Wiederkehr 2

Zügig zog sich Arelas über ein Seil das Dach hinauf und begab sich in Position. Prüfend schaute er sich die Bewegung der Wolken und der Wetterhähne an. Bedacht darauf den Zielparameter komplett im Sichtfeld zu haben verlagerte er seine Position. Vorsichtig legte er sich auf den Bauch, platzierte Muniton in einem Beutel neben sich und legte das Gewehr über den Giebel an.


Da kamen Sie. Aus dem Salma-Viertel der Erbe der Schwarzröcke samt Gefolge. Aus dem Rurik-Viertel ließen die O´Reillys nicht lange auf sich warten.


Vor 5 Tagen, war Arelas von einem Mittelsmann kontaktiert worden, dass man Ihn gerne unter Sold für eine Unternehmung nehmen wollte. Die Anzahlung war üppig gewesen und lud Ihn zu einem Abendmahl im Haushalt des Auftraggebers ein,bei dem man die Details besprechen wollte.


Vorgestern holte man Ihn am vereinbarten Treffpunkt ab, das Waisenhaus im Salma-Viertel. Ein schmächtiger und hochnäsiger Schnauzbartträger, nahm Arelas in Empfang und reklamierte direkt sein Aussehen und seine Garderobenwahl. Er insistierte darauf, dass Sie gemeinsam noch einen Schneider und Barbier aufsuchen würden. Widerwillig wurde Arelas in Zwei Geschäfte geschoben. Man stattete Ihn, für seine Verhältnisse, mit einer feinen Garderobe aus und der Barbier hätte ihm beinah seinen Bart abgenommen. Am Ende der Prozedur konnte der Barbier es nicht bleiben lassen Ihn noch zu parfümieren. Arelas fühlte sich wie einer dieser nichtsnutzigen Schönlinge, die sich in seiner Dienstzeit Offizier schimpften.


Vor der Tür des Barbiers stand auch schon eine Kutsche in der bereits der nächste Vertreter des Auftraggebers, ein untersetzter Glatzkopf mit Narbe über der Stirn. Ihm war es zuwider in so ein Ding zu steigen, zumal er mitbekam,dass die Fenster verschlossen und undurchsichtig waren. Man wollte anscheinend nicht, dass er wusste wo es hin ging und wie man dorthin zurück fand.


Die Fahrt verbrachte Arelas schweigend, da seine Begleitung anscheinend eh nicht gewillt war seine Fragen zu beantworten. Er versuchte, anhand der Geräusche die von außen hinein drangen,ihre ungefähre Position zu erahnen. Die Stadt verließen Sie anscheinend. Gefühlt eine Ewigkeit, kam die Kutsche zum Stillstand und die Türe wurde von außen geöffnet. Es war Dunkel, roch feucht und muffig. Sie mussten unter Tagesein.


Ein Portal wurde geöffnet und verbarg dahinter einen Salon, wie der eines kleinen Herrenhauses. Seine Begleitung schob Ihn aus der Kutsche in den Salon. Im Salon wartete bereits eine kleine Entourage, um einen Herren mit Spitzbart und Brille, der hier anscheinend der Herr des "Hauses" war.


"Da sind Sie ja endlich! Wir haben sehnlichst erwartet Sie kennenzulernen, Herr Sturmlauf. Erlauben Sie sich mich vorzustellen..."


"Ich weiß wer Sie sind..." unterbrach Arelas den Spitzbart "Sie sind Andros "Schwarzrock" Sewin. Boss der Schwarzröcke."

Amüsiert grinste der Bandenchef. "Sie haben wahrlich Ihre Hausaufgaben gemacht, Herr Sturmlauf. Nichts habe ich mehr erwartet, von einem ehemaligen Späher der Armee. Erst in den Expeditionskorps, dann aufgrund von Meinungsverschiedenheit mit den Vorgesetzten zu der Ebon-Vorhut versetzt. Wie Sie sehen, habe ich ebenfalls meine Hausaufgaben gemacht." Arelas konnte sich ebenfalls ein Lächeln nicht verkneifen. Einen gefährlichen Gegner hatte ervor sich.


Schwarzrock wies zu der Dame zu seiner Rechten, welche er als seine Gattin vorstellte und zu seiner Linken seinen Sohn Radros. Auch Diesen kannte Arelas von diversen Begegnungen auf der Straße. Ein Trunkenbold und Schwerenöter. Die Dame des Hauses begegnete er mit einem höflichen Nicken, dem Sohn wurden nicht dieselben Ehren zu teil.


Einladend führte man die Gemeinschaft in den "Speisesaal" in derbereits eine Tafel aufgebaut war. Natürlich musste Arelas zu seinem Leidwesen mit den Gastgebern am Kopf sitzen. Man reichte Ihnen Speisen und Getränke, von denen Er nur zögerlich nahm.
Erst als die Nachspeise angerichtet war , richtete Schwarzrock wieder das Wort an Arelas.


"Dann lasst uns zum Geschäftlichen kommen." sprach Er mit seiner tiefen sonoren Stimme und faltete die Hände vor sich. "Ihr werdet wahrscheinlich von den letzten Geschehnissen zwischen Meinereins und diesen verdammten Hunde..." stockte, als seine Gattin ihn mit einem strafendenBlick belegte "... und unseren Widersachern den O´Reillys."


Arelas nickte "Ich hörte von Überfällen auf eure unter Eurem Schutzstehenden Geschäften und den entführten Mädchen."


