Traum

Traum



Marena erkannte die Frau vor ihr nicht. Nicht im ersten Moment zumindest. Schulterlang und modern geschnitten war das weiße Haar, statt Roben in rot und gold oder einer Rüstung trug sie eine elegante schlichte Hose und eine feine Seidenbluse. Sie stand in der Mitte einer ordentlich aufgeräumten Küche, in der einen Hand einen zusammengehefteten Stapel an Papieren, in der anderen eine Tasse duftenden Pfefferminztee.

Vielleicht wäre es einfacher gewesen zu erkennen, wer da stand, wenn die Unbekannte nicht mit dem Rücken zu ihr gestanden hätte.

„Dann habe ich Marian gesagt, sie soll mir die Arbeit einfach auf den Tisch legen, ich würde sie mir morgen ansehen. Jetzt musst du dir einmal vorstellen… heute Morgen kam ich in mein Büro und auf der Arbeit… saß ein kaum Nussknackerhohes Erdkonstrukt!“

Ein Lachen. Warm und tief, ein Mann.

„Sie hat dir statt einer schriftlichen Arbeit einfach das Miniaturergebnis ihrer Forschungen auf den Schreibtisch gesetzt? Hatte sie wenigstens mit der Anpassung Erfolg?“

Die Weißhaarige wandte sich um, auch sie lachte.

Sie… ist schwanger.
Der Gedanke huschte durch ihren Kopf, bevor sie realisierte, dass die Frau ihr mehr als nur zum verwechseln ähnlich sah. Die gleichen ascalonischen Gesichtszüge, dieselbe Haarfarbe, wenn auch mit einer ganz anderen Frisur. Aber die Frau… könnte ihr Ebenbild sein. Wenn… die Unbekannte nicht schwanger wäre.

„Oh! Und wie sie Erfolg hatte! Das Konstrukt ist einfach nur auf meinem Schreibtisch gesessen und hat mich aus stumpfen Kieselaugen angesehen. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder nach Kathie rufen sollte, was sie sich dabei gedacht hat, Marian einfach wieder gehen zu lassen, bevor sie mir rede und Antwort stehen konnte.“

Der Mann war nicht weiter relevant. Marena konnte den Blick nicht abwenden von der Frau, von ihrem Ebenbild, auch nicht, als er herantrat und der lachenden Weißhaarigen einen Kuss auf die Stirn gab.

„Ich hoffe, du hast Marian danach noch einfangen können, um dir deine Antwort zu holen?“

Er stibitzte sich die Tasse aus den Händen der Weißhaarigen und trank von ihrem Tee.

„Natürlich! Sie hat mir ein halbes Referat darüber gehalten, was genau sie angepasst hat. Aber ein Bericht… liegt mir immer noch nicht vor.“
Die Schwangere lachte mit leuchtenden Augen auf. „Ich glaube ich werde nie einen schriftlichen Bericht bekommen!“
„Nein… vermutlich wirst du das nicht.“ Erwiderte er sanft. „Aber immerhin weißt du jetzt wie es funktioniert hat, Liebling.“


All deine Wünsche und Träume sind zum Greifen nah.

Sie konnte sich nicht abwenden von der friedlichen Szene. Sie konnte nicht wegsehen, konnte nicht weglaufen. Wie angewurzelt, wie gefangen stand sie da und konnte den Blick nicht abwenden von ihrem Ebenbild das die Arme um den Mann legte und ihm einen Kuss auf die Wange gab.

Würdest du nur nicht deine Zeit verschwenden.

Das Paar ließ sich an einem großen reichlich gedeckten Tisch nieder. Marena konnte die vertrauten Gespräche nicht mehr hören, in ihren Ohren rauschte es und nach und nach verschwamm der Blick vor ihren Augen.

Stattdessen bist du hier.

„Mamaaaaaa! Theo hat Sternenlichtpferdchen gemopst!“
Kleine Schritte, ein Wirbelwind mit roten Locken, gewiss nicht älter als sechs rannte an ihr vorbei.

Allein.

„Leny lügt!“ Protestierte jemand hinter Marenas Rücken. „Leny hat wieder vergessen, wo sie ihn liegen gelassen hat!“
„Hab ich nicht!“
„Hast du doch!“
„Gar nicht!“


Bemitleidenswert.

Sie erwachte zitternd und zu einer Kugel zusammengerollt in der Feste. Allein.

"Das nächste Mal fliehen wir nach dem Essen!"
"So unfähig beim Teekochen zu sterben bin ich nicht!"
"Ich wurde nicht vergiftet ich... War nur zur falschen Zeit am falschen Ort... GUT! Ich wurde vergiftet!"
"Magier... Die überheblichsten Wesen des Universums. Ich darf das sagen... Ich bin Elementarmagierin."
"In Bjora waren es mehr Pfeile, in Kryta treffen sie besser."
"Was interessiert es dich, was es mich interessiert?"
~ Marena Éconde



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