Sehnen

Zorn und Enttäuschung haben ihn heute hier hergebracht. Unfähig klare Gedanken zu fassen, hat es ihn in diese schäbige Kaschemme verschlagen. Ruhelos und der Kälte entfliehend. Reichlich Rum hat er einschenken lassen und sich damit in eine finstere Ecke verzogen, nippt immer wieder am Glas und behält den Eingang im Blick. Im Grunde wartet er nicht, vielmehr lässt ihn die schwindende Hoffnung, dass jemand kommt und ihn hiervon erlöst, dort hinstarren. Noch ein Schluck brennt sich angenehm die Kehle hinab und will ihm dennoch nicht schmecken. Warum hat er Rum bestellt? Er mag eigentlich keinen Rum. Erkenntnis will den Nebel der Wut nicht durchdringen und doch ahnt er - es hat eine Bedeutung. "Warum sollte er kommen?", impft ihm sein Unterbewusstsein giftige Worte ein und lässt ihn das Glas so hart auf den Tisch schlagen, dass der Alkohol überschwappt. Ja, warum sollte er kommen? Sogleich schenkt ihm der Wirt einen mahnenden Blick. Man bekommt ihn nicht mit, ist vergeblich damit beschäftigt sich zu beruhigen. Unzufrieden brummend wird ihm klar, vielleicht hätte er doch in ein Hurenhaus gehen sollen. Etwas flüchtigen Frieden finden. Heute nicht, denn er sitzt hier und trinkt. Da hallt plötzlich eine Frage in ihm wieder, die er nun gerne beantworten würde. Heute hätte er kein Mysterium daraus gemacht. Er hätte den humorvollen Mann nicht vertröstet, in der Hoffnung ihn für ein Wiedersehen zu ködern.


"Wonach sehnt sich ein Schakal?"


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