Betrug

Mit dem Hintergrund zu verschmelzen und sich unsichtbar zu machen, ist seine zweiter Natur. Kaum jemand nimmt je Notiz von ihm. Unsichtbarkeit ist sein selbst erwählter Schutzschild, seine einzige Möglichkeit um zu verbergen, wie sehr er nirgendwo dazugehört. Wenigstens hat er sich seine Fähigkeiten schon früh zunutze gemacht. Er arbeitet als Butler.


Jetzt steht er hier, muss sich vorstellen und es genügt nur ein Blick, der ihn vollkommen aus der Bahn wirft. Er konzentriert sich auf die Worte, die ihm zugetragen werden, oder versucht es zumindest.


Wer ist das?


Eine lange nicht mehr gefühlte Nervosität durchflutet seinen Körper. Es trifft ihn wie ein Schlag. Setzten soll er sich, schafft es irgendwie dem nachzukommen. Augen bohren sich in seinen Nacken, machen alles noch viel schlimmer. Er bemüht sich nicht zu starren, wird gemaßregelt und soll in die Augen sehen.


Wie?


Er schafft es, denn gehorchen kann er. Jeder Befehl ist ihm Sicherheit und nimmt ihm eine große Last ab.


Knien. Dienen.


Noch während die Gedanken kreisen, er Antworten liefert, das Schlucken plötzlich schwerer fällt, die Lippen spröde werden und das Gespräch nicht den ersehnten Verlauf nimmt, legt man den Vertrag zur Seite. Man verlangt, sich um die Schwierigkeiten seines Lebens zu kümmern. Erst danach will man weitersehen. Mit Mühe hält er seine Tränen zurück, sie sind nicht männlich, werden nur im Verborgenen geweint.


Knien. Dienen. Ihm gehören.


Irgendwie bewahrt er Haltung, schafft es nach gebührender Verabschiedung aus dem Haus zu rennen. Es gleicht einer Flucht, obwohl er lieber bleiben möchte. Die Zeit ist noch nicht gekommen. Man hat ihn auf später vertröstet. Er muss hier schnell fort, fühlt sich schuldig. Sind bloße Gedanken schon Betrug?


Knien. Dienen. Falsch! Nie ihm gehören. Niemals.

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