Die Reise nach Damals

Ruhig lag die Straße vor ihr, im sonst so geschwätzigen Städtchen. Langsam hob sie eine Hand, drehte die Fläche nach oben und fing eine der Flocken von denen sich bereits vereinzelt welche auf ihr nieder gelassen hatten. Tief war der Atemzug, den die noch junge Norn tat. Die Nase wurde in die Höhe gereckt. Es war kälter hier, als bei ihrem letzten Besuch. Er war schon lange, lange her gewesen.
Damals.
Iida grinste zahnlückig.
Damals, da war sie oft mit Inaee zur Kaninchenjagd gegangen. Sie hatte den Dolyakulf und seine Elena besucht, war ausgebüxt. Mit dem Legendensänger war gefeilscht worden und der Bäckerin hatte sie ganz brav das Dachbeet nicht völlig platt getrampelt. Lücke hatte den Zahn gefunden – Iidas Zahn und mit Nastrai war sie in den Ecken der Hütte rumgekrabbelt, um nach Spinnen zu suchen. Die ersten Schritte zur großen Legende war sie gegangen. Sie knutschte zum aller ersten Mal mit Varg. Mit ihrem Varg. Ihrer besten Freundin war sie über den Weg gelaufen. Und die Bombenverrückte aus Löwenstein war Schuld daran, dass Iida einen toten Käfer gegessen hatte. Einen toten Fußkäfer vom stinkefüßigen Thrym.
Sie schüttelte sich bei diesem Gedanken, musste dann aber doch lachen. Ihr Blick wanderte rastlos umher. Ja, es war kälter. Aber bei Weitem nicht so kalt wie in den Gipfeln.


Ihre Schritte führten sie die Straße entlang zum Zentrum der Wintertagsfreuden. Wie schon einmal trat Staunen auf ihre Züge, als sie die vielen kleinen Lichter, die aufwändig geschmückten Bäume und die magischen schwebenden Sterne in der Luft sah. Gerne wollte sie sich strecken und einen dieser Sterne mit den Fingern anstoßen. Sie wollte ihm nur einen winzig kleinen Schubs geben. Doch selbst nach diesen Jahren und bei ihrer Größe kam sie nicht einmal annähernd an eines der Wunder. So streckte sie sich allein der Geste wegen, sank jedoch wieder gänzlich auf ihre Füße und seufzte trotz des Misserfolgs zufrieden. Vorbei ging sie an gestapelten Geschenken, unter surrenden Schneemachern hindurch und drehte sich doch immer wieder um sich selbst, um das gesamte Ausmaß des Platzes mit den Augen aufzusaugen.
Zuletzt blieb sie an einer der Mauern stehen. Festliche Dekorationen türmten sich neben einem Schneemann. Schneegeister gefielen ihr noch immer besser. Mit einem Ruck, der durch ihren Körper ging, platzierte sie ihren Hintern auf der Mauer und wackelte mit den Füßen. Ihre Beine baumelten. Hier hatte sie alles gut im Blick. Hier konnte sie warten, bis Götterfels aus seinem Schlaf erwachte. Es reichte völlig, wenn sie am Abend weiter zog.


Und nach einem bestätigenden Nicken zupfte sie ihr kleines Buch aus der Tasche heraus und zückte den Kohlestift...

„The Norn will not change simply because the Dwarves do not understand our ways.
I'd rather be hated for who I am than loved for who I am not.“

Jora

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