Stiller Gutwill'

Der Tag begann noch weit vor dem Morgengrauen in einer Stunde, die die meisten zum tiefsten Schlaf lockten.
Jene Stunde war es, in der ein Geist stets erwachte, über Jahre hinweg hierzu erzogen, um ungesehen sein Tagwerk zu vollrichten.


Es war leise im Haus, in dem einzig die Nachtwachen leise ihren Dienst verrichteten und den Schlaf derer behüteten, die es zu schützen galt. Ein ehrbarer, wichtiger Dienst, den es bald schon zu danken galt, sobald die morgendlichen Rituale vollzogen waren.
Sie begannen mit einer ausgiebigen Reinigung des Leibes, mit der man den letzten Schlaf und seinen Müßiggang fort trug, um den Tag mit angemessener Reinheit zu bestreiten.
Mit ihr an der Seite, lockte die Meditation und danach das ankleiden.
Stets im Sinne der Familie, war die Wahl der Kleidung schwarz und gold, weit genug, um darunter, eng am Leibe, so manche schmale Klinge beherbergen zu können, oder auch offensichtlich darüber.
Zuletzt folgte die Kohleschwärze für die Augenlider und das satte Kirschrot für die Lippen, die mit dem finalen Strich ihr Lächeln im Spiegel offenbarten.


Sadako betrachtete ihr Spiegelbild und fand darin ein ehrliches, warmes Lächeln, dass Güte kannte und Milde in einer Unerschütterlichkeit, an der es galt, jeden teilhaben zu lassen.
Sie sah eine junge Frau im besten Alter, in der Findung ihres eigenen Wesens angekommen, mit dem sie im absoluten Frieden stand.
Dieser Frieden ging soweit, dass sie sich hübsch finden konnte, ohne dem Narzissmus anheim zu fallen, hierfür aber Dankbarkeit empfand. Dieser Segen war keine Selbstverständlichkeit und ein kostbares Geschenk, dass es sorgsam zu pflegen galt, damit es ihr- und ihren Herren- lange Freude bereitete.
Der dunkle Blick der Mandelaugen löste sich vom Spiegel und wanderte noch mal durchs Zimmer, das entgegen der meisten Wohnräume im Hause, keine markante Thematik kannte, oder persönliche Gegenstände, die sofort ins Auge stachen. Dort war nur der niedrige Tisch in der Raummitte, die ausgebreitete Schlafmatte die just eingerollt wurde, um sie im Wandsschrank zu verstauen und der hohe Standspiegel neben dem Fenster zum Hinterhof, dass nicht einmal Vorhänge kannte.


Auf leisen Sohlen stahl sie sich über den Flur, hinab ins Erdgeschoss. Das Ziel war die Küche, doch der Weg dort hin beschrieb einen Bogen zur Eingangstür und dem leicht gerüsteten Canthaner dort auf dem Stuhl, dessen Augen im Moment geschlossen waren- wie auch die letzten Nächte seines Dienstes. Er war keineswegs unaufmerksam, dank sorgsam geschulter Sinne, doch die Vertrautheit dieser einen Gangart, das Wissen um den wohlwollenden Schutzes des Hausgeistes, ließ Instinkte weiter schlummern.
Sadako betrachtete ihn einige, ausgiebige Momente, ehe er mit leiser, warmer Stimme geweckt wurde, die ihn sanft aus dem dösen, zurück zur Wachheit locken sollte, ohne das er aufschreckte.
Und er dankte es mit einem entrückten, stets etwas benommenen und schuldbewussten, schiefen Schmunzeln, in dem auch die Dankbarkeit für die Gewissheit des Schweigens lag.
Ihrem Schweigen.
Und wie jeden Morgen wenn sie zugegen war, widmete sie sich den Feinheiten des Frühstücks, nachdem der Wächter kurz vor seiner Ablösung zur Wachheit gelockt wurde und mit dem ersten Tee des Tages versorgt, der ihm noch mal die Glieder wärmen sollte.


Mit wacher Aufmerksamkeit und Liebe fürs Detail, wurden die ersten Frühstückstablette vorbereitet, ein jedes mit seinem ganz persönlichen Einschlag für den Empfänger. So fand sich auf dem Tablett für Sakura zum Beispiel die Hand voll Kirschblütenblätter, die auf dem Heimweg in der Nacht beim erledigen eines Dienstes, aufgelesen wurden.
Auf Danikas Tablett fand sich der kleine Origami Frosch, wogegen Ryusei den Kranich bekam.
Ri und Jaebir bekamen beide ein Stückchen der würzigen Schokolade mit der Chilli, die sie vor einigen Tagen auf dem Markt erstand. Eine grob skizzierte Chillischote, die wahrscheinlich auch als Gurke hätte durchgehen können, sollte beiden Hinweis für die Schärfe des Naschwerks bieten.
Bei anderen waren es die Feinheiten bevorzugter Frühstücksspeisen die berücksichtigt wurden, soweit bekannt, wie bestimmte Teesorten die man bereit stellte für den Aufguss, oder in Form von herzhaften Pfannkuchen.
Nachdem jedes Tablett seinen Platz vor den Zimmertüren fand, blieb nur noch das eine, für ihren Herren.
Hier fand die an ihn adressierte Post ihren Platz drauf, nebst einer schmalen Schatulle aus dunklen Holz, deren Verschluss noch einmal vom verräterisch dunklen und angetrockneten Fleck gesäubert wurde, bevor sie mit dem Tablett wieder nach oben schlich.


Entgegen der anderen Türen, blieb die des eigenen Herren leer, trug sie das Tablett mit der sensiblen Post doch leise ins Zimmer hinein und platzierte es in seiner Reichweite, bevor still neben dem Eingang das erwachen des Aisawa erwartet wurde, um ihm mit Antworten zur Verfügung zu stehen und weitere Aufgaben für den Tag entgegen zu nehmen, lächelnd.~

Kommentare 8

  • *schaut mit einer spitzfindigen Zufriedenheit auf die dargebrachten Botschaften - auf jede einzelne von ihnen*
    Tolle Geschichte, schön wie du diese kleinen Elemente mit eingebaut hast, über die wir noch kurz gesprochen hatten. <3 Mehr Sadako Geschichten braucht das Forum! Das war mir wahrlich ein Vergnügen zu lesen

  • Alexa kriegt bestimmt die Pfannkuchen *rollt durch die Gegend* <3

  • Dat Fräulein ist arg lieb. Oo Kann sie ausleihen?

  • *hüpft quakend zur Tür, um das Frühstück zu holen* <3