Das Training - Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!

Der Tag war noch jung, war die Sonne erst über die Berge geklettert und tauchte Ebonfalke in ihren warmen Schein. Doch schon jetzt drang aus dem Hofe eines Gebäudes schon das Scheppern von Metal. Kling, klonk, kling, krach. Immer wieder hörte man die Geräusche, die an einen Kampf erinnerten. Doch was wie ein Kampf klang, war nicht mehr als das Scheppern trainierender Klingen, welche sich in einem Tanz aus Stahl immer wieder vereinten, nur um wieder auseinander zu treiben.


"Jetzt komm schon, Devrim!" ,brüllte die brummige Stimme. "Das kann doch nicht schon alles sein! Streng dich an und zeig mir, das der Apfel nicht weit vom Stamm fällt!"


Der Mann, welcher die Worte brüllte, war kein anderer als Gildas Crawford. Der in die Jahre kommende Söldner trug keine Rüstung. Nein. Gekleidet nur in alltäglichem Stoff und in Händen der geliebte Zweihänder, machte er noch immer einen beeindruckenden Eindruck. Die Muskeln gestählt, im schwarzen Haar der graue Ansatz und auf dem Gesicht wie immer ein dunkles Stoppelfeld. Die Brauen waren wie immer unten, Ernst dreinblickend. Vieles hatte sich für ihn geändert, doch gleichermaßen ist alles beim Alten geblieben. Klar, er zog nicht mehr durch die Welt, kämpfte gegen Horden von Feinden und soff sich quer durch Tyria, jetzt, wo er Familie hatte, doch noch immer war er der gestählte Veteran. Die gleichen Sprüche entschlüpften seinen Lippen, die gleiche Stadt war seine Heimat und er konnte endlich Sesshaft sein, ohne allzu viel in seinem Leben bereuen zu müssen.


"Ich mach' ja schon!" ,knurrt der Jüngling. "Ich wärme mich grade erst auf. Muss ja deine alten Knochen schonen!"


Devrim Crawford, Sohn, Kämpfer und wahrscheinlich ein seltengleicher Idiot wie auch sein Vater. Gekleidet war der Jüngling von neun Wintern in einem wohl etwas zu großem Kettenhemd und so machte er eher den Eindruck eines Knappen, als eines wirklichen Kämpfers. Er selbst hatte einen Schild und ein Schwert in die Hand gedrückt bekommen, welche auf seine Größe angepasst waren. Es war schon ein durchaus seltsamer und amüsanter Anblick, Gildas und seinen Sohn so ausgerüstet zu sehen. Es wirkte nicht recht fair, doch der entschlossene Blick aus den eisblauen Iriden des Jüngling zeigte, das er sich der Herausforderung wohl gewachsen fühlte. Schweiß perlte von seiner Stirn und der Atem ging schwer. Dennoch senkte er die Waffen nicht.


Die Beine kamen in Bewegung, Distanz wurde geschlossen. Das Schwert schoss hervor, eine Finte, welche Gildas jedoch ohne Mühe durchschaute. Er wartete ab, bis das Schwert nahe genug an ihn herankam, doch machte er einen Seitenschritt und fegte mit dem Zweihänder mühelos zur Seite, nicht gerade schwach, aber auch nicht allzu stark. Doch zu seinem eigenen Überraschen schien Devrim darauf vorbereitet zu sein, sodass dieser gerade in letzter Sekunde den Schild hochriss. Wieder folgte ein KLONK, ehe die Füße den Boden verliesen und der arme Jüngling durch die Wucht tatsächlich etwas zur Seite geworfen wird. Er schlug auf dem staubigen Boden auf, wirbelte Dreck und Staub auf, ehe er zum Stand kam. Ächzend kämpfte er sich wieder auf die Beine und hob die Waffen erneut.


Doch es war Gildas, der seinem Sohn die Hand auf den verschwitzten Kopf legte, den Zweihänder locker auf die Schulter gelegt. "Lass gut sein, Junge. Für heute reicht's mit dem Training." Ein sanftes Lächeln tritt auf die sonst so harten Züge des Söldners. "Lass uns rein gehen und ordentlich Frühstücken."


Devrim schob die Unterlippe vor, als er Schild und Schwert loslässt und sie zu Boden fallen. Man legt die eigenen kleinen Hände auf die Hand auf seinem Kopf und blickt zum Vater hoch. "Glaub' mir! Irgendwann werde ich dich einholen! Dann werden über mich Lieder gesungen, das Volk feiert mich und ich kriege alles umsonst! Wart's nur ab!" ,grinst der Jüngling breit, die Augen dabei geschlossen. Eine hohe Meinung hatte er schon mal von sich. Eindeutig von seinem Vater geerbt!


Gildas lachte herzhaft auf, als er seinen Sohn in Richtung des Hauses schob. "Ja, ja. Und am Ende wird es so Aussehen, das ich selbst in alten Jahren dir noch hinterher eilen darf, um deinen Hintern aus der Gefahr zu ziehen!" An der Hauswand wird der Zweihänder neben die Tür gelehnt und die Tür wird geöffnet, um den Kleinen durch diese hindurch zu schieben. "Trainiere weiter und ich lasse dich vielleicht irgendwann aus Ebonfalke heraus." ,kommt es aufmunternd.


Bei den letzten Worten jedoch schien Devrim förmlich aufzublühen. Trotz der Erschöpfung festigte sich seine Haltung, der Rücken wurde gerader, das Grinsen umso breiter. "Ich werde Tyria im Sturm erobern!" Mit diesen Worten rannte er ins innere des Hauses hinein. Die tapsenden und klirrenden Schritte entfernten sich immer weiter, bis sie schließlich ganz verebbten.


Der alte Söldner blickte seinem Sohn mit zufriedenem Lächeln hinterher, als er den Kopf schüttelte. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, was?" Ein brummiges Lachen entwich ihm, als er die Tür hinter sich zu zog. Dem Jungen würde eine blühende Zukunft bevorstehen, ohne Zweifel. Doch der Blick von Gildas wurde trüb, traurig beinahe. Eine Zukunft, die sein Vater vielleicht gar nicht erblicken würde. Doch die Zeit wird es zeigen, so es die Göttlichen wollen...

Kommentare 2

  • Na hoffen wir der Vater bleibt dem Sohn noch lange Erhalten, um ihn auf seinem blutigen Weg zu glorreichem Gemetzel beizuwohnen!

  • Eine sehr schöne Geschichte =3