Monster!

Er ging schweren Schrittes aus dem Raum und begann die steinernen Kellerstufen hinaufzusteigen. Er schritt leise voran, wie man es in der Nacht unwillkürlich tat. Es war nicht Nacht, die Sonne stand noch immer am Firmament und wärmte die Welt mit ihrem hellen Schein. Devins Welt erreichte die Wärme heute nicht. Wie lange er unten war, konnte er nicht mit Gewissheit sagen. Die anderen Männer ließ er zurück, selbst Erlaucht hatte man den Rücken gekehrt. Sein Blick folgte der Beschaffenheit des Bodens, jede Emotion in dem jungen Männergesicht abwesend, glich er einem fahlen Abbild seiner selbst. Die rechte Wange zeigte ein rosiges Mal, welches von einer beherzten Ohrfeige stammte. In seine eigene Gedankenwelt versunken, wanderte er durch das Anwesen der Varathor. Er blieb unbehelligt, denn man sah ihm an, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Seit einigen Tagen konnte Devin nichts mehr verbergen. Seine Seele wurde verwundet und nichts wollte sie heilen lassen. Immer mehr Wunden wurden geschlagen und dem Wundbrand der Verzweiflung überlassen.



Warum konnte es ihn nicht einfach kaltlassen? Bei den Göttern! Wenn es wahr ist, dass Zorn einen Menschen verändert, ihn zu einem Monster werden ließ, dann musste es immer schlimmer werden. Jede Verderbtheit und Grauenhaftigkeit drangen dann an die Oberfläche. Durch irgendeine merkwürdige, innere Haltung zerfraß es Devin allmählich, denn er wollte dies nicht zulassen. Wann würde es ihm dämmern, dass man Menschen nicht verändern kann? Wann würde er den Kampf endlich aufgeben oder an ihm jämmerlich zugrunde gehen? Man konnte niemanden bekehren, der sich selbst für unfehlbar hielt und sich über andere Menschen erhob. Man musste sich unterwerfen, damit es einen nicht zerstörte. Das Aufbegehren des jungen Mannes glich einer Schlacht, die nur verloren werden konnte. Devin wurde nicht erhört, so sehr er auch darum bettelte. Es blieb unerkannt, dass er lediglich ein Versprechen einzulösen gedachte. Absolute Loyalität. Was jedoch bevorzugt wurde, waren Illusionen, Trug und Schein. Die Wahrheit war lästig, unbequem und nur jene Strafen wert, die seine Seele brandmarkten.



Als er endlich in seinem Zimmer war und mit dem Rücken an der geschlossenen Tür lehnte, verließ ein bitterer Ausruf innerer Pein seine Lippen. Dieser verklang ungehört. Zu mehr war er nicht mehr fähig. Langsam schritt er zu seinem Schreibtisch, schob einige aufgeschlagene Bücher zur Seite und ließ sich daran nieder. Einer einstudierten Handlung gleich, griff er nach einem unbeschriebenen Pergament, strich es glatt, tauchte die alte Schreibfeder in die dunkelblaue Tinte und begann einen Brief aufzusetzen. Diesen unterschrieb er in langgezogenen Buchstaben:






(Grafik von mir erstellt)