Tausend und eine Nacht III - Am Ende eines langen Pfades (Teil 1)

Ein lauter Raptoraufschrei schweift durch die Nacht, als Vaas dem Tier schnalzend die Zügel hab. Sand stobte unter ihnen auf und 'Arrr' rannte, so schnell wie sie konnte, während Vaas sich, so gut es ging in den Sattel drückte. Der riesige Sandhai vor dem sie gerade die Flucht ergriffen, war in seinem Ausmaß so riesig, dass der Nekromant nicht zurück sehen musste, wo das Ungetüm ist – er hörte es. Er hörte das Schaben des Sandes über die rauen Schuppen, hörte das tiefe Grollen des Haies unter dem Sand hervor – und sie kam näher.
Sein Raptor sprintete weiter in die Richtung, die Vaas ihr vorgab, auch wenn es für ihn schwer war sich nur im Mondlicht auch nur ansatzweise in dem Meer aus Sand zu orientieren. Im Grunde... hatte er nur eine grobe Ahnung, ob sie richtig waren, denn er wollte erst am folgenden Tage die Route komplett berechnen. 'Arrr' sah sich während dem Rennen immer wieder hektisch um, sah nach hinten, nach links, nach rechts, man merkte ihr an, dass sie nervös war und wusste, was für eine Gefahr hinter ihnen lauerte.
Eine Gefahr, von der mit einem Mal plötzlich nichts mehr zu hören war. Das Grollen erloschen, das Beben auf dem Boden und das Geräusch als würde Sandpapier über Stein reiben. Vaas reckte den Schädel, um nach hinten zu sehen. Doch dort war nichts mehr. Kein Sandhai. Keine Finne die aus dem Sand heraus ragte. Nichts.
„Scheiße!“
Fluchte er und riss an den Zügeln, so dass die Echse stehen bliebt und beide sich hektisch umsahen. Er brauchte eine erhöhte Position, einen Felsen oder ähnliches, um von dem Sand herunter zu kommen. „Scheiße... scheißescheißescheiße!“ Es dauerte eine Weile, um im fahlen Licht des Mondes weiter ab eine Felsformation auszumachen, die kläglich aus dem Wüstenmeer hervorragte. Besser als nichts allemal und Vaas trieb das Reittier erneut an, damit sie sich in Sicherheit bringen konnten. Doch der Raptor machte nur einen Satz nach vorn und schmiss die Bremse so hart hinein, dass des den Bleichen nach vorn ruckte. Er spürte die Muskeln unter sich, die zu zittern begannen, während das Tier nervös und ängstlich auf der Stelle herum trampelte, den Kopf immer wieder hin und her schmiss, auf der Suche nach der Gefahr. „Verdammt, du blödes Vieh, lauf doch!“ Die Zügel schnalzten, doch 'Arrr' gab nur ein hohes Kreischen von sich. Sie war zu verschreckt und unsicher, als dass sie dem Reiter auf sich gerade so sehr vertrauen konnte, das Richtige zu tun. Sie wollte nicht in die Richtung, wusste aber auch nicht, wohin sonst, dass sie wie gelähmt an dem Platz stehen blieb. Und dann vibrierte der Sand unter ihnen, spürbar, so sehr, dass die obersten Körnchen zu tanzen anfingen. Vaas knallte nochmals mit den Zügeln, haute ihr unsanft die Fersen in die Flanke, um sie irgendwie vom Fleck zu bekommen. „ARRR!!!!“ schrie er sie an, das erste Mal seit ihrer Abreise mit dem gegebenen Namen adressierend. Es wirkte, legte einen Schalter in dem Schuppentier um und sie setzte sich endlich in Bewegung.
Aber es war zu spät.