"Dann kennt Ihr schon die genauen Umstände." Schwarzrock schaute zu seinem Sohn "Der alte O´Reilly und ich hatten vor einigen Jahren ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen und beschlossen, dass man sich geschäftlich aus dem Weg geht."


"Dann starb Bran O´Reilly" schloss Arelas


Schwarzrock nickt und ergänzt "...und sein Enkel Luke übernahm die Geschäfte seines Vaters. Er erklärte kurzerhand die Vereinbarung für nichtig und begann meine Geschäftspartner zu schikanieren. Er zettelt einen Krieg an,der möglicherweise der gesamten Untergrundliga schaden könnte."


"Wie komme ich da ins Spiel?" wollte Arelas natürlich wissen,wobei er schon eine Vorahnung hatte wie er da reinpasst.


"Er forderte meine Sohn heraus zu einem Kampf Mann gegen Mann heraus.Ihr wisst was dies bedeutet?"


"Eine große Keilerei bei der nur Schusswaffen verboten sind."


"Exakt...und ich möchte das es auch dabei bleibt. Luke interessiert die Ehre nicht. Ich traue ihm diesen Kodexbruch zu. Sie sollen die Absicherung meines Sohnes sein, aber nicht aktiv eingreifen bis es wirklich nötig ist."


Arelas überlegte und dachte über die möglichen Folgen nach. Die Folgen für Ihn und den Untergrund. Es war nachvollziehbar, dass Er sein einziges Kind schützen möchte. Doch Arelas würde danach automatisch zu der Partei der Schwarzröcke gezählt.


"Ich habe zwei Voraussetzungen." sprach er mit einem eindringlichen Tonlaut.


"Ich höre..." nickte der Herr des Hauses bestätigend.


"Ich mach es auf meine Weise..."


"Natürlich"


"...und ich will das Doppelte."


Der Schwarzrock saß ruhig da, die Gattin sprachlos und der Sohn machte ein Gesicht als hätte man Ihn in Jenes geschlagen.


"Wie kannst DU es wagen solch eine unverschämte..." richtete sich Radros bedrohlich vom Stuhl auf.


"In Ordnung" antwortete Schwarzrock "Wir haben einen Deal"


"Aber Vater..."


"Sei still und setz Dich wieder, Radros." raunte Schwarzrocks einen Sohn an "Noch bin ich das Oberhaupt und führe Diese Verhandlung."


Radros ließ sich beleidigt wieder auf dem Stuhl nieder.


"Verzeihen Sie seine ungestüme Art"


Arelas ging nicht weiter auf das Geschehene ein. "Die erste Hälfte derZahlung wird morgen fällig. Muss mir die passende Ausrüstung beschaffen"


"Aber natürlich..."


Nun lag er auf dem von der Sonne erwärmten Dach des Hauses im Salma-Viertel und zielte auf die Unterstraße.


Es hatte bereits angefangen. Das Gepöbel konnte er bis hier her hören, nur nicht das einzelne Wort verstehen. Die Gemüter erhitzten und einige begannen vor Wut rot anzulaufen. Die Ersten begannen Hackbeile, Messer, Knüppel und andere Werkzeuge zum Töten und Verstümmeln hervorzuholen. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bevor die Lage eskalierte.


Ein Funkeln erregte Arelas Aufmerksamkeit. Hinter den O´Reilleys rotteten sich Gerüstete zusammen. Bewaffnet mit Waffen des Krieges und nicht die des Straßenkampfes. Jedoch Seraphen waren es auch nicht. Söldner schloss Arelas. Die O´Reilleys hatten sich ebenfalls Verstärkung organisiert.


Als das Gefecht losbrach setzten sich die Gerüsteten in Bewegung.


Arelas zielte auf die Hand in der das Schwert des ersten Gerüsteten ruhte. Tief holte er Luft und atmete aus. Der Schuss löste sich aus dem Lauf und jagte mit einem dumpfen Schlag durch die Hand des Aggressors.


Routiniert lud Arelas das Gewehr durch, ehe er wieder anlegte.


Die Gerüsteten starrten entgeistert zu Ihrem Verletzten Kameraden. Diesma lwar die Schulter eines Zweihandschwert-Tragenden das Ziel.


Die Luft die Arelas einzog, roch nach frischgebackenem Brot und Eintopf der auf den Feuern köcheln musste. Als der Hammer sich löste, wurde die nächste Kugel auf Ihre Reise geschickt und fand Ihre neue Heimat, ein kleines Stück abseits im Oberarm des Zweihänders. Dieser wurde erschrocken ein Stück zurückgeworfen und das Claymore flog scheppernd zur Erde.


Der Rest der Einheit zerstreute sich und suchte die Deckung. Aufgeregt suchten Sie die Herkunft der kleinen bleiernen Geschenke, die Arelas Ihnen per Luft-Express geschickt hatte.


Um dem ganzen etwas Nachdruck zu verleihen, schoss Arelas noch ein paar Mal in die Häuserwände und Deckungen neben den Söldnern, dass Sie sich ja nicht wagen mögen hervorzukriechen.


Er vernahm ein leises schrilles Pfeifen aus der Richtung des Gefechts. Die Seraphen hatten Wind von der Sache bekommen und wollten Recht und Ordnung durchsetzen. Einige konnten sich dem Griff nicht entziehen, der Rest verschwand jedoch in alle Himmelsrichtungen.
Arelas richtete sich auf und begann, seinen Kram zusammen zu räumen. Zeit für den Rückzug.

"Wohin man auch geht, sich selbst entkommt man nicht. Es ist so wie mit dem eigenen Schatten, der folgt einem auch überallhin." - Haruki Murakami