Willkommen zu Hause...



Willkommen zu Hause...


Die Tage gingen ins Land seit seiner Rückkehr nach Turpin House und er war zufrieden. Über die Woche hatte er sich immer wieder die Bücher seiner Minengesellschaft durchgesehen und festgestellt, dass sein Geschäftsführer die Geschicke ganz in seinem Geiste fortgeführt hatte. Es lief fast ein bisschen zu gut, aber darüber beschwert man sich natürlich nicht.

Auch die Entwicklungen in Turpin House stellten ihn überaus zufrieden. Zwar hatte er selbst zu Besen und Kehrblech, Schwamm und Scheuerbürste, Staubwedel und Tonne gegriffen, aber der Muff den das große Haus während seiner Abwesenheit angesetzt hatte, war beinah ganz verschwunden. Alles, mit Ausnahme dieses einen Zimmers im ersten Stock hatte er wieder ausgemistet und auf Vordermann gebracht. Dieses eine Zimmer jedoch, hatte er verschlossen, wie weiland, als er fürchtete der Drache könnte hineinplatzen und alles sehen was er dort vorbereitete.


Irgendwas stimmte mit der Beleuchtung an der Haustür nicht, aber darum konnte er sich irgendwann kümmern. Erst das Haus, dann die Krytania Mining and Metals und ganz langsam würde er in der Stadt wieder Fuß fassen. Es würde auch nicht anders werden als beim ersten Mal, da war er sich sicher. Inzwischen war es draußen Dunkel geworden und er drehte den Regler für den Gasfluss der Laternen etwas höher. In dem Moment da sie aufflammten vertrieben sie die Schatten in seinem Schlafgemach. Die dunkle rote Tapete, das dunkle Holz der Möbel... all das fraß einen Teil des Lichtes und ließ es nur gerade so die überhand gewinnen.


Er war spät dran, und so eilte er sich das Jackett zu schließen und das Halstuch zu wickeln. Sein Blick senkte sich auf seine Fingerknöchel die er im Spiegel dabei betrachtete wie sie das Tuch banden. Es waren nun einige Monate und doch ertappte er sich noch immer dabei, wie er auf den Ring blicken wollte, der nicht mehr seiner war. Er war spät dran.


Auf der anderen Seite: Wer würde auf ihn warten? Das zumindest war ein Vorteil der aktuellen Situation. Keine feste Zeit zum Abendessen, niemand der sich daran störte wenn er bis tief in die Nacht arbeitete oder viel zu spät noch an das Klavier herantrat um ihm einige Töne zu entlocken. Die Abwesenheit hatte nicht dazu geführt dass sein Spiel sich verbesserte. Aber es schien wie schwimmen zu sein. Man verlernt es nicht. Die Finger wissen immer noch was sie zu tun haben, wenngleich es ihnen vielleicht am alten Geschick mangeln mag es zu tun. Aber das würde nur ein wenig Übung bedürfen. Nein, es war schon ganz gut so. Er konnte wieder seinen eigenen Rhythmus der Dinge finden. Er nahm dem Stummen Diener den Frack ab und schlüpfte mit beiden Armen hinein.


Die Finger schlossen die Knöpfe als hätten sie nie etwas anderes getan und während er die letzten Fusseln von der Jacke wischte, fragte er sich, ob dass nicht nur Ausreden waren um die Stille im Haus etwas erträglicher zu empfinden. Er bedachte den Mann im Spiegel mit nachdenklichem Blick. An seiner Statur hatte sich nichts geändert seit er zum ersten Mal hineinsah. Die Haut war wieder ebenso etwas dunkler gefärbt. Offenbar der Sonne geschuldet in seinem kurzen Exil. Nein, er war noch immer der selbe wie zuvor und so wischte er mit jeder Fussel auch die Gedanken fort. Es würde einfach etwas dauern bis er das große Haus ganz für sich eingenommen hatte.


Er schritt die Stufen der Treppe hinab, griff im Vorbeigehen nach den ledernen Handschuhen und dem Haustürschlüssel und huschte weiter zur Tür. Ein drehen an einem der Regler und das Licht in der Halle erstarb. Dunkelheit umwogte ihn als er die beiden Türen nach draußen zur Straße durchschritt und die letzte absperrte. In dem Moment, da er sich umwand und dem Garten zuneigte, verharrte er. Da stand etwas auf den Stufen zur Haustür. Ein kleiner Korb. Langsam ging er darauf zu, als befürchtete er, jemand könnte seine Tür einladend genug für ein Mündel empfunden haben.


Als er einen der beiden Deckel aufklappte und ins innere spähte, schlug ihm wärme und ein wundervoller Geruch entgegen. Perplex blickte er sich im Garten um und suchte den Zaun ab welcher das Grundstück einfasste. Vielleicht konnte er noch einen Blick auf seinen Wohltäter erhaschen. Die Finger gruben derweil zwischen den Töpfen und förderten eine kleine Nachricht hervor.


"Willkommen zurück in Götterfels, Graham". Er laß die Zeilen einmal, und dann noch ein zweites und drittes Mal. Selbst im fahlen Licht des Mondes konnte er die Worte gut lesen und noch mehr erkannte er die Handschrift, in welcher die Nachricht verfasst war. Ein Ausseufzen entwich seinen Lungen und er setzt sich langsam auf die Stufen vor dem Haus. "Dann spielte mir mein Verstand also keinen Streich, an welchem ich schon zweifeln wollte, glaubte ich doch, dich gesehen zu haben, in jener Nacht vor dem Zaun..."


Er wog die Karte noch einen Moment lang in den Händen und noch immer glitt sein Blick umher. Er war spät dran...

Kommentare 6

  • Schöner Einblick. Man kann die Stille, diese Leere im Haus förmlich greifen und fühlt sich selbst bedrückt von dem Gedanken, mit so vielen Räumen allein zu sein. Die Gedanken des Charakters werfen für den nicht Involvierten Fragen auf, aber nicht in einem Maße, dass der Text nur für Insider unterhaltsam wäre. Lediglich die Wechsel zwischen den Zeitformen haben mich ab und an raus gekantet.

  • Ich habe ja damit gerechnet, dass in einem dunklen Nebenzimmer eine Horde Freunde wartet und dann mit Ballons und Tröten laut 'Überraschung!' brüllt. Oder ein Aedan mit einer Horde Knochenschrecks.
    Vielleicht weil das Haus sich so einsam verlassen und leer angefühlt, wie so ein Dachboden auf dem alte Erinnerungen verstaut werden. Oder wie etwas das schläft und nach langer Zeit langsam wieder erwacht.


    Und in full sexy Business English heisst es glaube ich 'Metals'!

    • Das was schläft und dann erst erwacht, wird noch kommen. Muhahahaha. Obwohl Aeden mit einem Schwarm Knochenschrecks auch cool gewesen wäre.

    • Auf jeden Fall!

  • Ich habe darauf gewartet und du hast mich nicht enttäuscht. <3