Gerade mal zwei Schritte schafften sie, als mit einem Mal aus dem Sand unter ihnen der Hai mit solch einer Wucht hervor stieß, dass es Reiter und Reittier nach hinten um schmiss und 'Arrr' den Silberschopf halb unter sich begrub, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb und ein Schmerz durch sein Bein zuckte, als hätte das Gewicht der Echse ihm gerade sämtliche Knochen darin gebrochen. Sand flog um sie herum und wurde so sehr aufgewirbelt, dass dieser sogar kurzzeitig das Mondlicht brach. Mit einem Arm vor Nase und Mund versuchte der Silberschopf unter der Echse hervor zu kommen, doch er konnte sein Bein nicht befreien, als der Raptor einen markerschütternden, hohen Schmerzensschrei von sich gab. Vaas konnte nicht sehen, was genau passiert war, aber im nächsten Moment wich das Gewicht von seinem Körper, als das Reptil sich erhob.
Nein.
Nicht erhob, sondern von dem Sandhai, der es gepackt hatte einmal durch die Luft zur Seite geschleudert wurde. Blut spritzte durch die Luft und tränkte den Sand unter ihnen rot, besprenkelte Hai und Nekromant ebenso, während 'Arrr' weiterhin schrie und versuchte nach dem Gesicht des Angreifers zu schnappen, jedoch nur die Finne auf dem Rücken erwischte, jedoch weit genug, als dass der Wüstenfisch kurzzeitig von ihr ab lies, als sie ein paar Meter weiter im Sand landete.
Vaas rappelte sich in der Zeit wieder auf, taumelte kurz, da sein linkes Bein immer noch höllisch schmerzte, schluckte es aber für den Moment hinunter. Er sah nur, wie der Sandhai zu einer neuen Attacke auf, die immer noch im Sand liegende, 'Arrr' ansetzte. Er könnte sie jetzt einfach und locker als Beute dort liegen lassen und das Weite suchen. Es war nicht mehr weit, bis zu seinem Ziel, das wusste er. Es war auch zu Fuß machbar....
Und doch ruckte mit einem Mal die Linke zum Holster an seinem Waffengurt und riss die Steinschloss aus diesem heraus.
„Ey! HEY! HIER! Du Missgeburt einer Sandflunder!!!!“ schrie er, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, nur um in dem Moment, als der Hai tatsächlich kurz stockte, direkt auf ihn zu ballern. Es war ihm egal wohin, Hauptsache der Schuss saß.
Und er traf.
Wohin genau, konnte Vaas nicht sagen, aber es reichte, dass das Vieh abdrehte und ihm erst einmal die Bahn zu dem Raptor frei machte, zu dem er hin sprintete. Das Tier versuchte sich schwerfällig aufzurichten und Vaas konnte an seiner hinteren Flanke das Blut erkennen, welches über den ganzen Hinterlauf rann und durch das weiße Mondlicht einen leichten Schimmer besaß. Das Ausmaß der Wunde allerdings war nicht abzuschätzen im Moment. „Dreck, elendige Charrpisse!“ knirschte er mit den Zähnen, wobei der Sand dazwischen das Geräusch um einiges Lauter in seinen Ohren machte. Der Raptor gab einen jämmerlichen Laut von sich, die Augen weit aufgerissen, immer noch in Panik, den Kopf wieder hin und her reißend und nur weil Vaas einmal an den Zügeln ruckt, versucht sie nicht im nächsten Augenblick die Flucht zu ergreifen. Aber sie hinkt und kann den Fuß nicht richtig aufsetzen.
„Hrnn.... „ Vaas grollte und riss sich den Handschuh von der Linken und zog die Handfläche ohne zu zögern über eine der abstehenden Schuppen des Tieres, um sich die komplette Innenfläche auf zu reißen. Er hatte seine Blutmagie nie an einem Reptil ausprobiert, aber was anderes blieb ihn nicht übrig, er musste sie zumindest irgendwie wieder so ganz bekommen, dass sie hier wegkamen. „Gib laut, wenn das Vieh wiederkommt!“ befielt er 'Arrr'. Ob sie ihn überhaupt verstanden hat? Er weiß es nicht. Aber sie hörte zumindest auf panisch in alle Richtungen zu schauen und reckte den Hals weit hinauf und überblickte die Fläche etwas ruhiger. Der Schuss musste den Hai soweit getroffen haben, dass er sich für den Moment zurück gezogen hatte. Doch der schmerzliche Verlust und den Zorn einer Mutter sollte man niemals unterschätzen und es dauerte nicht lange, da tauchte die Finne wieder aus dem Sand hervor auf. Der Raptor hab einen Warnlaut von sich, wieder einen, als Vaas nicht aufblickte, sondern irgendwas vor sich hin murmelte und an der Wunde herumfuchtelte. Der nächste Laut war so schrill und unüberhörbar, dass es in den Ohren schmerzte. „Ja! Ich habs verstanden!“ zischte Vaas und wirbelte herum, kniff das Auge zusammen, bis er das Vieh entdecken konnte. Doch er rührte sich nicht, ballte nur die Linke zur Faust, über deren Finger noch weiterhin das Blut aus der Handinnenfläche tropfte und auf den hellen Sand zu ihren Füßen viel. Er blieb einfach stehen und schien abzuwarten, was 'Arrr' wieder sichtbar nervös werden ließ. Sie sah zu dem Nekromanten, zu der sich nähernden Rückenflosse, wieder zu Vaas, zu der Rückenflosse, gab einen unsicheren Laut von sich und begann wieder unruhig auf der Stelle zu treten. „Warte.“ schnaubte der Bleiche über die Schulter. „Ruhig. Ganz ruhig....“ Er war nicht die Art Mann, der beruhigend auf jemanden oder etwas einreden konnte, es klang durchaus mehr wie ein Befehl, jedoch mit einer innerlichen Selbstsicherheit und Überzeugung, die den Raptor an Ort und Stelle hielten. Er konzentriere sich, ballte die Faust soweit zusammen, dass die Knöchel weiß hervor traten, das dunkle Blut zwischen den Fingern hervorquoll, als hätte er gerade einen Schwamm ausgedrückt.
Vaas konzentrierte sich, wartete ab und machte sich bereit. Er war sich dessen bewusst, dass das Ungetüm zu riesig und gut beschuppt war, als dass er es mit einer magischen Attacke hätte ausschalten können. Doch er hatte einen Plan, auch wenn der Hai dafür verdammt nah heran müsste. Alles in ihm war auf äußerster Spannung und erst, als das Monstrum auf gute zehn Meter heran war und einen Sprung aus dem Sandmeer machte, erst da bewegte er sich, riss die Hand auf und schwenkte sie von links nach rechts über den Sand. Sein Blut verteilte sich dabei breitflächig auf den Boden, während er etwas schrie, verdichtete sich in Sekunden schnelle zu einer harten Masse, zu blutrotem Eis, dass in einem stachelförmigen Gebilde aus dem Sand herausschoss, gute zwei Meter hoch – in Richtung des Haies – und diesen unfreiwillig in seinem Sprung dort hinein landen lies.
„Los!“ Vaas drehte sich herum und sattelte wieder auf, lies den Raptor erneut los rennen, da die Eiswand den Hai für den Moment noch aufhalten sollte, dessen Flossen und ein Teil des Schwanzes von den Stacheln durchbohrt wurden – aber leider nicht töteten. Er hatte sich soweit es ging um die Wunde gekümmert, dass 'Arrr' zumindest noch soweit kommen sollte, bis sie in Sicherheit waren. Sie lief, wenn auch etwas abgehackt und nicht mehr so flüssig wie zuvor, aber es ging, während hinter ihnen das Eis klirrend zersprang und das Muttertier sich wieder befreite. Sie hielten auf die Felsformation zu, es war nicht mehr weit, vielleicht hundert oder hundertfünfzig Meter. Doch als sie deren näher kamen, tat sich ein riesiger Abgrund, eine Felsschneise, deren Anfang und Ende man nicht sehen konnte, vor ihnen auf, die von ihrer Position nicht sichtbar war. Es gab nur noch vor und zurück und mit dem Hai im Nacken blieb eigentlich nur eine Option....
Vaas sah kurz nach hinten und wie zu erwarten gab das Monstrum nicht auf, als es sich befreit hatte und begann wieder sie zu verfolgen. „Spring!“ zischte er und erntete einen beinahe ungläubigen Laut von seinem Reittier. „Wir springen, du schaffst das!“ Er hielt weiter auf den Abgrund zu, trieb 'Arrr' an alles aus ihrer, noch zur Verfügung stehenden Kraft, heraus zu holen. Sie mussten da hinüber springen. Niemand konnte sagen, ob sie ein Ende der Schneise so schnell finden würden, bevor die Echse zusammenbrach.
Ein paar Meter vor dem Abgrund erhöhte 'Arrr' das Tempo noch einmal, so weit sie konnte, die Klippe kam näher.. und näher... und dann sprangen sie....


