Wintertag

Arlassia hielt den Brief ihrer Freundin mit der Absage für den Wintertag in den Händen und zog eine enttäuschte Schnute. Krank war sie. Arlassia wusste genau was los war. Dia wollte den Wintertag nicht zur Last fallen. So ein Unsinn! Das Haus war geschmückt, groß genug, die Gans war bestellt und auch sonst alles vorbereitet, auch das Gästezimmer. Und die Kinder waren aus dem Häuschen. Und jetzt schob sie vor, sie sei krank? Ein unwilliges Grunzen entfuhr der kleineren Liese und gerade, als sie der Freundin einen enttäuschten Antwortbrief schreiben wollte, legte sich eine warme, große und beruhigende Hand auf ihre Schulter. Sie sah von den ersten Zeilen auf in die grünen Augen ihres Ehemannes und ihr Ärger verflog. Arlassia schmiegte die Wange an eben jene Hand und schloss die Augen mit einem leisen Seufzer. „Ich packe ihr einen Korb und Rosalie soll ein Bild malen. Das bringe ich ihr dann am Wintertag.“ Lucius entgegnete nichts, nur ein wissendes Schmunzeln erschien in seinem schönen Gesicht. Seine Frau konnte ihrer Freundin eh nicht lange böse sein und würde einen bösen Brief bereuen sobald sie ihn abgeschickt hatte.


Der Wintertag war gekommen und Röschen hatte ein wunderbar buntes und fröhliches Bild für ihre Tante Dia gemalt. Das Kind hatte sich enttäuscht gezeigt, konnte aber mit ihren fünf Jahren verstehen dass Diarmai krank geworden war und wenn man krank war musste man im Bett liegen und eklige Medizin einnehmen. Darum wurde es auch ein besonders buntes und fröhliches Bild, als Ausgleich für die schlimme Medizin! Arlassia hatte Suppe eingekocht, Kekse gebacken, einen guten Schinken und Käse erstanden und ein Brot mit Nüssen für ihre kranke Freundin gebacken. Einen Thymianhonig besorgt und vitaminreiche Früchte aus Südlicht. Das alles befand sich nun zusammen mit Rosalies Bild in einem großen Korb um den die Dunkelhaarige eine große rote Schleife gebunden hatte.


Gerade wollte sie den Mantel greifen und den Schal, als es klopfte. Arlassia öffnete und dort stand sie. Ihre Freundin. Das Gesicht zerschrammt und den Arm geschient und sofort überkam sie ein schlechtes Gewissen. Das freudige Kreischen ihrer Tochter überhörte sie, als sie Diarmai in ihre Arme schloss und sich weigerte sie wieder los zu lassen.


Und so wurden es wundervolle Wintertage, laut und fröhlich, mit Gans und Rotkraut und Klößen. Und mit Worten, die Arla für ihre Freundin hatte: „Achje, Liese! Mach dir keine Sorgen, das kriegen wir schon hin.“

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