Träume

Leise summend sitzt sie in der Hütte und das Feuer wirft Schatten auf ihre Gestalt, die wie ein Schauspiel umher springen. Gemächlich, als könne sie nichts auf der Welt aus der Ruhe bringen, kämmt sie sich mit den gespreizten Fingern die langen, dicken Locken über die Schulter auf den Rücken und fasst diese anschließend mit beiden Händen zu einem lockeren Zopf zusammen. Im Takt wiegt ihr Kopf hin und her, während sie weiterhin die Melodie eines Liedes summt, das sonst eigentlich die Vorbereitungen auf einen Kampf ankündigt. Nun schließen sich die schlanken Finger um das Leder, welches den Messergriff umgarnt und nach so häufiger Benutzung schon speckig und beinahe eins geworden ist. Der Stahl der schlanken Klinge blitzt auf, als sie das Messer anhebt und sich das Licht des Feuers in dem blank polierten Stück spiegelt. Sie führt das Messer hinter ihren Kopf, setzt es oberhalb ihrer Hand an den locker gefassten Haarzopf an und zieht mit einem Ruck durch. Ratsch!



Ruckartig öffnen sich die Augen des Kerls. Der Schlaf so süß und der Traum zuerst so wundervoll, hat er das Gefühl, er hätte das Geräusch tatsächlich gehört. Schwer schnaufend schaut er in die Dunkelheit. Die Finger fest in das Fell unter sich gekrallt. Hellwach blinzelt er. Sucht nach Orientierung und nach Kurzem ruckt sein Blick zur Seite, gemeinsam mit tastender Hand. Er sucht nach seinem Weib. Findet dieses auch friedlich schlafend. Zügig streifen seine Finger über ihren nackten Körper, bis zum Kopf. Zum Haaransatz. Er muss sich vergewissern. Muss wissen, dass die Lockenpracht noch immer ihrem Schopf entspringt. Ein Augenblick des Luftanhaltens … dann hubbeln seine Finger über den langen, geflochtenen Zopf. Erleichtert atmet er aus und wickelt den Zopf einmal locker um seine Hand. Bewachend hält er ihn fest. Und lange dauert es nicht, bis der Schlaf den Kerl wieder einholt.

„The Norn will not change simply because the Dwarves do not understand our ways.
I'd rather be hated for who I am than loved for who I am not.“

Jora

Kommentare 10

  • Die Locken bleiben dran!

  • Awwww....und das lese ich gerade, wo ich heute morgen mal wieder drüber nachgedacht habe, die eigene Mähne wieder kurz zu tragen.

    • Wenn dabei wieder so ein Bildzusammenschnitt herauskommt wie einst beim bärtigen Bart ... ich hätte da eine Schere!

  • Ich mag deine Geschichten sehr. Gern mehr davon.

  • Grauenhaft.. eine Horrorvorstellung. Panik! Zum Glück gut ausgegangen!

    • Ich seh Nastrai vor mir, wie er panisch und nach Luft schnappend umher blinzelt :D

    • Der alte Schisser. Wobei ich ja immernoch der Meinung bin, dass Nia so unverschämt gut aussieht mit der Kurzhaarfrisur. <3 :p

    • Niemals!

    • Das klingt als habe er einen inneren Konflikt wegen all der wunderbaren kurzhaarigen Norndamen die er kennenlernen durfte!