Es ist nicht alles immer Zucker

Lucius atmete tief ein und sog die Löwensteiner Abendluft in die Lungen.
In seinen Armen ruhte das kleine Mädchen, welche längst zu seiner Tochter geworden war. Bald müsste sie sich den Platz auf seinen Armen mit dem Geschwisterchen teilen. Beim Gedanken an das Ungeborene füllte sich die Brust des Kerls mit Stolz. Das Gefühl wurde aber direkt wieder getrübt, als er den Blick hob und die ankommende Nacht sich bereits ankündigte und die werdende Mutter immernoch nicht daheim war. Leise grummelt der Löwensteiner, was Rosalie mit einem zerknautschten Gesichtsausdruck quittierte. Das Kind war gerade eingeschlafen und mochte vom Unmut des Vaters nicht gestört werden.
Der Löwensteiner schloss die Terassentür hinter sich und legte das schlummernde Mädchen in ihr Bett. Es sicher zugedeckt wurde einzig dem dunklen Hund noch ein Fingerzeig gegeben damit sich dieser vor das Fenster lag. Ihm würde keiner das Kind aus dem Zimmer stehlen.
Im Nebenraum ließ sich der Kerl in einen Sessel sinken.
"Ich bleibe nicht lange.", hörte er die Stimme seiner Frau noch in den Ohren schallen
"Ja ich mache langsam und übernehm mich nicht. Es wird bestimmt nicht voll."
Und doch war sie nun schon wieder viel zu lange weg. Viel zu lange jedenfalls für das Zeitgefühl des Kerls welcher sie in ihrem Zustand am liebsten überhaupt nicht mehr in den Laden gelassen hätte, jedenfalls nicht so kurz nach dem Umzug
"Aber die Kunden müssen doch wissen das ich nicht aus der Welt bin und der Laden weiter läuft."

Als wäre sie mit ihm nach Elona gezogen.... Vielleicht hätte man das machen müssen? Dann würde sie vielleicht endlich mal das eigene Wohl an erste Stelle stellen und nicht die Arbeit. Der Löwensteiner schnaubte aus, als er den Kopf auf die Lehne bettete und an die Decke sah. Er hatte gut reden. Er selbst nahm immernoch Aufträge an welche er einfach hätte deligieren können. Aber nein. Er musste selbst immer wieder in die Rüstung steigen und Transporte sichern. Aber er war ja auch Soldat. Immernoch. Nur weil er jetzt mehr im Kontor zu tun hatte wurde das was er eigentlich war nicht weniger. In seinen Fingern kribbelte es und den Kopf gen Seite gedreht fiel der Blick auf den kleinen Beutel mit Knochenstaub. Die Schriftrollen aus Elona brachten neue Sprüche und eine Art Magie mit sich welcher er sehr zugetan war. Die Mischung aus Sand und Knochenstaub ergaben unter seinem Willen eine Symbiose, zu welcher die Fleischformung niemals im Stande wäre. Gerade beim Beutel angehoben hörte er unten die Tür ins Schloss fallen. An den Schritten seiner Gattin konnte er bereits hören, dass sie müde und kaputt war. Viel zu viel Arbeit. Der Löwe stopfte den Beutel in die Hosentasche und drehte sich um als Arlassia das Wohnzimmer betrat.
"Schatz, es war so voll. Du kannst es dir nicht vorstellen. Es passten gar nicht alle in den kleinen Laden hinein."

Ein breites, glückseeliges Lächeln lag auf den Lippen seiner wunderschönen Frau, welche an diesem Abend wieder für viel Lächeln und glückliche Kunden gesorgt hatte. Die Dunkelhaarige streckte sich, stahl sich einen Kuss von seine Lippen und plapperte weiter.
"Wirklich. Ich wusste gar nicht was ich machen soll. Die Liese konnte ja nicht, aber zum Glück war unsere neue Aushilfe und Levi da."

"Levi?"

"Na Levi. Du kennst doch Levi."
Arlassia lächelte dem Löwensteiner wie der pure Sonnenschein entgegen.
"Er hat mir beim Verkaufen geholfen. Ohne ihn wäre ich heute wirklich aufgeschmissen worden."

"Ach wie toll."
Brummte Luc und rieb sich dabei flüchtig über den Nasenrücken.
"Ja oder? Damit habe ich gar nicht gerechnet.
" Ein Blick ins Gesicht ihres Gatten verriet dem Reh aber, dass er es gar nicht so toll fand.
"Vielleicht möchte Levi ja auch gerne bei der Geburt dabei sein. Dann kann er deine Hand halten, während Rosalie und ich warten. Vielleicht möchte er auch den Namen mit aussuchen. Kannst ihn ja mal fragen. Oder nein.. warte noch ein paar Tage. Dann bietet er es sicherlich ganz selbstlos an."
Arlassia blinzelte überrascht und trat einen Schritt zurück.
"Er wollte doch nur helfen. Es war wirklich viel los und alleine hätte ich das nicht geschafft."
"Ich weiß." Sichtlich verschnupft schob sich der Löwensteiner an seiner Gattin vorbei und griff nach seiner Jacke.
"Ich geh noch üben."
"Jetzt? Aber ich bin doch gerade erst heim gekommen."
"Ja jetzt. Rosalie schläft schon. Du brauchst nicht warten."

Als der Löwensteiner die Treppe hinab nahm fummelten die Finger bereits an der Kordel, welche den kleinen Beutel verschlossen hielt.


Kommentare 39