Ein Blick zurück, dann nach vorne (Veldarin Solaris)

Etwas weniger als eine Woche ist vergangen seitdem Veldarin mit der Schattenflamme zusammen am Fort der Dreifaltigkeit angekommen war. Es gab wieder einige Aufträge, welchen sie sich angenommen hatten, allerdings war er erst beim Auftrag dabei, welcher auf dem Rückweg erledigt werden sollte, wirklich beteiligt. Während der Rest der Schattenflamme sowie das jüngste Mitglied seiner anderen Söldnertruppe, Solus Aurora, eine Asura-Kru also zum Vulkan Mahlstrom begleiten, blieb er am Fort zurück. Generell mochte er es nicht, mit Asura zu interagieren. Wenn es sein muss, arbeitet er durchaus mit Asura zusammen aber wenn er schon die wahl bekommt, zieht er es vor, dieses Volk zu meiden. Die Ausra der Schattenflamme kann er zum Glück ertragen. Eine der wenigen, welche nicht herablassend mit anderen Völkern interagiert... Zumindest nimmt er es momentan so wahr. Wirklich viel Zeit verbracht hat er mit ihr nun nicht, und auch wenn er die Möglichkeit bekommen „sollte“: Solange es nicht irgendwie mit einem Auftrag zusammen hängt, wird er auch das wohl so gut er kann vermeiden.


Seit die Schattenflamme nun zum vorgeschobenen Lager und dann wahrscheinlich zum Vulkan weitergezogen ist, sind ebenso wenige Tage vergangen. Das vorgeschobene Lager ist nun auch nicht so weit weg, als dass er nicht mal vorbeischauen könnte. Allerdings wollte er etwas erledigen. Es dauerte eine Weile. Nördlich des Forts, noch am Klingenrutsch-Biwak vorbei, hatte er angefangen einen kleinen Strauß Blumen zusammen zu sammeln. Auf dem Weg dahin erblickte er den ein oder anderen Auferstandenen – Überbleibsel einer Zeit, als er in seinen ersten Krieg zog, an der Seite der Wachsamen und des Pakts. Anstatt sich aber auf diese zu Stürzen, schlich er sich an ihnen vorbei.


Es verging etwa eine Stunde bis er mit dem Strauß Blumen wieder zum Fort zurück kehrte. Einige der Pakt-Soldaten blickten ihn etwas verwundert an. Einer fragte ihn sogar, wofür er die Blumen bräuchte, woraufhin er nur antwortete dass es etwas gab, was er betrauern möchte. Durch das Fort stapfte er durch das Südost-Tor zur Donnerkopf-Batterie, einem Lager des Pakts südlich der Festung. Und dann durch dieses Lager auf die Klippen östlich zu. Dort gab es einen Eingang zu einer Höhle. Und auf diesen Eingang hielt er zu. Sicherheitshalber zog er sein Schwert wobei sein Blick kurz auf das Relief des Felsgazellen-Kopfes huschte. Der Eisenbär hatte damit zwar sehr gute Arbeit geleistet, allerdings fand er den Felsgazellen-Kopf doch etwas sehr dick aufgetragen. Wenn Veldarin aber so darüber nachdenkt, machte es durchaus Sinn, dass dieses Relief eingearbeitet worden war. Seit zwei Jahren war er inzwischen verfügt er über einige Fähigkeiten eines Seelenwandlers. Seine Seele mit der eines Tieres zu verschmelzen, um so stärker zu werden. Die eigenen Instinkte zu Schärfen. Und nicht zuletzt war „er“ es, der sich in Gefahr begab, wenn es zu einem Kampf kommen sollte. Er brauchte sich zumindest weniger Gedanken machen, dass ein Tier einen Schlag für ihn einsteckt. Während er diese Gedanken hatte, wanderte er vorsichtig durch das Höhlensystem. Hier und da biegte er in eine Abbiegung ein, fast schon zielstrebig. Nach nicht ganz zehn Minuten fand er dann den Ort, den er suchte und blieb stehen.


