Im Bann des Labyrinths VII

◙ ◙ ◙ ◙ ◙ ◙



Sie war unfassbar nervös gewesen und betrachtete sich lange im Spiegel, während man ihr behutsam das Haar zurecht legte und sich jemand anderes darüber her machte, sie in das Perlweiße Kleid einzunähen. Heute soll es einer der schönsten Tage werden. Ein krönender Abschluss und doch ein neuer Lebensabschnitt. Celeste sah auf den Verlobungsring den sie Tagein, Tagaus mit Stolz an ihrem Finger trug. Heute sollte er feierlich durch einen anderen Ring ersetzt werden.


Celeste war nervös, aber es war nicht das ungute Gefühl von Nervosität. Es war die aufregende Nervosität, bei der man nicht aufhören konnte von einem Ohr bis zum anderen zu grinsen. Auch wenn sich alles so unwirklich anfühlte, gab es keinen Grund um an Hazels Liebe zu zweifeln.


Die Zeremonie fand untraditionell auf dem Familien-Anwesen statt. Das Feld war mittig penibel getrimmt worden und mit langen Teppichen in hellem Taubenblau zugänglich gemacht worden für geladene Gäste. Sitzgelegenheiten bestanden aus hellen, cremefarbenden Ohrensessel. Girlanden und ein Meer aus hellen, pastelligen Blumen schmückten alles und machte es freundlich und einladend.





Die Musik drang nur leise bis in Celestes Gedanken durch, obwohl diese lauter gewesen war und eine ihr bekannte Melodie spielte. Ihr Unterbewusstsein wusste diese Melodie einzuordnen, aber Sie hatte nur Augen für Hazel. Einsam stand sie vor der Priesterin am Altar und wartete ungeduldig das Hazel an den Altar trat. Doch eisern hielt sich die Frau mit den braunen Haaren an den vorgegebenen Takt der Musik, die ihr dadurch mehr in die Gedanken trat.
Ein merkwürdiges Gefühl trat in der Magengegend auf und das Herz wurde schwer. Dennoch tat Celeste dies als harmlose Aufregung ab.


Kurz ließ sie den Blick über die Gäste schweifen. Familienmitglieder, gemeinsame Bekannte und vermutlich Freunde der Familie. Der Adel war trotz dieser kontroversen Hochzeit zwischen zwei Frauen, die Stiefschwestern waren präsent. Und dann fiel ihr Blick auf zwei Personen. Feenhaar, gekleidet in festlicher Garderobe und die Farbe in bekannter Eichenbruch manier gehalten. Sie wollte wegsehen, aber es ging nicht. Erst als Hazel endlich den Altar erreicht hatte, wandt die Morgayne den Blick ab und betrachtete die Schönheit vor sich. Die Schönheit, die ihre Frau werden sollte. Alles daran fühlte sich wunderschön an, aber nicht richtig.


Die Frau bekam kalte Füße und ertrug es nur schwer mit stoischen Lächeln.


"Celeste Morgayne, Hazel von Aldrich, Ihr habt gehört, wie Melandru das Wort zum gemeinsamen Leben ermutigt und Euch zum Gelingen der Ehe hilft. Melandru hat Euch einander anvertraut. Wollt Ihr in Eurer Ehe nach Melandrus Willen leben und auf ihre Heilung in schweren Situationen vertrauen? Wollt Ihr in Freude und Leid zusammenhalten Euer Leben lang? Wollt Ihr gemeinsam für andere da sein und tun, was dem Frieden dient, so sprecht: Ja, mit Melandrus Hilfe."


"Ja, mit Melandrus Hilfe.", geben beide simultan zurück.


"So frage ich euch vor Melandru und dieser Gemeinde:",


dabei wandt sich die Melandru-Priesterin an Hazel von Aldrich.


"Hazel von Aldrich, willst Du Celeste Morgayne, die die Götter Dir anvertrauen, als Deine Ehefrau lieben, achten und ehren und die Ehe mit ihr nach Melandrus Gebot und Verheißung führen – in guten und schlechten Tagen -, bis der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, mit Melandrus Hilfe."


"Ja, mit Melandrus Hilfe.", hörte Celeste die Braunhaarige neben sich gerührt sagen, die den Tränen vor Glück so nahe stand.


"Celeste Morgayne, willst Du Hazel von Aldrich, die die Götter Dir anvertrauen, als Deine Ehefrau lieben, achten und ehren und die Ehe mit ihr nach Melandrus Gebot und Verheißung führen – in guten und schlechten Tagen -, bis der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, mit Melandrus Hilfe."


"Ja, mit Melandrus Hilfe.", hörte sie sich selbst sagen, während die Beine schon zitterten und sich der Boden plötzlich anfühlte, als würde er nachgeben.


Zunächst aber wandt sich die Priesterin an die Gemeinde:
"Wollt ihr dieses Paar nach Kräften begleiten mit der Liebe und Fantasie, die die Götter uns gezeigt haben, so antwortet: Ja, mit Hilfe der Götter."


Wider erwarten vernahm die Gemeinde - die sonst simultan Ja, mit Hilfe der Götter., antworte - eine Gegenstimme. Es war Olivia, die sich protestierend unter Dons Hand dagegen hielt. Don hatte seine Zwillingsschwester die Hand auf ihre Hände gelegt um sie zurück zu halten. Celeste sah, dass er dem auch nicht zustimmen wollte, aber sein Stolz überwog und eben jener verbot ihm, sein Wort gegen das Melandrus zu erheben.


