Das Licht am Ende des Tunnels

Ich erwachte.


Das erste was ich fühlte war die Kälte. Diese lähmende Kälte, die durch Mark und Bein geht und dich regungslos lässt. Dann war da die Stille – die absolute Abwesenheit von Geräuschen. Zeit war bedeutungslos und es brauchte all meine Willenskraft nur um die Augen zu öffnen. Zuerst sah ich nur Schemen: die Form eines niedrigen Bettes, die Silhouetten eines Kaffeesets umringt von Sitzkissen. Dann Texturen: die grobe Mauerung der Wand und einfache Webung des Teppichs auf dem ich ruhte. Wo war ich?


Ich fühlte mich schwer, so schwer als laste das Gewicht der ganzen Welt auf meinen Knochen. Mühevoll bewegte ich mich. Ein Finger zuerst, dann die Hand, Gelenk für Gelenk, Glied für Glied bis ich aufrecht saß. Was war passiert?


Dann sah ich das Blut. Blut auf dem Boden, Blut auf meiner Kleidung - Blut an meinen Händen. Hatte ich Jemanden getötet? Die Realisierung traf mich wie ein Schlag: Ich konnte mich nicht erinnern! Panisch wich ich zurück, den Teppich mit mir ziehend bis meine Hand etwas zum Greifen fand. Der Dolch war lang und scharf, sein Knauf die Form eines Schädels. Und an der Klinge? Blut. Ich musste hier raus!


Dort, verdeckt von einem Stück ausgefransten Stoff, war eine Öffnung. Strahlen von Licht stahlen sich unter dem Tuch hervor und versprachen Erlösung. Unbeholfen kam ich auf die Beine und lief wankend auf das Licht zu. Mein Verstand brauchte etwas, jemanden an den er sich klammern konnte oder ich wusste ich wäre verloren. Wer war ich?


Ich stolperte und riss das Tuch mit mir. Sand knirschte unter meinen Stiefeln und die Sonne, so blendend hell sie doch war, vermochte mich nicht zu erwärmen. Der Schatten einer Gestalt fiel über mich größer als jeder Mann. Sein ausgemergelter Körper war nur ledrige Haut gespannt über ein Knochenskelett, geziert von Gold und Edelsteinen. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gedacht eine Legende aus den Sagen der altehrwürdigen Könige stände vor mir. In einer auffordernden Geste streckte er mir seine knochige Hand entgegen und sprach im feierlichen Ton „Erhebe dich. Erhebe dich und Ehre unseren Herren und seine Geschenke.“
Und es gab nur eine einzige Antwort, die ich geben konnte: „Gepriesen sei Joko!“