Erwin, der Sturm und die Apotheke

[font='Georgia, serif']Gedämpft vom Regen und dem Donnergrollen in hohen, bedrohlich dunklen Wolkenbergen klapperten ihre Absätze über die Wege und Straßen durch das östliche Marktviertel. Immer wieder einen Namen rufend und letztlich verborgen hinter dem Fädenvorhang fallenden Wassers konnte sie ihn ausmachen. Ihre Schritte wurden rascher, sie stolperte einmal und verhinderte gerade noch mit Körperspannung den Sturz auf die Knie. „Erwin.“ neben dem Jungen, der sich eingekauert unter einem Vordach hatte, fiel sie auf die Knie und legte ihm den mitgebrachten viel zu großen Umhang über die Schultern „Ich habe dich überall gesucht. Komm, komm gehen wir Heim.“ sie wusste, es war nicht sein Heim. Sie wusste er wollte nicht dauerhaft dort sein, kam aber doch immer wieder in die Apotheke und immer wenn er wieder ging, zerriss es der jungen Frau ein wenig das Herz. Jetzt aber war er sofort bereit mit ihr zu gehen, so liefen sie so rasch es das Unwetter zuließ zurück zum Heim von Kay.


Dort angekommen bekam Erwin erst einmal ein warmes Bad, frische, trockene Kleidung von Vincent, die dem Burschen mal in Jahren passen würde und doch umgekrempelt besser als das nasse Zeug waren. Dicke Socken für die Füße und unten in der Küche wartete von der mittlerweile auch trocken gelegten Apothekerin gekochte Suppe und frisches Brot auf ihn. Das Haus war geschützt durch Magie, aber auch durch geschlossen und vernagelte Fensterläden. Das Licht der Öllampe erhellte die Räume und machte es wie das Feuer im Ofen heimelig. Für Kay war es das gute Gefühl den Jungen hier zu wissen, den sie schon ins Herz geschlossen hatte mehr als es ihr zustand. Der Junge war ein Waise, auch wenn er immer wieder davon sprach seine Eltern kämen und würden ihn finden, aber jeder kannte das Ende solcher Geschichten. Die Eltern kamen nie, die Kinder blieben Straßenkinder bis sie alt genug waren Gauner zu sein, nur wenige schafften den Sprung hinaus und für Erwin Rattentöter, wie er sich nannte, wünschte sich Kay von Herzen einen anderen Weg.


Während der Junge aß, gab es einmal mehr in den Apothekenräumen das Gespräch um den Wunsch Erwin aufzunehmen und Vince? Der nahm sie auf die Schippe „Du weißt doch, was mit dem letzten passiert ist, den du behalten wolltest. Ich musste mich kümmern, sonst wäre er nach drei Tagen eingegangen.“ Kay fiel die Kinnlade herunter, sie knuffte ihn so fest sie konnte und doch war es mehr scherzend als ernsthaft beleidigt zu sein. „Wer geht ein?“ kam es unvermittelt vom Knaben in der Türe, der aufgegessen hatte und nur die Hälfte vom Satz mitbekam „Niemand.“ sprach Kay ihm rasch zu, wuschelte ihm durch die Haare „Ich geh die Küche aufräumen und du, du kannst Vince helfen. Wasch dir noch einmal die Hände und dann werden Verbände aufgewickelt.“ ein Lächeln für Erwin, ein amüsiertes Kopfschütteln für Vincent. Die Drei verbrachten den Sturm in der Apotheke. Es wurden wie angedroht Verbände gewickelt, Erwin bekam gezeigt, wie man Tabletten presste und durfte helfen Kräutersud anzusetzen. Als der Sturm nachließ baute Kay dem Knaben ein Bett in der Wohnstube, dort durfte er die Nacht verbringen und sich ausruhen. In Sicherheit vor dem Unwetter und das war neben allen Wünschen und Hoffnungen doch das Wichtigste.


Kommentare 9

  • Dieser Sturm hat ja einige RPs generiert. Jetzt heisst es adoptieren oder Herz brechen. Der wird bestimmt mal Arzt oder so.

  • Vincent hat doch recht! Pf.


    Schön geschrieben und hatte mir den Arbeitstag versüßt. Vielen Dank. :3

  • Ein toller, kleiner Einblick rund um das Geschehen, wärend des Sturms! Erwin, kam es wihl gerade recht, nicht von der Strasse gespült zu werden ;)

  • Schöne kleine Geschichte. Etwas sprunghaft für mein Empfinden, aber ich kenne auch nur wenige Hintergründe der beteiligten Charaktere und bringe manches vermutlich nicht direkt zusammen. Mir gefällt die Vorstellung dieses Zusammenspiels aus Kay, Vince und Erwin, und ihr Wunsch, den Jungen aufzunehmen, war beim Lesen sehr greifbar.

    • Tatsächlich war das Holpern und Springen hier ein wenig gewollt. :) Aber ich stolper auch darüber, obwohl ich alle drei kenne. Dennoch empfand ich es alles in allem als schön und es hat mir Freude gemacht die Szenen festzuhalten. Danke dir für deine Worte und dein Feedback <3

    • Das merkt man auch; dass es dir Freude gemacht hat und du mit dem Herzen dabei warst. Danke fürs Teilen.