Fast erleichtert fiel Celeste ein riesiger Stein vom Herzen. Denn just in diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass es nicht der Realität entsprach. Die ganze Szenerien war nicht das, was Leben bedeutet. Es war ein exestieren, dass auf schöne Fantasien beruhte. Hazel merkte diesen Umschwung schnell und bevor sich Celeste hinreißen ließ auf die Vanhovens zuzugehen, hielt sie diese prompt auf und hielt sie am Arm zurück.


"Wenn du gehst, bin ich weg. Für immer.", whisperte die schöne Frau die unter Tränen stand an Celeste gewandt. Kaum hörbar für andere. Celeste sah zurück und musterte Hazel lange. Wenige Augenaufschläge die gefühlt ewig andauerten.


"Ich habe es dir nie gesagt, Hazel; aber ich liebe dich von tiefsten Herzen und vollen Gewissens. Doch... Du bist Tod. Du wurdest mir aus dem Leben gerissen. So wahr ich hier stehe, ich habe mir nichts sehnlichster gewünscht als unbeschwert an deiner Seite zu sein und dich bis zum Ende meines Lebens zu Lieben. Mein Leben ist aber nicht vorbei, sondern deines. Don Vanhoven ist die Person, die mich des Lebens wieder lehrte und beendete somit mein vor mich hinvegetieren. Er ist der Mann, den ich lieben gelernt habe - wie ich einst dich lieben gelernt habe. Meine Zeit ist noch nicht zuende.", dabei lächelte sie lieblich Hazel an. "Und ich weiß, dass es unfassbar gemein klingt, aber; ich wünsche mir das du Weg bist, für immer. Ich bin lange genug auf dunklen Pfaden gewandelt und auch jetzt bin ich bereit es zutun, wenn ich dadurch Leben kann."


Mit dieser Erkenntnis zerbarst der Traum und die Pflanze verlor die Kontrolle über Celeste. Der Geruch von Torf und Moder erreichten ihre Sinne. Darüber war sie äußerst dankbar und erleichtert. Es muss nicht mehr lange dauern und sie würde Don in die Arme schließen können und vorallem - wollen. Sieben Tage war sie in diesem Labyrinth aus schönen Erinnerungen und Träumen gefangen. Eine Zeit, die im Traum schneller voranschritt. Eine Zeit, die Celeste gefühlt um circa Zehn Jahre altern ließ.


Hektisch rang Celeste nach Luft. Sie wollte Leben. Wenn nicht jetzt, wann dann?



◙ ◙ ◙ ◙ ◙ ◙

Kommentare 11

  • Schwer wiegt Erkenntnis und die Erinnerung an die schönste Hochzeit aller Zeiten - wenn auch nur in Träumen - wird auf ewig in ihrem Herzen verwahrt werden. Aber ja.. Nach jedem Tod kommt ein neuer Anfang und Hazel selbst sagte, dass es für sie besser wäre auf ewig zu gehen und aus den Gedanken und Träumen von Celeste zu verschwinden, um dieser ein Schritt ins Leben zurückmachen zu lassen. Sehr schöne Geschichte(n), eine wie die andere! Herzerwärmend und doch, da ich auch hier erst spät dazu gekommen bin, spannend, wohin es eure Charaktere hinzieht und mit welchen Abgründen und Höhen diese auch immer verbunden sein mögen. Danke daher fürs Aufmerksam-Machen, dass du ebenfalls Geschichten dazugeschrieben hast aus Celeste's Augen. <3

  • Gute Götter, ich habe ebenfalls mit gefiebert. Gefällt mir sehr sehr gut und ich hoffe es geht noch weiter auch außerhalb des Traumes.


    Und ich hoffe insgeheim dass Olivia nicht aufgeben wird und Don endlich aus dem Rennen wirft. :P

  • einmal angefangen kann man es nicht mehr stoppen^^ Ich kenne das Gefühl ging mir genauso. Super tolle Sache <3 liebe geht raus.

    • Ahw, danke! ❤️

    • Bitte bitte. mach weiter so^^

    • Also fürs erste sind die Teile abgeschlossen. Wer weiß, was noch so kommt. Aber: ich bin echt froh Rückmeldung zu bekommen von Leuten, die sonst still und heimlich lesen. :D

    • So still und heimlich bin ich gar nicht XD. Ich hab nur angst bei den meisten zu viel Meta mitzubekommen und gespoilert zu werden. ^^

  • MEIN HERZ! Boah ey, das war nun eine Zitterpartie. Nach den letzten... 3? Geschichten hatte ich ernsthaft Angst. xD


    Ich muss auch sagen, dass Don sich in der Situation tatsächlich ganz genauso verhalten hätte, wie in der Geschichte: Olivia zügeln, Würde bewahren, nicht gegen das Wort Melandrus sprechen.


    Die Ansprache an Hazel am Schluss ist auch sehr schön. Ich freue mich, ernsthaft, ICH FREUE MICH, dass du ihr diesen Erkenntnis-Prozess geschenkt hast und sie aus dem Traum erwachen will. Es hätte mir das Herz gebrochen, wäre sie niemals wieder aufgewacht.


    Boah, aber Harlem, ey. Durch deine Andeutungen im Discord dachte ich echt, das war's für Don. Ich hab gedacht, wenn, WENN sie erwacht, dann eher weil sie erkannt hat, dass lesbisch sein voll ihr Ding ist und sie schließlich doch mit Olivia durchbrennen will. XD


    Du bist mir eine.