Fyn

Leise knarzend kaute der verlottert aussehende Farnhund auf einer Kastanie herum während ihm die weiße Schneeeule das Kopfblatt zerzauste. Schon seit 2 Stunden lagen die beiden auf der Lauer in ihrem Lager hoch oben auf einem Felsvorsprung umgeben von dichtem Blattwerk mitten im Nirgendwo und langweilten sich. Während Fyn durchaus in der Lage war sich selbst zu beschäftigen wurde es für die Eule Gysnir langsam kritisch. Bedeutete: er wurde nervtötend.


Ein kräftiges Kopfschütteln vertrieb den befiederten Idioten von seinem Kopf und er flatterte protestierend umher. Der dichte Dschungel verbarg ihre Position zwar effektiv aber wenn er weiterhin so untypisch für die Umgebungsgeräusche herumkrähte würde es nicht lange dauern, bis sie entdeckt würden.
Fyn schnaubte. Da sollte er so viel erlebt und überstanden haben nur um jetzt wegen dem hirnlosen Flattervieh draufzugehen? Sicher nicht! Als es sich ihm näherte verpasste er ihm eine mit der Pranke dass sich der Eulerich fast überschlug. Verdattert saß er im Gebüsch und stierte den Hund mit seinen stechend goldgelben Augen an. Das Gefieder plusterte sich schon auf – doch bevor sie sich endgültig an die Gurgel gehen konnten brach ihre Herrin durch das Unterholz und ließ einen Haufen Holz und anderes Blattwerk herunterfallen, genau zwischen die Streithähne.


Wortlos, wie schon seit dem Tag an dem sie das Königintal verlassen hatten, begann sie dann ihre Ausbeute zu sortieren. Das ehemals ausufernde und üppige Blattkleid war fast völlig gewichen. Zerrissen und zerfranst hatte sie es irgendwann entfernt und Schmutz tat sein Übriges, sie besser an ihr Umfeld anzupassen und weniger auffällig zu sein. Als sie damit fertig war begann sie dann routiniert das Lager zu begutachten und Reparaturen durchzuführen. Angespitzte Stöcke wurden in die Erde gerammt, dichtes Blattwerk verdeckte den schmalen Pfad, der zu ihr hinaufführte und verbarg sie vor neugierigen Augen. Den Rest tat Illusionsmagie, die ihre kleine Welt dort oben vor Blicken von außen verbarg.


Zwei paar Augen verfolgten dabei jede ihrer Bewegungen und letztendlich begegnete ihr Blick dann dem erwartungsvollen Gesicht ihres treuen Farnhundes. Es brauchte noch nie viele Worte zwischen ihnen beiden doch seine stille Bitte blieb unerwidert - denn sie wandte sich von ihm ab, nahm eine Frucht von ihrem Lager und setzte sich an eine Kante des Felsens. Leise Pfotentapser näherten sich als er sich neben sie legte, seinen massigen Schädel auf ihr Bein schob und sie den Sonnenuntergang in der Ferne betrachteten.
Hinter dichten Ranken, die noch Teile der zerstörten Luftschiffe umklammerten, versank die Sonne und tauchte die wilde Schönheit unter ihnen in Zwielicht. Sie würden erstmal nicht nach Hause gehen. Fyns Augen schlossen sich und er atmete flach und gleichmässig.


Wichtig war nur dass sie zusammen waren.


Hier, am Ende seiner Welt.

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