Sonntags

Sie krempelte die Ärmel ein Stückchen höher und es war in diesem Moment egal, dass sie ihr Hemd mit Mehl und Teigklümpchen verzierte. Dadurch, dass sie sich bereits mehrfach mit dem Unterarm über die Stirn gefahren war, klebte das Zeug eh schon in den dunklen Haaren und auf der Stirn. Brotteig kneten war harte Arbeit und Arla, die jede Woche zweimal Brot für ihre Familie herstellte, war die Anstrengung gewöhnt. Die Liese mochte klein und zart sein, doch jeder wäre überrascht welche Kraft in den Armen der Mutter und Ehefrau steckte.
Es war ruhig und friedlich im Haus in Löwenstein. Rosalie saß auf ihrem Spielteppich und malte, während Groggy, der dunkle Hund, neben ihr lag und versuchte dem Mädchen die Wachsmalstifte zu klauen. Arlassia verkniff es sich, laut loszulachen, wenn ihr kleiner Schrecken mit dem großen Tier zu schimpfen begann. Sie wusste genau, dieses Lachen würde die Vierjährige zornig machen. Rosalie mochte es nicht, wenn man über sie lachte. Aber wer konnte es dem Kind verdenken, denn eigentlich mochte das niemand. Lucius saß in seinem Sessel am Kamin und beschäftigte den kleinen Andre.
Sie gab das Brot in den dafür vorgesehenen Gärkorb und deckte es mit einem Leinentuch ab. Nun würde es für eine halbe Stunde aufgehen müssen, ehe sie es in den Ofen stellte. Arla wusch sich die Hände und hockte sich zu Kind und Hund auf den bunten Flickenteppich, der das Kind schon von Geburt an begleitete. „Was malst du denn, mein kleines Kitz?“ Röschen hob den Kopf und sah die Mama ernst an. Wirkliche alle Ernsthaftigkeit der Welt eines vierjährigen Kindes lag in den haselnussbraunen Augen. „Das is Ulaub, Mama. Da wo wir in Ulaub waren. Mit die vielen Appelbäume. Da wo du noch dick mit Bebi in Bauch warst.“ Arlassia betrachtete das Bild ihrer Tochter und nickte. Sie sah einen großen Strichmännchenmann und eine kleine Strichmännchenfrau mit einem Kreis in der Körpermitte. Daneben stand ein kleines Strichmännchenmädchen mit Zöpfen und ein dunkles Ding, das wohl Groggy sein sollte. Die Sonne schien und alle Strichmännchen lachten. „Das ist ein sehr schönes Bild, Rosalie. Ich habe nicht gedacht, dass du dich so daran erinnerst.“ Röschen sah der Mama ins Gesicht, stand auf und legte ihre Hände an die Wangen der Liese. Es folgte ein dicker und feuchter Schmatzer. „Doch. Da war schön. Ich will Andre Appels zeigen. Ich sag Papa, wir müssen nochmal zu die Appelbäume.“ Und mit diesen Worten wirbelte das Kitz herum und rannte laut krakehlend zum Löwen. Ihr lautes Organ hatte das Kind nie verloren und das Ende vom Lied war, dass der kleine Bruder aufschreckte und zu weinen begann. „Das alltägliche Chaos im Hause Quessar…“ dachte das Reh und stand lachend auf.

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