Ein alter Seebär

„Harr!“ Was kann es den Schöneres für einen Seebären geben, als auf dem Meer, auf seinem Schiff zu sitzen, zusammen mit seiner Crew zu feiern, die schöne Barbara auf meinem Schoß, meine Hand an ihrem Hintern.
Ich beobachte sie dabei, wie sie aus der Weinflasche trinkt. Ein Tropfen rinnt ihr das Kinn hinab und tropft auf ihren prallen Busen und verschwindet dann im üppig gefüllten Dekolleté.
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Nur ungern löse ich mich von diesem Anblick aber es ist mein erster Maat Brat der mich anstößt.

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Brat war damals der Erste, der meiner Crew beigetreten ist und hat mich seit dem stets mit tat und Rat unterstützt. Es gibt wohl keine Person auf allen Weltmeeren der ich mehr vertraue.


Er hält mir einen Kelch Wein hin. Lachend nehme ich den Kelch und lasse den Blick über den Rest des großen Tisches wandern an dem meine Mannschaft sitzt.


Ich habe heute wieder ordentlich auftischen lassen auch wenn unsere Speisekammern fast leer sind.
Das mag vermutlich mit den letzten fehlgeschlagenen Kaperfahrten zusammen hängt.
Egal, darüber mache ich mir an diesem Abend keine Gedanken mehr.
Heute wird gefeiert. Ich kippe mir den Wein hinunter.

„Uff!“ Da hab ich wohl etwas zu viel erwischt. Ich liege auf dem Deck meines Schiffes, ich kenne diese Bretter, ich höre Brats Stimme über mir doch sie redet Unsinn? Irgendwas mit:

Versager Kapitän und„Wurm an Deck“.
Ich will aufstehen, „urgh“ warum muss sich das Schiff ausgerechnet jetzt so stark drehen? Ich versuche mich auf Brats Worte zu konzentrieren.
„Seit wir damals dieses verlassene Schiff voller Beute gefunden haben hat uns dieser Versager nichts als Niederlagen eingebracht...“

Er redet noch weiter aber es ergibt alles keinen Sinn für mich.
Ich versuche mich an ihm hinauf zu ziehen. „Brat was?“
Bringe ich noch heraus dann... ein Schuß... Schmerz in meinem Bein als ich zurück auf das Deck sacke.
Hände greifen mich und zerren mich auf, schleifen mich zur Planke.
Der Alkohol lässt Brat und meine Mannschaft vor mir wie verschwommene Gestalten erscheinen, vermutlich betäubt er auch den Schmerz in meinem Bein etwas. Ich will noch das Wort an sie richten als mein Bein plötzlich nachgibt.


Ich falle …

...Nässe und Kälte umgeben mich als ich im Meer versinke.


25 Jahre später.


„Ahh,“ Ich seufze erleichtert als ich das Kassenbuch zuschlage und nach Hause humple.
Es hat mich viel Zeit, Mühe und Geld gekostet, aber ich habe es endlich geschafft.
Mit meinem kleinen Paketdienst konnte ich mir ein kleines eigenes Haus leisten, in dem nun meine Frau mit dem Essen auf mich wartet.
Alles ist endlich schön.



Bis zu dem Tag, als plötzlich dieser Mann aus dem Kapitänsrat bei mir Zuhause auftauchte.
Nicht nur das er verlangte, dass ich einen Teil meiner Einnahmen an ihn abtreten soll, da ich in seinem Revier agiere, nein! Er macht auch noch meiner Frau schöne Augen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich nicht erkannt hat aber ich habe Brat erkannt. Dumm wie ich war habe ich ihn darüber aufgeklärt wer ich bin und ihn dann zum Klabautermann gejagt.
Natürlich kam es wie es kommen musste. Die nächsten Tage bekam ich immer weniger Aufträge und eines Abends dann wurde ich verhaftet. Mir wurde vorgeworfen ich hätte illegale Geschäfte gegen den Kapitänsrat unterstützt.
Sie haben mich eine dreckige Zelle ohne Fenster geschmissen.


Ich weiß nicht genau wie lange ich dort drinnen war, vielleicht einen Monat vielleicht mehr?
Als ich wieder frei gelassen wurde, schmissen sie mich einfach auf die Straße wie Dreck.
Als ich nach Hause kam war alles leer geräumt und das Haus stand zum Verkauf. Von meiner Frau keine Spur. Also ziehe ich los um sie zu finden.
Ich finde sie schließlich, als sie grade zusammen mit Brat aus einer Gasse kommt, sich den Rock richtig rum drehte und sich dann bei ihm unterhakt. Gemeinsam stolzierten sie die Straße hinab.


Ich entschließe mich also ihn zu beobachten, weshalb ich nun auf diesem Dach stehe, dabei das Seil durchzuschneiden und die schwere Ladung auf diesen elenden Skelk-Sohn, der mir alles in meinem Leben genommen hat, hinabrauschen zu lassen.


ZING!

Das Seil ist durch, das Gewicht fällt.
Ich höre das Krachen und die entsetzten Schrei unten auf der Straße. Vorsichtig schaue ich hinunter um zu sehen wie es Brat zermatscht hat.
Doch was ist das?
Nein, das kann nicht sein, er lebt!
Entsetzt stolpere ich zurück und steige durch ein Fenster zurück ins Haus. Da taucht auch schon diese Frau in Gold, Braun und... Pink? Hinter mir auf. Ich habe den Gedanken noch nicht mal zu Ende geführt da taucht sie auch schon neben mir auf.


„Im Namen der Löwengarde, sie sind verhaftet.“


Sie versucht mich zu greifen, aber nicht mit mir. Ich greife sie mit meinem Säbel an, er prallt einfach an ihr ab und sie drückt mich gegen die Wand.
Ich spüre wie Wärme in mir aufsteigt, angefeuert vom aufgestauten Hass der letzten Jahre und jetzt steht da diese Frau vor mir, die mich um meine Rache gebracht hat.

Feuer bricht aus meinen Händen hervor und hüllt die Frau gänzlich ein. Ich schreie meinen Schmerz hinaus. Ich bemerke nicht einmal, dass das Haus um mich herum einstürzt. Erst als ich falle. Irgendwas rammt sich durch meinen Hals und ich gebe ein letztes Röcheln von mir.