Ausflug ins Tal III

Der Morgen danach
(Statt einer ausführlichen Beschreibung im thread)



Es war viel zu eng und schlecht beleuchtet in dem plötzlich überfüllten Raum.
Die stickige, nach Urin, Schweiß und Blut stinkende Luft löste im Minutentakt Ekel in ihr aus, das vielstimmige Wimmern, Jammern und Schreien tat ihr in den Ohren weh und zerrte an ihren Nerven. Egal wo sie auch hin sah bot sich ein Bild von Schmutz, Unrat, Tod und Elend, das sie schließlich nicht mehr ertragen konnte – Sie musste raus hier, weg von alledem, und frische Luft atmen, milder Stille lauschen...


Das nächtliche Schwarz hatte sich bereits zu verheißungsvollem Grau gewandelt, als Hannah aus dem Unterkunftshaus trat - Bald schon würde die Sonne aufgehen und die Fackeln und Feuerschalen könnten gelöscht werden. Doch bereits jetzt, beschienen von flackerndem Feuerschein und diesigem Zwielicht, war das Ausmaß der vor kurzem stattgefundenen Begegnung mit den Erweckten klar auszumachen: Die Palisade, die rund um das Sägewerk gezogen worden war, hatte mehrere Löcher; das große schwere Eingangstor stand nur noch zur Hälfte an seiner zugedachten Position, während die andere Hälfte zersplittert und vermengt mit etlichen fleisch- und rostfarbenen Stückchen auf dem Boden verstreut herum lag. Mehrere Tücher bedeckten Körper, deren Zustand auf diese Entfernung nicht auszumachen war – Diese waren bisher genauso wenig vom Ort des Kampfes weggetragen worden wie die schreckliche, plattenbesetzte Untotenbestie, die zweigeteilt und verkohlt genau im Garnisonseingang lag.


Der Blick schweifte weg vom Tor und konzentrierte sich auf das Innere der Garnison, doch hier bot sich kein besseres Bild. Das Verwaltungsgebäude hatte keine Tür mehr und auch eine der Wände hatte das Auftauchen des tierköpfigen Monsters nicht überstanden. Die Listen und Papiere, die Hannah über die letzten drei Wochen mühsam erstellt und gepflegt hatte, existierten nicht mehr oder waren wirr verteilt kaum noch vom Boden unter ihnen zu unterscheiden, bildeten gemeinsam mit einzelnen kaputten Rüstteilen und umgefallenem Geschirr ein schier abstruses Bild. Auch die Stalltüren waren aus den Angeln gerissen; eine davon lag plakativ neben dem Leichnam des Erwecktenmagiers, dem mittlerweile der hässliche Kopf fehlte.


Hannah kniff die Augen zu, bevor sie an sich selbst hinabsah. Ihre Kleidung war voll von braunen, rostfarbenen und schwarzen Flecken, und als sie die Hände an das Gesicht hob konnte sie verkrustetes Blut an ihren Wangen und in den Haaren fühlen. Es war nicht ihr Blut, das gemeinsam mit Dreck und Erde an ihr klebte, doch das machte es nicht besser: Einem abrupt aufwallenden Gefühl folgend entleerte sie ihren Mageninhalt einfach genau dort, wo sie gerade stand, bevor sie an zwei gerüsteten Männern vorbei gen See marschierte. Sie standen am Lagerfeuer und rührten abwechselnd in einem großen Kessel, die Blicke schauten leer ins Nichts. Sie grüßten sie nicht, und auch Hannah schaffte es nicht, sich zu einem Gruß durchzuringen.


Sie hatte den See fast erreicht, als sie ihren Namen hörte und inne hielt.
„Hannah! Da ist noch einer, den du dringend versorgen musst! Sieht echt übel aus.“
Zu wem die Stimme wohl gehörte? Hannah blinzelte mehrmals angestrengt, doch ihr Blick verschwamm aufs Neue.
„Gleich. Ich gehe jetzt baden.“ murmelte sie abwesend und setzte ihren Weg fort.
Die vielfältigen und wüsten, geschrienen Verwünschungen, die ihr daraufhin folgten, prallten effektlos an ihr ab.
Wie sollte sie so etwas noch bekümmern?

Kommentare 2

  • Geschichte statt ausführliche Beschreibung find ich gut.


    Und natürlich hat Gulmy sich um den Notfall gekümmert, damit Hannah in Ruhe baden kann .