Sprangen über einen Abgrund, der sich breiter erstreckte, als zuerst angenommen und Vaas wurde sich in diesem Moment bewusst, dass er sich durch die Dunkelheit verschätzte hatte und dass sie es unmöglich bis auf die andere Seite schaffen würden.....

Kommentare 12

  • Du wolltest es ja nicht anders, also : Die Geschichte ist, wie nicht anders von dir zu erwarten, wieder sehr geil geschrieben. <3 Aber, wenn du 'Arrr' jetzt auch noch sterben lässt (R.I.P. Amon)... ... ... Lass-'Arr'-nicht-sterben! Sie ist soooo mega süß und passt mit ihrer Art echt perfekt zu Vaas... LASS SIE NICHT STERBEN! *am Kragen pack und schüttel*

  • Ich weiß nicht ob ich den nächsten Teil lesen möchte. Arme kleine Arrr. ;(

  • Go Sandsharkmum!

    • T_T Dieses Mal noch dem Ende als Haifischfutter entkommen!

  • Nicht Arrr! D: Bitte! Alles, bloß nicht Arrr! Das kann doch nicht wahr sein. Die Beiden schaffen das...irgendwie... ich bin sicher D:

    • Eh.... Vaas macht einen auf Mario und Arrr wird Yoshi, den er missbraucht um über den Abgrund zu kommen D:

    • D: dann rate ich dir das noch einmal zu überdenken wenn du nicht Besuch von einem sehr wütenden Vogelwyvern bekommen willst, der Arrrs größter Fan ist ;)

  • Komm schon. Häng den zweiten Teil gleich hinterher. KOMM SCHON.