Nie ganz normal II

„Sie hat einem Jungen die Nase gebrochen.“ sagte Geonna erneut und man hörte das Seufzen in der Stimme und wie sich die schon etwas ältere Frau in den Stuhl fallen lies. Tabitha saß auf der Treppe ins obere Stockwerk und hatte den Kopf an die Holzstäbe gelehnt. Natürlich hatte er sie verraten. War gleich zu seinem Vater gelaufen, der zum Abendbrot wutentbrannt an der Türe geklopft hatte. Geonna hatte sie hoch geschickt während Lothario an der Türe stand und seinen Nachbarn von der Insel daran hinderte hinein zu kommen und Tabitha an den Ohren hinaus zu zerren um ihr eine ordentliche tracht Prügel zu verpassen, wie es sich für freche Gören gehörte. „Sie ist noch ein Kind.“ hörte Tabitha die Stimme Lotharions, der auf seine Frau mit seinem unglaublich ruhigem Gemüt einzureden versuchte. „Sie hat ihre Kraft unterschätzt.“ „Das ist alles seine Schuld! Jedes Mal, wenn er sie besucht bringt er ihr Flausen bei.“ schimpfte Geonna wieder und Wasser wurde in ein Glas gefüllt und auf den Tisch gestellt. „Sie ist so ein gutes Mädchen. Sie verdient es nicht so zu enden.“ „Das wird sie nicht. Sie ist hier bei uns. Wir passen doch auf sie auf.“ „Du hast recht. Wir passen schon auf sie auf.“

Das Holz der Treppe gab kaum nach, als Tabitha sich erhob und zurück in ihr Zimmer ging. Nur durch den Mond erhellten Zimmer schritt sie auf das das Fenster zu, von dem sie das Meer sehen konnte. Langsam lies sie sich auf den Stuhl sinken, auf dem Schreibtisch ein Bild der Nadel, wie sie das Mädchen in Erinnerung hatte. Dort am Steuerrad stand ein schwarzer Mann und lächelte sie an. Als sie erneut das leise Knarzen der Treppenstufen hörte schob sie ein Buch über dieses Bild und drehte sich der Türe zu, als sie geöffnet wurde.


Lothario schloss die Türe hinter sich, nachdem kurz Blicke getauscht wurden. Schweigend sah er Tabitha an, auch wenn um die faltriegen Mundwinkel ein immerwährendes Schmunzeln zu sehen war. „Ich werde dir Hausarrest geben müssen.“ sprach der Mann schließlich, immer noch mit der Türklinke in der Hand, als wolle er verhindern, dass die Türe jetzt geöffnet wurde. „Ich weiß.“ Reue hörte man aus der Stimme des Mädchens raus. „Und ich werde dir verbieten müssen wieder in die Höhlen zu gehen. Sie sind gefährlich.“ „Ich weiß.“ Ein Nicken des alten Mannes verdeutlichte, dass er dem Mädchen glaubte. „Geonna wird dir in der nächsten Zeit auch keinen Kuchen mehr backen. Ist dir das klar?“ Auch hier nickte Tabitha wieder und Lothario nickte ebenfalls. „Entschuldige dich bei dem Jungen...“ „Aber...“ „Entschuldige dich, Tabitha. Bitte.“ Die Worte des Mannes waren müde. Er war müde mit ihr dieses Gespräch überhaupt führen zu müssen. Wieder nickte das Mädchen. Und auch Lotharion. Dann wurde die Türe geöffnet, damit er wieder hinaus schreiten konnte zu seiner Frau, die in der Küche auf ihn wartete.


„Werdet... ihr es ihm erzählen?“ Lothario hatte die Türe fast geschlossen und um seine Mundwinkel hob sich ein Lächeln. „Nein, Tabitha. Davon wird dein Vater nichts erfahren.“

Kommentare 1

  • Ach und Papa selbst darf sich mit Charr prügeln? Ich dachte er wäre soo stolz. :>