Wie lange ist es nun schon her..?“ Er kam nicht darum herum, diese Frage etwas lauter auszusprechen während das himmelblau, in welchem ein leicht leuchtender Grünstich lag, durch die Höhle wanderte, sich an das gedämmte Licht in dieser gewöhnend. In der Höhle wuchsen durchaus die ein oder andere Pflanze, selbst ein paar Bäume streckten ihre Stämme und Äste dem wenigen Licht entgegen, welches einfiel. Hier und da gab es sogar ein paar Tiere, die diesen Ort als Zuflucht nutzten – unabhänngig eigentlicher Herkunft. Es gab Verschlinger und Farnhunde, Wildschweine und Moas. Tief atmete er durch während er weiter in dieses Refugium eindrang. Der Strauß Blumen wurde etwas fester umgriffen, aber nicht so feste, dass diese zerdrückt wurden. Sein Ziel war der Felsen im Zentrum des Refugiums welcher eine ganze Weile betrachtet wurde. Langsam tritt er durch das knöchelhohe Wasser auf diesen zu, die Blicke einiger Tiere auf sich richtend. Einige Verschlinger klickten drohend in der Entfernung, allerdings ließ er sich nicht davon beirren. Am Felsen angekommen ging er vor diesem auf die Knie.
Sechs Jahre... oder?“, sagte Veldarin zum Felsen, als würde von diesem gleich eine Antwort kommen. Erinnerungen kamen hoch. Erinnerungen an die Zeit beim Pakt, als er eine Frau kennenlernte. Hübsch, freundlich... Sie liebte Tiere über alles. Das einzige, was sie noch mehr liebte, war ihre Freiheit. Die Freiheit, überall hinzugehen, wohin sie wollte. Wann sie wollte. Ein paar Mal hatten sie sich hier getroffen. Sich unterhalten. Sie hatte von ihren Abenteuern erzählt und wie sie häufiger diesen Ort aufsuchte, um nach den Tieren hier zu sehen. Tiere, welche Zuflucht vor den Schrecken Orrs gesucht haben. Viele, welche wahrscheinlich einen Partner hatten, der irgendwo in dieser Region gefallen war. Er hatte ihr von seinen Kämpfen erzählt. Wie er sich anstrengte, um zu verhindern, dass Zhaitan weiter Tyria überfällt. Wie er Kameraden und auch Freunde verloren hatte. Je öfter sie miteinander sprachen, desto hingezogener fühlte er sich zu ihr. Und tatsächlich, irgendwann nach Zhaitans Fall, sind die beiden auch ein Paar geworden. Das ein oder andere gemeinsame Abenteuer haben die beiden zusammen bestritten. Zwischenzeitlich hatte er der Schattenflamme – damals noch unter komplett anderer Leitung – ab und an mal ausgeholfen. Zur Zeit, während die Überfälle der verschiedenen, seltsamen Allianzen Chaos stifteten. Da war die feurige Allianz, welche aus Charr der Flammen-Legion und den Schauflern bestand. Die Toxische Allianz, ein Zusammenschluss aus Albtraumhof und Krait. Und dann natürlich nicht zu vergessen die Ätherklingen, die Bande Himmelspiraten, welche ebenfalls anfingen, Tyria zu tyrannisieren. Je mehr Chaos durch diese Gruppen gestiftet wurde, desto mehr sah er sich in der Verantwortung, für Tyria zu kämpfen. Dies ging soweit, dass er sich nach der Zerstörung von Löwenstein und dessen Rückeroberung, von seiner Freundin, welcher er zwischenzeitlich einen Antrag machte, trennte. Sein Gedankengang war, dass er wieder an die Front gehen würde, sollte es eine geben. Und er wollte ihr die Trauer, den Ehepartner zu verlieren, ersparen.


