✬ Rückblick ✬

Charakter: ★ Riotea


Riotea saß an ihrem Schreibtisch und sah aus dem Fenster. Es war eine klare kalte Nacht, die Sterne waren hell. Thimorn war noch bei der Nachtwache und würde erst im Morgengrauen zurückkehren. Vor ihr lag ihr schwarzes Notizbuch. Es war schon fast vollgeschrieben mit Gedanken, die Fetzen von Träumen an die sie sich erinnern konnte und allerlei wirres Zeug das ihr in den vergangenen Monaten durch den Kopf gegangen war und raus wollte.
Mit einer eher verträumten Geste klappte sie es zu, wieder auf und sah auf den ersten Eintrag. Ungehörte Worte, von Tränen an manchen Stellen verwischt. Ein Klagelied von Abschied und einem guten Freund.
Die Seiten darauf sind mehr Notizen zu Orten, eine Orientierungshilfe und Wegweiser. Markante Dinge entlang von Pfaden die nur wenige nutzten. Notizen zu Patrouillengängen auf der Stadtmauer und der Name eines Giftes. Gedanken zu Götterfels, Lyudes Verhalten auf der Mauer und dass es ihr nicht gefallen hat, dass er versucht hatte sie einzusperren. Erst dann füllten sich die Seiten mit den ominösen Träumen, später mit zwei unbenannten Pros und Kontra Listen.
Statt etwas im Buch nachzulesen, geisterte ihr die Erinnerung vom ersten Kuss im Kopf herum. Thimorn war damals so nervös gewesen und sie so aufgeregt, dass Riotea die halbe Nacht nicht schlafen konnte. Immer wieder fuhr sie sich mit den Fingerspitzen über die Lippen und amte das Gefühl nach. Unbewusst auch jetzt. Stockend sah sie in ihr Notizbuch.
Die nächste Seite war vom Abschied, Sharaturs Überraschung, als er ihre Locken das erste sah und das sie sich gewünscht hatte, Thimorn würde nicht dabei sein, wenn das Schiff ablegt. Damit es nicht schwerer fiel als es damals war. Sie sah einen Moment an sich herunter und legte die linke Hand um den Anhänger von Melandru. Die Kette die Thimorn ihr zu Abschied umgelegt hatte.
Langsam blätterte sie weiter. Auf den nächsten Seiten waren wieder Träume. Seitdem sie auf dem Schiff war, wurden die Träume klarer. Sie erinnerte sich an das fast Schwarze Meer und das sie das Gefühl hatte, zu wissen das er da unten in der Tiefe war. Ein anderer Gedanke schlich sich in die Erinnerung. Das Thimorn und Sharatur ihr sagten, beim Training hätte Thimorn seine Wächtermagie wiedergefunden, durch sie.
Wieder kreisten ihre Gedanken wild umher.
Ein versteckter Hinweis des Schicksals?
War das eine Vorwarnung?
Ein Traum der ihr sagten sollte, wie es ihm ergeht?

Oder doch nur Zufall?
Statt nach einer Antwort zu suchen, blätterte Riotea weiter. Zeilen von der Reise folgten, von Gesprächsfetzen, Gedanken und Erlebten. Erfolgen und Rückschlägen. Dem Brief. Ihr blick ging zur kleinen Silbertruhe auf dem Schreibtisch. Der Brief war genauso unvergessen, wie verschlossen geblieben.
Als sie noch einmal umblätterte, stand dort das, was ihr die Tarokarten am Anfang immer und immer wieder sagten. Aber sie schlug schnell die Seite wieder um und landete bei den Kurzgeschichten über ihre Heimreise von Elona. Von Nahira und Falk, dem Smutje und wie ungewohnt alles von so hoch Oben aussah. Riotea erinnerte sich gerne daran zurück, wie sie an Deck stand und sich den Wind um die Nase wehen ließ. Die Reise mit dem Luftschiff war großartig.
Auf den nächsten Seiten standen Gedanken und Hinweise zu ihrer zweiten Identität. Namensvorschläge und krakelige Skizzen von Kleidung, vor allem Kopfbedeckungen. Einzelne Worte und Verse dazu. Seufzend sah sie auf ihre Kleidertruhe. Riotea war traurig darüber, dass sie die Karten verloren hat und konnte sich nicht vorstellen, dass das Ministerium sie wieder zurückgeben würde. Vanvalla wäre nicht mehr da und was bleiben würde, wäre der gläserne Strohhalm zwischen den Flaschen hinter Hughs Tresen.
Schnaufend blätterte sie weiter und fand die Zeilen vom Wiedersehen in der Reizbar, Einzug auf dem Hof, Biyaos Wichtigmacherei, dem gemeinsamen Ausflug zu den Labyrinthklippen und vielen Kleinigkeiten zwischen Thimorn, Sharatur und ihr. Bis hin zu ihrem Ausflug in die Höhle, durch den Spiegel und in den Dschungel. Sie erinnerte sich gerne daran, dass sich Thimorn vom steifen Soldaten endlich mal zu etwas mehr Zärtlichkeit hinreißen ließ.
Zwei weitere Schwestern und neue Freunde wie Fanny und Jivanta, Feola und klein Rio.
Die Verlobung und wie Thimorn vor ihr in die Knie ging, ohne einen Ring. Sachte strich sie über ihren linken Oberarm. Kriffons Hornringe waren ein willkommener Ersatz. Unauffällig und keiner würde wissen das es ein Verlobungsring ist.
Es war so viel passiert in diesem einen Jahr.
Als sie damals auf der Stadtmauer saß, hätte man irgendetwas von allem erzählen können, was passieren würde. Sie hätte nichts davon geglaubt.
Riotea wurde das Herz schwer. Das Jahr war gefüllt von Gewinn und Verlust gewesen. Doch bereut hatte sie nichts.


<3 An dieser Stelle ein herzliches Danke an alle die Rio im RP begegnet sind, egal ob Begleitet oder bei einem Bier. Die sich zu Vanvalla gesellt haben oder einfach im richtigen Moment am falchen Ort waren! :thumbup:

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