Amnoon


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Die Luft ist heiß und trocken, davon dass sie hier eigentlich nur wenige Minuten von der Küste entfernt sind, merkt man kaum noch etwas. Selbst die Pflanzen haben wenig Motivation hier noch zu wachsen. Clive’s Augen kleben an einem Kaktus in der Ferne. Er ist pink mit grünen Stacheln und einer ziemlich hässlichen Visage. Je länger er dieses Ding ansieht, desto mehr wandeln sich seine eigenen Züge zu einer schrägen Grimasse. Dieses Ding...ist ansteckend. Er mag sie in Form von hochprozentigem scharfen Fusel wesentlich lieber, so viel ist sicher.


Er würde gerne einmal eins dieser Dinger mit einem Stock pieken. Vielleicht...sollte er einfach einen von den trockenen Ästen vom Boden klauben, bevor sie noch anfangen sich in der glühenden Wüstenhitze selbst zu entzünden. Er könnte mal vorsichtig rüber schlendern und es ein wenig anstupsen. Aber dann verbeißt es sich im Stock und entreißt ihm seine Waffe. Dann stürzt es sich auf ihn und er muss schießen und dann...dann ist sein schöner Umhang voller Kaktusschmodder. Und dann müsste er ihn waschen. Und die Gegend sieht nicht so aus als gäbe es besonders viel Wasser, das man dafür verschwenden könnte. Sie müssen über die nächsten Wochen gut mit dem haushalten was sie haben. Kein unnötiges Trinken, nicht zu salzig essen und was am schlimmsten ist...kein Alkohol. Was ein Urlaub!


Aber Urlaub war das ja eh nicht. Clive war sich schmerzlich darüber bewusst, wie lang, schwierig und entbehrlich die Reise werden würde. Noch nie zuvor hatte er sich so sehr auf Evans Luftschiff gewünscht wie jetzt. Einfach schwerelos über Wüsten, Schluchten und Drachenbrände hinwegschweben…
Aber Mann nimmt, was Mann bekommt. In diesem Falle eine übergroße Eidechse mit drei Meter Wenderadius.


„Ich bin nich sicher, ob das sone gute Idee is…“
Das Rabenhaar hat seinen Wüstenumhang lose über die Schultern geworfen, so dass die weiße Leinenkluft darunter hervorleuchtet. Noch sticht er damit heraus wie eine Porzelanfigur auf einer Kuhwiese, aber das wird sich bald schon ändern, wenn erst einmal das grelle Weiß endlosen Sandes sie umfängt.
Die Arme eng verschränkt mustert er das riesige schuppige Wesen, das sich in aller Seelenruhe mit der Zunge in der Nase bohrt.
„Mach dir nicht so einen Kopf.“, kommt es dagegen unverschämt sorglos von dem Mesmer, der das Tier gerade von der Koppel führt. „Ich bin schon mal auf diesen Fiechern durch Elona geritten. Glaub mir, die Raptoren sind unsere geringste Sorge!“
Soll das etwa beruhigend wirken? Nicht auf Clive. Der mustert das Wesen mit misstrauisch verengten Augen. Dieses Ding scheint sich nicht einmal dessen bewusst zu sein, dass man über es redet. Fraglich ob es sich über irgendwas bewusst ist. Seine Zunge hängt wie ein vergessener Waschlappen schlaff aus dem Maul und tropft in kontinuierlichem Takt Sabber auf den ausgedörrten Boden.
„...wirkt nich grad wie die hellste Kerze auf‘er Torte…“, analysiert Clive, während der Raptor den Hals lang streckt und sein bleiches, von roten Hitzeflecken durchsetztes Gesicht zu beschnuppern. Der Löwensteiner rümpft die Nase, als das Tier ihm seinen feuchtwarmen Atem ins Gesicht pustet. Hunde im Bett? Gerade noch okay. Aber ein übergroßes Reptil? Er hebt die Lefzen, präsentiert seine eigenen animalisch spitzen Eckzähne wie in einem Dominanzkampf. Erstmal klarstellen wer hier der Boss ist.


Und offenbar ist das Vex, denn dessen Hände krallen sich einfach dreist in die Seiten des kleineren Mannes um ihn ohne Vorwarnung aber mit einer Menge Schwung auf den Rücken des Raptors zu heben. Da stört ihn auch das erschrockene Zetern und Zappeln der Krähe nicht.
„Halt dich einfach an mir fest.“, schlägt der Mesmer vor, während er seinen eigenen schlanken Körper vor Clive in den Sattel schwingt. „Wenn wir sterben, sterben wir wenigstens zusammen!“
„Du bist echt scheiße im Leute beruhigen!“, knurrt der kleinere und schlingt die Arme fest um Vex‘ Taille, gerade noch rechtzeitig bevor der die Zügel schlagen lässt und das Tier sich mit einem Ruck erhebt.

Kommentare 3

  • Uhh Sabaqu schreibt auch mal was!
    Tolle Geschichte, finde ich super :D Trocken wie die Wüste, trotzdem witzig und am Ende sogar ein bisschen romantisch! ...irgendwie.
    Ich verstehe nur nicht ganz, warum Clive mit heller Kleidung so auffällt.

    • Ja es sollen doch noch Wunder geschehen! XD


      Oh, ich glaub da hab ich tatsächlich vergessen was zu schreiben was ich eigentlich schreiben wollte. Er ist eben weiß gekleidet wie Wüstensand aber bisher sind sie ja noch in der eher grasigen Umgebung von Amnoon und da sticht man dann schon heraus...dachte ich.

    • Achso!
      Oh und es sind noch tippfehler drin!