Heute und Damals

Heute:
Gut drei einhalb Wochen war es nun her das sie die Sicherheit des Lagers verlassen hatten. Das Rauschen des Meeres, welches die Nähe zur Küste verriet war nun schon tagelang verklungen und das einzige Geräusch, was mit Wasser zu tun hatte, war das beständige Tropfen auf kahlem Stein.
Der kleine Spähertrupp, welcher einst seine Wurzeln in Zinderhang hatte, einem Ort voll grün und Leben, war längst zu einem Teil Orrs geworden. Nur Eucarulus gelbe Borkenfarbe machte ihn zum Sonnenfleck der Gruppe, was zum einen Nachteil, aber auch Vorteil war. Immerhin vergaß Zavo so nicht wo her er kam. Shamendere stand auf der kleinen Lichtung, umringt von den sich scharf in den Himmel bohrenden Felswänden und zeichnete seine Ritualkreise in den Sand. Die geschnitzten Runen auf des Freundes dunkler Rinde glimmten als fremdartiges Licht auf totem Land. Zavo merkte das die eigene Lumineszens zunahm und zog den Kopf tiefer in die Schultern hinab. Er wollte auf keinen Fall Schuld sein, wenn die Gruppe entdeckt würde. Sie waren ausgebildete Späher, ausgebildete Kämpfer und auch wenn er ein lausiges, magisches Pflänzchen war, seine Naturmagie konnte sich inzwischen auch sehen lassen. Doch das Leuchten des Freundes steckte an. Mag es daran liegen das sie sich nun schon Jahre kannten, zusammen ausgebildet worden waren, einander Wunden verpflegten oder einfach nur weil sie Sylvari waren.
“Schön siehst du aus“, brummelte Euca da leise hinter Zavo, aus seiner Deckung hervor. “Halt's Maul“, knurrte der Anführer zurück und konnte sich das amüsierte Heben der Mundwinkel selbst nicht verkneifen. “Du bist hier doch das helle Sonnenscheinchen.“ Euca schnalzte mit der Zunge, als sein Pflanzenschwert mit den Blättern raschelte. Eifersüchtiges Gewächs! Als wären die Worte ernst gemeint gewesen.
“Wenn ihr fertig seid, können wir dann anfangen?“ Shamendere stand vor den beiden im Gebüsch kauernden Hütern und schüttelte den Kopf. “Ihr seht Beide zauberhaft aus. Wie frisch erwachte Knospen am Frühlingsmorgen.“
Der Spähtrupp kroch aus seinem Versteck, als klar war das die Lichtung frei war. Das Blattwerk angerissen, goldgelber Harzsaft, welcher über Wunden klebte und bei der Heilung half und Dreck über Dreck auf sonst doch recht gepflegtem Blattwerk - wie frisch erwacht sah hier keiner mehr aus. Und doch stolzierten sie den Weg hinab, als wäre Orr nur für sich erneut aus den Fluten gestiegen.
“Wer hat den Samen?“ Shamendere stand vor Zavo und öffnete die Hand. In der Handfläche war frischer Harz zu sehen, welcher sich als goldene Perlen an die Wundränder setzte.
“Du sollst das Wachstum nicht mit deiner eigenen Kraft unterstützen. Ich sage das nicht noch mal.“ Der Befehlston lag so deutlich in den Worten des Truppführers, das Shamendere lockend mit den Fingern wackelte.
„Es geht bei diesem Ort hier nicht anders. Sonst würde ich es nicht tun“
“Aber das ist das letzte M...“
“Zavo?“ Eucas fragender Einwurf lockte Zavos Aufmerksamkeit und das nicht nur weil der Gelbe seinen Namen direkt verwendet hatte.
“Was... ist das?“ Unglaube schwang in Eucas Worten mit, als dieser Platz machte und Zavo nun sehen konnte was den Freund so verwirrte.
Im Sand, unweit der kleinen Truppe, lag eine Flöte.


Damals:
Er kannte niemanden weiter der dieses Instrument so beherrschte, wie es sein Ebenbild tat. Wenn Eretheyn auf der Flöte spielte klangen Töne durch den Hain die zwischen Mutters Blättern selbst den Wind vertrieben. Glyzavo wusste warum er seinen Zwilling so liebte - nicht nur weil er aussah wie er... sondern wegen vielen kleinen Dingen und seiner Gabe auf der Flöte zu zaubern.

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