Erntedank (Ausflug ins Tal - Epilog)

Erntedank
oder:
Ausflug ins Tal - Epilog


Warum hatte sie sich bloß dazu entschieden, an diesen schrecklichen Ort zu ziehen und dort auszuharren für so viele, endlos erscheinende Wochen?
Wieso hatte sie all den Ärger, die Angst, die immer wieder aufwallende Wut und die schiere Verzweiflung ertragen müssen?
Etliche Male hatte Hannah sich diese Fragen gestellt, seit sie nach Götterfels zurückgekehrt war, und jedes Mal hatte sie sich hilflos der dabei entstehenden Frustration ergeben müssen: Sie fand einfach keinen Sinn.


Doch genau jetzt, in diesem Moment, verstand sie den Grund hinter all dem Erlebten. Er zeigte sich in dem sonnengleich strahlenden Gesicht des Mädchens, das ihr mit ausgebreiteten Armen und fröhlich quietschend entgegen lief, immer wieder ihren Namen rufend.


Der Anblick beseelte sie von einem solch starken Glücksgefühl, wie es nicht einmal die besten Kräutermischungen induzieren konnten, und schlagartig wurde sie von tiefer Dankbarkeit erfüllt. So dankbar war sie für dieses kleine Leben, wie sie noch nie zuvor Dankbarkeit empfunden hatte.
'Da läuft die Hoffnung selbst.' schoss es ihr in den Kopf, und einen Augenaufschlag lang war ihr, als müsse ihr Herz zerspringen, gleich hier und jetzt, vor lauter Glück und Frieden.


Sie musste mehrmals blinzeln und durchatmen, bevor sie dem Mädchen unbeholfen und wie in Trance über den Kopf tätscheln konnte. „Maev.“ sprach sie heiser den Namen dieses personifizierten Wunders aus, und die Angesprochene schaute zu ihr auf, um ihr unter der Berührung einmal mehr entgegen zu strahlen.


Vielleicht hatte Hannah nie so inbrünstig gedankt wie an diesem heutigen Tag:
Gepriesen sei Melandru!
... Denn alles ist gut.

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