Tränen rollten an Veldarins Wangen hinab während er diese Erinnerungen durchlaufen lässt. Der Strauß wird nun vorsichtig an den Felsen gelegt. „Das war... wahrscheinlich der größte Fehler in meinem gesamten Leben... dich zu verlassen. Aber... es ist geschehen. Und es gibt nichts... was 'das' wieder rückgängig machen könnte... Keine Magie, welche die Zeit so weit zurückdrehen könnte. Keine Wiederbegegnung, welche alles wieder entfachen könnte...“ Er schloss die Augen. Immerhin haben die beiden sich nach ihrer Trennung viele Jahre später nochmal wiedergesehen. Ein paar Jahre, nachdem er sich dem Krieg gegen Mordremoth angeschlossen hatte... Seine Narbe, nun ein grünes Tattoo im Gesicht, war die einzige Erinnerung, die er an diesen Krieg mittragen wollte. Ein Zeichen, dass er am Erfolg beteiligt war. Beide hatten sich verändert. Während er ziellos durch Tyria streifte hatte sie sich einer Gilde angeschlossen. Ihre Freiheit, die sie einst so gut fand, hat sie aufgegeben. Dieses Wiedersehen hatte etwas in ihm ausgelöst. Er wollte sie wieder kennenlernen. Zeit aufholen, die verloren gegangen ist. Allerdings kam es nicht soweit. Kaum dass die beiden sich wiedergesehen hatten, verschwand sie wieder. Und nicht lange darauf ging auch schon der Wahnsinn in der Kristallwüste los. Flüchtlinge aus Elona, welche in Löwenstein auftauchten, berichteten vom einstigen Gott, welchen sie verehrten, dass dieser anfing, das Land und die Bevölkerung zu tyrannisieren. Balthasar, von dem Veldarin gesagt wurde, er wurde von ihm bei seiner Geburt gesegnet.


Veldarin schüttelte den Kopf um sich wieder in die Gegenwart zurück zu holen. Beide Hände legte er nun auf seine Knie während er den Felsen betrachtete. „Es... hat lange gedauert... Zu lange, wenn ich ehrlich bin. Aber ich denke... Ich bin bereit, wieder nach vorne zu schauen. Es... ist sehr viel passiert. Die Kämpfe im hohen Norden, bei denen wir geholfen haben, Drakkar zu vernichten... Mein Versagen am Nonmoa-See, bei welchem ich als Gefangener bei den Krait endete...“ Er wusste nicht, warum er das alles von sich gab. Es war niemand da, der ihm zuhören hätte können. Vielleicht konnte er aber auch gerade deswegen das nun aussprechen. „Es wird wahrscheinlich noch so viel mehr passieren. Sollten wir uns wiedersehen... Dann wahrscheinlich erst in den Nebeln.“



Er kam nicht darum, an eine andere Begegnung von vor ein paar Tagen zu denken. Eine Söldnerin, welcher er bei einen Auftrag kennen lernte. Auch, wenn das Gespräch mit ihr nicht gerade glatt lief... Nach dem letzten Eindruck, den er hinterlassen hatte bei ihr.. Und der Tatsache, dass sie ihn nicht sofort den Hals abhacken wollte, war es ein Zeichen für ihn, dass er sich wieder auf dem richtigen Weg befand. Es ging wieder aufwärts. Und diesen Schwung will er beibehalten. In zukünftige Abenteuer und Aufträge stecken. Langsam erhob er sich wieder von seiner Position und blickte sich um. Kurz rieb er sich über sein Gesicht und für einen Augenblick dachte er, er hätte zwei Luchse gesehen. Direkt schüttelte er aber den Kopf, wandte sich vom Felsen ab und stapfte wieder davon. „Lebe wohl, Evelynn...“

Kommentare 1

  • Eine schöne Geschichte, auch wenn ein nicht unbedingt schöner Anlass, aber ich freue mich, dass er abschließen konnte :)