Amnoon ruft

Amnoon ruft


Wo auch immer sich Yarzar in seinem Leben gerade befand, er bekam einen Brief. Einen besonderen Brief, einen Brief aus Amnoon! Das Kuvert war Nachtblau und das goldene Wachssiegel trug eine Prägung, die er nicht kannte. Die Ornamentik war elonisch, astrologisch, ein Sternenbild. Welches? Keine Ahnung. Aber die Handschrift war vertraut, und die Sprache war es auch. Eine Geheimschrift. Er erinnerte sich an seinen alten Freund Shafir, mit dem er in dieser Schrift - die nur sie beide kannten - schon in der Vergangenheit die ein oder andere pikante Nachricht ausgetauscht hatten. So hatten sie sich gegenseitig Hinweise gegeben, wo es was zu holen gab. Die dicken Gewinne. Aber sie hatten sich auch über profanes ausgetauscht nur um sich darüber zu begeiern, wie weniger involvierte Menschen versuchten, die Nachrichten zu lesen und zu übersetzen, nur um dann herauszufinden, dass es eine Einkaufsliste für den Markt war. Diesmal aber war es keine Einkaufsliste, es war ein Ruf, eine Einladung:


"Ich brauche dich in Amnoon. Du wirst es nicht bereuen. Brech deine Zelte ab, unter meinen liegt dein Glück - Shafir"



Yarzar hielt sich derweil in Götterfels auf, als ihn der Brief erreichen sollte. Er war ein hoffnungsloser Nutznießer, aber auf die charmante Art. Es war so einfach mit seinem Gesicht zu bekommen, was er wollte das es schon fast skandalös war. Seine Anschrift war die zerbrochene Wunderlampe, welch ein Witz. Zerbrochene Wunderlampe; der Name erinnerte ihn ständig an Amnoon. Dort wo die Sterne ihr Zuhause hatten. Nach all den Jahren rief diese Stadt nach ihm. Er fühlte sich in Götterfels wohl, wo er noch ein unbeschriebenes Blatt gewesen war - nicht so in Amnoon. Yarzar bekam oft Post aus Amnoon, nur dieses eine Mal, da ignorierte er nicht die kurze Nachricht aus dem Nachtblauen Umschlag. Shafir rief nach ihm und er hatte direkt den Geschmack von Elona auf der Zunge. Der Geschmack des Orients. Und vor seinen Augen sah er einarmige Banditen, spürte gut benutzte Karten und roch den Qualm von Zigarren. Amnoon war sein Zuhause und das konnte er sich selbst nicht austreiben. Ihn hielt nichts in Götterfels und vielleicht, gabz vielleicht war er kein unbeschriebenes Blatt mehr - oder zumindest nicht mehr so sehr wie noch vor 4 Jahren.


Er hatte keine Verpflichtungen und er hatte nichts, was ihn noch in seinem Vorhaben hielt.


Noch wusste der Salif nicht, was ihn erwartete. Wieso Shafir ihn brauchte. Aber er hatte ihm versprochen zu kommen, wenn dies der Fall war.


Amnoon rief. Und er würde kommen, für jedes Geld der Welt.


Nicht mal unwesentlich später war der bunte Hund wieder in Amnoon.


In der Elonbucht roch es noch wie früher, die See und die Gewürze seiner Heimat. Auch der Markt war noch wie früher, bunte Händler, die ihre Waren feil boten, Kavaliere die auf ihren Raptoren nach Schurken wie ihm Ausschau hielten. Einen erkannte er wieder, er hatte ihm dereinst die Hand abhacken wollen für einen Diebstahl, sich dann aber doch hinter einer Hauswand anders... besänftigen lassen. Für wahr, es hatte seine Vorteile so ein hübscher Knabe zu sein wie Yarzar es einer war, aber für Shafir hatte sein Aussehen nie wirklich offensichtlich eine Rolle gespielt. Sie waren Freunde, platonisch. Damals hatte Shafir auch eine Frau verehrt, eine einzige Frau, die unerreichbar gewesen war, weil sie mit dem damaligen Casino-Besitzer verbandelt war, Shafir hatte für ihn als Berater gearbeitet. Das war überhaupt die Funktion, in der Yarzar ihn kannte, immer als Berater großer Leute, nie aber aber selbst in der Funktion eines Geschäftsführers. Er hatte den Schneid dazu, schon immer gehabt, aber es aus Kalkül vorgezogen, im Hintergrund die Fäden zu spinnen. Jetzt war das anders, alle Welt sprach davon, dass er das Ya Ajvar übernommen hatte, ein Casino. Yarzar musste also gar nicht erst knobeln oder eine Wahrsagerin befragen, um seinen alten Freund zu finden.


Er sog die Düfte ein und ihn war bewusst wie sehr ihm Amnoon fehlte.



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Bei dieser Geschichte handelt es sich um einen Mitschnitt von @Motte und mir.

Kommentare 8

  • Ach mann... Da dachte ich schon, es könnte was werden aus den beiden und da... Nur platonisch.. Pah.. Aber schöne Einführung auf dieser Seite. Yarzar wirkt auch mehr als nur interessant und werde mit Spannung verfolgen, was dieser schöne Knabe im Casino noch so alles heranbringen kann. ;) Wenn auch anscheinend nicht Shafir in seinem Bett... Wobei... Was nicht ist, kann noch werden! :D

    • Shafir ist zur Stunde tatsächlich überzeugt davon, ein heterosexueller Mann zu sein! Obwohl er seine Mädchen schminkt und ihnen die Haare macht. Ich befürchte aber, dass Yarzar das aus reinem Spieltrieb heraus immer wieder in Frage stellen wird. XD

    • Psch!

    • Jetzt freu ich mich gerade umso mehr von ihnen beiden zu lesen. :D

  • Schöne Umschreibung von Elona!

  • <3