Letzte Begegnung

„Ignoranz steht einem Adler nicht.“


Seine Worte hängen mir noch immer im Kopf. Auch wenn unsere Wege sich schon vor einigen Tagen getrennt haben. Er lag richtig mit seiner Aussage. Und ich weiß es. Er provoziert. Reizt aus. Stößt gegen Grenzen. Und doch habe ich es genossen.
Die Wut die in mir aufkeimt, die Verzweiflung … die habe ich nicht genossen.


Je weiter wir nach Norden gewandert sind, desto größer ist sie geworden. Ich weiß nicht, woher es kommt. All der Zorn. Die Zweifel. Die Angst und dieses schwere Drücken tief in meinem Inneren. Es fühlt sich an, als würde ein Teil von mir einen langen Kampf kämpfen. Einen Kampf, der schon lange verloren ist. Einen Kampf, der nicht aufgegeben werden will. Aussichtslos. Kraftraubend. Unbekannt.


Ist es Adler?


Ich schaue aus meinem notdürftigen Lager heraus gen Süden. Ob er noch immer seinen Weg nach Norden geht? Der Wind wird kälter. Das Wetter unnachgiebig. Ich weiß, dass unsere Chancen gemeinsam größer gewesen wären. Doch ich musste gehen. Musste weg von ihm.
Heute weiß ich allerdings, dass nicht er der Grund dafür war. Ich war es. Meine Zweifel. Mein Zorn und meine Angst.


Mir kommt es vor, als wäre ich nicht ich selbst.


Erschöpft lasse ich mich auf meine Felle sinken. Der Wind wird kälter. Die Nacht wird lang. Die Reise ist noch nicht beendet. Doch die Zerrissenheit fordert mich. Sie fordert mich, wie er es getan hat. Ignoranz steht einem Adler nicht. Wut jedoch auch nicht. Ich schüttle den Kopf, ziehe die Felle fester um mich. Der Plan für die kommenden Tage steht bereits fest.


Ein Zurück gibt es nicht mehr. Der Norden ruft nach mir.
Und was auch immer dort auf mich wartet.

„The Norn will not change simply because the Dwarves do not understand our ways.
I'd rather be hated for who I am than loved for who I am not.“

Jora