...Und die Nachtigall sang ihr Lied.

Vorwort:


Eine kleine Geschichte zu meiner Norn Valkea. Wollte ich schon eine Weile schreiben, eigentlich seit ich sie erstellt habe vor Jahren. Ich hoffe einfach das die Stimmung entsprechend rübergebracht wird, die mir vorschwebte. Ich wünsche viel Spaß beim lesen.




...Und die Nachtigall sang ihr Lied.



Sie hasste es.
Mit geübten Griffen legte sie sich den mit weißen Federn bestückten Umhang um die Schultern, band die dafür vorgesehenen Schlingen um ihre Handgelenke. Wenn sie die Arme ausbreitete entfalteten sich so eine Art Schwingen. Von draußen klang leises Gemurmel in das Zelt in dem sie sich vorbereitete. Leise seufzte sie, steckte sich das lange, weiße Haar mit Schneeblüten besetzten Silberspangen hoch. Sie schloss die Augen. Einatmen. Ausatmen. Langsam öffneten sich die silbergrauen Augen wieder, blickten unter dunklen Wimpern in ihr Spiegelbild. Mit einem letzten Seufzen erhob sie sich, wandte sich zum Ausgang des Zeltes. Vorsichtig schob sie die Felle die den Eingang verhingen ein Stück zur Seite, spähte hinaus in die Nacht. Viele waren da. Sie streckte den Rücken durch, schlug energisch das Fell zur Seite und trat hoch erhobenen Hauptes in die Kälte der Nacht hinaus. Das Gemurmel verstummte, dutzende Augenpaare richteten sich auf sie als sie langsam den Pfad zu dem kleinen Vorsprung hinaufschritt. Unter ihr lagen sie nun. Fünf Scheiterhaufen. Darauf fünf in Tücher gehüllte Körper. Rechts und Links warteten die nächsten Anverwandten mit Fackeln in den Händen auf den Beginn der Zeremonie. Svanir hatten dieses Leid verursacht. Hatten diese fünf bei der Jagd überrascht und umgebracht. Sinnlose Tode. Keiner von ihnen hatte sich eine Legende aufbauen dürfen. Der Jüngste war gerade 15 Winter alt gewesen, ein Kind, welches niemals die Gelegenheit bekommen hatte sich zu beweisen. Sie schluckte die Tränen die ihr in die Augen zu steigen drohten hinunter, schob diese unschönen Gedanken beiseite. Es war Zeit die Toten den Geistern zu übergeben. Mit klarer Stimme begann sie zu singen. „Schon ein bisschen gruselig wenn so `ne Nachtigall singt“ murmelte unten einer der Anwesenden, doch keiner beachtete ihn. Gebannt hörten sie der Sängerin zu. Mit dem Einsetzen ihres Gesangs wurden die Scheiterhaufen entzündet, der Rauch biss ihr in den Augen. Sie besang die Geister der Wildnis, bat sie die Seelen der Verstorbenen in die Nebel zu geleiten. Gleichzeitig lies sie ihre Magie fließen, formte mit zarten Handbewegungen aus dem Rauch Figuren die über den Nachthimmel jagten. Wolf, Rabe, Bärin, Schneeleopardin. Vereint unter den Sternen erweckten sie den Anschein die Seelen der Toten mit sich fortzunehmen. Fort auf die andere Seite der Nebel, wo sie ihre Ahnen treffen würden und irgendwann wieder mit ihren Sippen vereint sein würden. Sie sang von diesen Wiedersehen, sang von der Freiheit die sie nun hatten, sang davon wie sie in den Nebeln gemeinsam jagen und feiern würden. Als ihr Lied endete, sie die Magie fallen lies und die letzten Rauchschatten mit den Wolken verschmolzen, fiel sie erschöpft auf die Knie. Schweiß perlte ihr von der Stirn. Sie atmete schwer, ihr wurde schwarz vor Augen. Arme fingen sie auf, geleiteten sie den Pfad zurück zu dem Zelt in welchem sich ihr Lager befand. Niemand sprach, nur das Knistern der Feuer war zu hören. Erst als die Fellvorhänge hinter ihr zufielen, setzte wieder ein allgemeines Gemurmel. Sie würden nun auf die Toten trinken, ihr Andenken ehren, aber sie hatte ihre Aufgabe erfüllt. Mühsam entledigte sie sich ihres Zeremonialgewands, löste ihre Haare und fiel auf ihr Lager.
Sie hasste es.
Aber sie war eine Nachtigall.
Und eine Nachtigall sang einfach nur ihr Lied.

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[color=#000066][font='Times New Roman, Times, Georgia, serif']"Yaklight - Bis(s) zur Morgenfütterung"

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