Merelle's Geburtstagsfeier

"Hum.."


Es war bereits dunkel geworden und Merelle saß auf dem Dach ihres Hauses. Immer mal wieder sah sie verträumt auf die wenig beleuchteten Straßen hinab. Es war ihr Geburtstag und sie hatte alle ihre Freunde schriftlich eingeladen. Persönlich konnte sie ihnen nicht bescheid geben, zu viel Aufwand war es gewesen alles vorzubereiten. Der Elch war gebraten, die Kartoffeln gekocht und bei dem Geruch, der sich so weit verbreitete war es beinahe ein Wunder,das die Bettler des Viertels nicht bereits geklopft hatten.


"Warum kommt denn niemand?"


Vieles ging ihr durch den Kopf. Waren sie alle nicht gekommen, weil sie verhindert sind? Vielleicht, weil sie kurzfristig irgendwelche Dinge erledigen mussten? Oder war sie ihnen schlichtweg nicht so wichtig wie sie gehofft hatte? Vielleicht war auch dem Boten etwas zu gestoßen der die Einladungen aushändigen sollte? Wer weiß das schon. Fakt war nur, sie war alleine und das an dem für sie wichtigsten Tag des Jahres.
Sie vergrub ihr Gesicht im Schoß und zog die Knie heran.


"Ohje.. "


Eine Weile verharrte sie in dieser Position und es gingen ihre alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Selbstzweifel, Wut und Trauer. All die Dinge an die man an seinem Geburtstag nicht unbedingt denken will. Die ein oder andere Träne floß, nur um das Ende ihrer Reise dann am Ärmel des Mantels zu finden.


"Aber ich habe doch alles vorbereitet! Topfschlagen, Hütchenspiele, Schokoladen-Wettessen und jetzt kommt niemand? Och menno.. ich wollte so gerne Topfschlagen mit Ensi spielen.."


Es vergingen viele Stunden des wartens, die sie zitternd an jenem Ort verbrachte. Jedes mal, wenn sie Schritte unter sich zu vernehmen schien sah sie wieder hinab, nur um dann enttäuscht zu werden. Die Händler waren längst fort, die Lichter der meißten Wohnungen ausgepustet und nur noch das leise klirren von Gläsern, aus der nicht weit entfernten Taverne hallte durch die Nachtluft. Nachdenklich sah sie in den Himmel.


"Was für ein trauriger Tag.."


Die Kälte schoß ihr inzwischen durch die Glieder und auch hefiges Schulterreiben wollte inzwischen nicht mehr aushelfen. Wenige Minuten später beschloss sie hinein zu gehen und der Warterei ein Ende zu setzen.


Sie begann damit die ganze Dekoration wieder von den Wänden zu nehmen und das Feuer,welches das Essen warm halten sollte zu löschen. Auf einem Tisch in der Mitte des Raumes stand ein Topf samt Löffel, sie hatte sich so auf das Topfschlagen gefreut. Seufzend ließ sie sich auf einem nahe stehenden Stuhl nieder und klopfte wie von Sinnen auf den Kochtopf ein ehe sie bitterlich zu weinen anfing.
Inzwischen waren ihre Augen ganz geschwollen und Rot, die Nachtbarn beschwerten sich schon über die Geräuschkulisse und der Elch war alles,nur nicht mehr warm. Die tiefsitzende Trauer Schwung plötzlich in Wut um und der Topf flog durch eines der Fenster hinaus auf die Straße. Merelle erhob sich ruckartig, nahm die größte Gabel die sie finden konnte und riss damit ein riesiges Stück aus dem gebratenen Elch hinaus.


"Sollen sie doch bleiben wo der Pfeffer wächst!"


Mitsamt Proviant verließ sie ihr Haus,die Türe donnerte noch hinter ihr zu ehe sie einen großen Bissen vom kalten Fleisch nahm. Ihre kleinen Füße brachten sie überraschend rasch an den Rand des Viertels, wo sie eine unangenehme Entdeckung machten. Es war der Bote! Die Schultertasche, in welcher die Einladungen zu ihrer Feier gewesen waren, war noch immer an ihrem Platz allerdings komplett durchtränkt vom Blut. Schlimm hatte man ihn zugerichtet, der Schock stand ihm noch in seinen kalten Augen.


Plötzlich vernahm sie hinter sich leise Schritte..