Wildblumen

Jeremy streckt sich, mit einer weichen und lautlosen Bewegung lässt er sich aus dem bett rollen, sich von dem Körper sanft neben sich lösend. Einen Moment lang bleibt er so nackt stehen, lässt den blick über ihren Körper gleiten, nur bei dem etwas fehl am Platz wirkendem Tiertattoo heben sich die Mundwinkel etwas zu einem schmunzeln. Er greift nach seinen Sachen und zieht sich an, ehe er ebenso lautlos durch den Türspalt entschwindet und die Tür fast unsichtbar nur anlehnt, ein Papierstück, zwischen dem Türverschluss.

Die nackten Füße werden über das Kopfsteinpflaster gelenkt, weichen Scherben und dem Hundehaufen aus ohne wirklich hinzusehen, von Geburt an geschult.
Das Pflaster wird abgelöst von festgefahrenen und getrampelten Erdboden, als der Weg aus der Stadt führt. Jeremy biegt ab in die Seitenfelder, das Gras wird schnell höher und die ausgestreckte flache Hand berührt die Spitzen. Er blickt über die Wiese, das nachtschwarz wird langsam abgelöst von einem dunkelgrau, welches die näherkommende Morgendämmerung ankündigt. Er senkt den Blick auf das vor und um sich, wählerisch suchen die Finger Stengel und Halme die behutsam abgeknickt werden und sich langsam zu einem Strauß in der anderen Hand fügen.

Fast zwei Hände dick wird er, ehe sich der junge Mann langsam den Weg wieder auf freie Pfadfläche bahnt und zurück in die Stadt eilt. Es ist nicht der gleiche Weg, den Jeremy zurückgeht, dennoch das gleiche Ziel, welches er verlassen hat. Durch die Zimmertür schlüpft er zurück und legt den mit einem langen Halm gebundenen Morgentau benetzten Strauß neben ihr auf das Bett. So werden beide betrachtet, in ihrer wilden Schönheit harmonierend, mit dem gefächertem Haar, welches ihr noch schlafendes Gesicht umrahmt. Er lächelt als er die Zimmertür hinter sich schließt, dieses mal ohne Papierblatt dazwischen und die erste Morgenröte das Zimmer langsam anfängt zu erhellen.