nächtliches Reigen

Er war knorriger geworden.
Das dies überhaupt möglich war, hätte er selbst nicht für möglich gehalten.
Aber der Tod um ihn herum hatte daran wohl Anteil. Wobei es wohl eher der Untod war.
Der Boden war über und über mit den Resten des Lebens bedeckt.
Es war schon längst nicht mehr festzustellen aus welchen Dekaden die ganzen Knochen stammten.
Immerhin war sicher das die, an denen noch Fleisch hing, ein geringeres Zeitalter vorzuweisen hatten.
An den süßlichen Geruch des verfaulten Fleisches hatte sich die Truppe längst gewöhnt.
Es gab wohl keinen von den Mitreisenden der immer noch mit Übelkeit zu kämpfen hatte.
Orr stumpfte ab. Orr machte hart. Orr machte knorrig.
Jegliches Blattwerk auf seinem Kopf war verschwunden, hatte sich dem in einander schlingendem Holzwerk Platz gemacht.
Es passte einfach besser. In Orr blühte wenig, bis fast nichts. Aber darum waren sie ja hier.
Um eine Aufgabe weiter zu führen, die für ihr Volk so große Bedeutung hatte.
Zinderhang war so weit ins Gedächnis gerutscht, das er sich den Ruf der Vögel herbei sehnte.
Dem zarten Klang der kleinen Federtiere war das beständige Schlurfen der Untoten gewichen.
Der Hüter konnte sie inzwischen anhand ihrer Geräuschkulisse unterscheiden.
Die Untoten, welche fast lautlos waren und einzig das schleifende Geräusch der Glieder über dem trockenen Boden sie verriet,
waren einst Teil der einfachen Bevölkerung gewesen. Mägde, Hofangestellte von niedrigem Rang.
Sie hatten schon im Leben keine große Bedeutung gespielt und so erging es ihnen ebenfalls im Untod.
Sie waren schnell zu beseitigen. Von Roy hatte er gelernt das die Kopf-ab-zerteil-und-verbrenn-Methode mit die wirksamste gegen untotes Gezücht war.
Eigentlich war das überhaupt die einzige Methode, damit sich die zerteilten Körper nicht mehr zusammen fügten.
Die wirklichen Probleme machten hier die besser gerüsteten Untoden. Ihre erlernten Kampffähigkeiten im Leben taten
ihnen immernoch gute Dienste und es wäre nicht Recht zu sagen, dass der ehemalige Zinderhangtrupp mühelos gegen sie ankam.
Es war Mutterbaums Segen das er Shamendere und Eucarulus an seiner Seite hatte.
Das gelbe Bollwerk war furchtlos und folgte jedem Wink seines Truppenanführers ohne jeden Zweifel im Geäst und
sein violetter Bruder tat dies ebenso. Es war lange her das die Borkenzeichen des Necromanten dauerhaft so leuchteten,
doch das verriet nur den hohen magischen Gehalt auf orrianischem Boden. Es war ein paar Tage her, dass sich die Drei
als kleiner Spähtrupp aufmachten um einen gefallen Tempel der Lyssa zu erkunden.
Man hörte von hier immer wieder, vor allem nachts, irres Gelächter und ehrlich gesagt raubte dies dem Besatzungslager in der Nähe einfach den Schlaf.
Die nächtliche Rückblende eines Festes, welches ein jähes Ende fand, als sich zwei Schwestern im Kampf um ihre große Liebe … irgendwie sowas.
Glyzavo hatte bei der Ausführung des Gelehrten nicht wirklich zugehört. Was ging ihn das Schicksal der Menschen hier an?
Dafür hatte Mutter ihn nicht aus dem Traum erweckt und dafür war er nicht hierher gekommen.
Es ging um die Reinigung Orrs, um die Seele des Landes und nicht um die Befreiung von irgendwelchen von Liebe
verzerrten Individuen, deren Existenz sich schmerzhaft an einen Moment klammerte, welcher schon Jahre vergangen war.
Der Stab, auf dem Rücken des Hüters surrte leise, als müsse er den Gedankengängen seines Herren zustimmen.
Die knorrigen Lippenzüge des Hüters bildeten ein Lächeln, als der Mond am höchsten Punkt stand.
Auf der eben noch freien Fläche tauchten tanzende Schlirren auf, die sich mit jedem Schritt zu verfestigen schienen.
Ein Gewirr aus Nebeln, welche immer wieder aufeinander trafen um zu verschmelzen wie ein Tropfen Tinte, der in einem Wasserglas verwirbelt wird.
„Sie kommen“, wisperte Shamendere und verbarg das Glimmen der tiefen Schriftzeichen auf seinem Körper unter sicher überlappendem Blattwerk.
Eucarulus schnalzte mit der Zunge, als der Griff an die eigene Klinge ging. Waffe und Träger verschmolzen zu einer Einheit, welche von größerem Nutzen nicht hätte sein können.Ein tiefer Atemzug des Truppführers, als er die eigene Gestalt in den Stand hob und aus dem Versteck trat.
„Na dann lasst uns diese Feier ein für alle Mal beenden.“

Kommentare 6

  • <3

  • Orr, die Party die nie endet! \o/

  • Ich mag es sehr, wie du Zavo bildlich beschreibst. Ich kenne diesen Charakter kaum bis gar nicht und dennoch habe ich durch deine Beschreibungen in seinen Geschichten ein Bild von ihm. Nicht nur ein äußeres Bild, sondern auch eine Vorstellung davon, wie er im Inneren aussieht/ tickt. Ich glaube ich verrate kein Geheimnis wenn ich sage, dass ein gewisser Löwensteiner mir sympathischer ist. Dennoch mag ich Zavo, vielleicht gerade weil ich ihn nicht kenne ;) . Ich möchte gern weitere Episoden von der Grummelborke lesen. <3