei STUNDEN an diesem Mistort schon völlig versaut aussehe. Völ-lig!“


Der Lappen, der genauso wenig etwas gegen den Fleck an Hannahs Oberteil ausrichten konnte wie gegen die etlich weiteren, mit denen sich ihre Kleidung im Laufe des Abends vollgesogen hatte, landete in hohem Bogen und mit Schmackes in einer Ecke des Raumes. Ein weiteres Hannahbrummen folgte, und der Körper nahe bei ihr bewegte sich sachte. Dann war ein leises, ersticktes Stöhnen zu hören – Hannah stockte abrupt in ihrem Ärger und sah zu dem jungen, leidenden Wesen hinab, doch da war es auch schon wieder still geworden. Ihr kleiner Zuhörer indes erhob sich und taperte Rute wedelnd herüber, gab einen einzelnen Jauler von sich und schaute erwartungsvoll zu seiner Menschenfreundin auf.
„Jaa...“ entgegnete die Naturkundige widerwillig murmelnd. „ich weiß selbst, dass das keine Absicht war. Wer lässt sich schon absichtlich halb tot prügeln? Von.. irgendwelchen Untotenmonstern?“ - Sie warf einen Blick durch den mit provisorischen Lagern gefüllten Raum. „… Aber trotzdem!“


Das große Herz auf seinen vier kleinen Stummelbeinchen ließ die Zunge aus seinem Maul hängen und schaute Hannah weiterhin aufmerksam mit seinen großen braunen Hundeaugen entgegen. „Schau nicht so.“ befahl diese vorwurfsvoll.
„Sei endlich leise.“ maulte irgendwer aus seiner Ecke, gab ein Ächzen von sich – dann war es abermals still in dem Raum.
„Sei selber leise, Tölpel!“ murrte Hannah nuschelnd für sich.
Nun auch noch verärgert darüber, das man ihr nicht einmal ihren Ärger zugestehen wollte, legte sich Hannah widerwillig auf die eigene Lagerstatt, rutschte nahe an den sich eben noch regenden Körper heran und legte sachte einen Arm um dessen Taille. Der kleine bunte Beagle postierte sich daraufhin neben der Kräuterfrau, um es sich gleich darauf anders zu überlegen und diese stattdessen zu bekrabbeln. Ein weiteres Brummen, dann griff Hannah nach dem Hund und setzte ihn zwischen ihrem Bauch und dem Rücken des Mädchens ab, das sie nur wenige Stunden zuvor gemeinsam mit Nara verarztet hatte.


Es war ihr allererster Einsatz hier am Sägewerk gewesen, und er fand statt, kaum das die kleine Gruppe die stundenlange Reise hierher hinter sich hatte – Es blieb nicht der einzige in dieser Nacht.
„Untote Angreifer, kaum das wir hier angekommen sind...“ schnaubte sie leise und bemitleidete sich noch ein wenig selbst.


... findet Angst keinen Raum.

Kommentare 19

  • *klatscht* Hannah kann toll mit ihren Hunden schimpfen XD Ja, Nara ist namentlich erwähnt. Danke für die stimmungsvolle Einsicht in die Unterkünfte.

  • Die tragische, dramatische Geschichte der Frau, die in den Krieg zog und sich am Oberteil teilweise bisschen dreckig machte. :>

  • Schöner Einblick.
    Habs gern gelesen :)

  • Lieber wütend sein als sich fürchten. Sehr clever. :)

  • ... und bemitleidete sich noch ein wenig selbst. :thumbup:
    Schöner Einblick, sehr stimmungsvoll. Obwohl du das Szenario drumherum nicht detailliert beschreibst, hat man einen Ort vor Augen und auch die handelnden (oder zumindest anwesenden) Personen.
    Das ist ein unhöflicher und unkultivierter Haufen, diese Untoten.

  • Haha kopfkino! Wie immer toll geschrieben! =)

    • Kopfkino, ja?
      Ein Gold für deine Gedanken! :D

    • Wie sie dort is. Angepisst und rummault, hab ich bildlich vor Augen! =D Ein Gold für meine Gedanken x)

    • Das... wars schon? Wie enttäuschend!
      nein, Quark. Find ich gut, wenn dus dir vorstellen kannst :D

    • Vergiss nicht, ihm jetzt ein Gold zu schicken. Hehehehe.

    • Vergiss nicht, mir jetzt ein Gold zu schicken X)